Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Gabriel Clauder (1633-1691)

Einleitung

Clauder erzählt am Anfang seines Lebenslaufes von vermutlich traumatisierenden Erfahrungen, die ihm noch im Mutterleib widerfuhren. Als 1633 kaiserliche Kavallerie in Altenburg einfiel und Soldaten seinen Vater, einen protestantischen Geistlichen, folterten, musste sich seine mit ihm schwangere Mutter unter einer Stubenbank verstecken, um nicht vergewaltigt zu werden. Nachdem er die Altenburger Stadtschule besucht hatte, begab er sich im Alter von 18 Jahren auf die Universität Jena. Da er eine besondere Neigung zur Medizin verspürte, nahm er ein Studium dieses Faches auf. Nach dreijährigem Aufenthalt in Jena zog er nach Leipzig, wo sich ihm die Möglichkeit bot, bei freier Kost einen Medizinprofessor in seiner Praxis, seiner Laborarbeit und seiner Bibliothek zu unterstützen und dabei selbst zu lernen. 1658 unternahm er mit anderen Medizinstudenten eine Studienreise zu den Bergstädten im Erzgebirge und den böhmischen Bädern. Nachdem er über sieben Jahre in Leipzig zugebracht hatte, brach er 1660 zu einer Reise in die Niederlande und nach England auf. Von dort reiste er nach Italien und hielt sich vor allem in Padua auf. Nach seiner Rückkehr erlangte er 1661 in Leipzig den Grad eines Lizentiaten. Im folgenden Jahr wurde er zum Doktor promoviert und heiratete. Seine Ehefrau half ihm im Labor. Clauder ließ sich dann in seiner Heimatstadt als Arzt nieder. Das habe ihn niemals gereut, so schreibt er, da viele Patienten – darunter Hochadlige – nicht nur in dieser Stadt und ihrer Umgebung, sondern auch in benachbarten Städten Vertrauen zu ihm gefasst hätten. Wichtig ist es ihm zu erwähnen, dass er während der Pest 1682/83 Altenburg nicht verlassen habe. Dienstliche Verpflichtungen am Altenburger Hof sei er zunächst – wie er offen sagt – nur widerwillig eingegangen.