Personalschriften http://www.personalschriften.de/ Aktuelles de Personalschriften http://www.personalschriften.de/fileadmin/tt_news_article.gif http://www.personalschriften.de/ Aktuelles TYPO3 - get.content.right http://blogs.law.harvard.edu/tech/rss Fri, 03 May 2019 12:51:00 +0200 THELO aktualisiert http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/thelo-aktualisiert-1.html THELO, der Thesaurus Locorum, der frühneuzeitliche Ortsnamen verzeichnet und der heutigen... Nachrichten Fri, 03 May 2019 12:51:00 +0200 GESA aktualisiert http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/gesa-aktualisiert-1.html In GESA, dem GESAmtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten, der sämtliche der... GESA, dem GESAmtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten, der sämtliche der Forschungsstelle für Personalschriften zugängliche Leichenpredigten nach bestimmten Kriterien erschließt, sind nach der letzten Aktualisierung bereits 230.326 Datensätze erfasst. 146.522 (64,2 Prozent) davon sind bereits GND-referenziert.]]> Nachrichten Mon, 01 Apr 2019 18:47:00 +0200 Den Tod ins Leben ziehen http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/vortrag-vor-dem-arbeitskreis-fuer-systematisch-theologische-predigtforschung.html Vorträge vor dem Arbeitskreis für Systematisch-theologische Predigtforschung Nachrichten Fri, 08 Mar 2019 11:40:00 +0100 Leichenpredigten in der Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Schleiz http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/leichenpredigten-in-der-bibliothek-der-evangelisch-lutherischen-kirchgemeinde-schleiz.html Band 60 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen: Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Arnstadt. Bearbeitet von Eva-Maria Dickhaut, Daniel Geißler, Birthe zur Nieden, Eva-Maria Vering und Jörg Witzel. 2018. 2 Bde. 60/1 Katalogteil. XIV, 637 Seiten; 53/2 Registerteil. VIII, 412 Seiten. (Marburger Personalschriften-Forschungen 60). Kart. ISBN 978-3-515-12262-7. EUR 110,00.  Die Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde in Schleiz beherbergt eine quantitativ wie qualitativ außergewöhnliche Leichenpredigten-Sammlung. Sie gehörte ursprünglich zur Bibliothek des Schleizer Superintendenten Johann Gabriel Hartung d.Ä. (1614-1692), die dessen Sohn und Nachfolger Johann Gabriel d.J. (1641-1701) der Kirchengemeinde gestiftet hatte. Es handelt sich um eine der wenigen in weitgehender Vollständigkeit bis heute erhaltenen Gelehrtenbibliotheken aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein Blick in ihren handschriftlichen Katalog zeigt, dass sie den damaligen Wissenskosmos in größter Spannbreite widerspiegelt. Dazu gehören auch Leichenpredigten, die als gedruckte Einzelexemplare oder zeitgenössisch in Konvoluten zusammengebunden in dieser Bibliothek prominent vorhanden sind. Dies bezieht sich nicht nur auf Drucke aus dem 17., sondern auch aus dem 16. Jahrhundert, einer Zeit, aus der gedruckte Leichenpredigten nicht sehr zahlreich und, wenn überhaupt, erst aus der zweiten Hälfte belegt sind. Die Vollständigkeit der Leichenpredigten-Sammlung und ihr guter Erhaltungszustand sind der Tatsache geschuldet, dass die Bibliothek an ihrem Standort in der Stadtkirche St. Georg bis heute mehr oder weniger ein Dasein im Verborgenen geführt hat. Der vorliegende zweibändige Katalog erschließt in 2.150 Einträgen diesen wertvollen Quellenfundus an Leichenpredigten und sonstigen Trauerreden auf 1.012 Männer und 689 Frauen. Interessenten:
Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen. ]]>
Neuerscheinungen Mon, 17 Dec 2018 17:05:00 +0100
Philipp Christian Uffstainer (1589-1669) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/philipp-christian-uffstainer-1589-1669.html Porträts in Leichenpredigten – Wie kamen sie hinein und wie kamen sie wieder heraus? Das Kupfer ist zu finden. (Abb. 3) Auch das zweite in Autopsie genommene Exemplar der Leichenpredigt in der Universitätsbibliothek Gießen (W 50466/10) enthält kein Porträt, hat aber auch keinen entsprechenden Verweis. Hingegen ist auf das Exemplar in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (im Folgenden HAB Wolfenbüttel; Kat.Stolb.4/1,536, Nr. A 22348) der Porträtstich aufgeklebt. Er ist auch auf deutlich qualitätsvolleres Papier gedruckt als die Leichenpredigt selbst. Zudem ist er mit einer Blattgröße von 276x220 mm erheblich größer als die Leichenpredigt (195x145 mm) und dementsprechend gefaltet. Das gleiche lässt sich am Beispiel des Porträtkupfers und der Leichenpredigt auf Vincenz Steinmeyer beobachten. (Abb. 4) Auch hier findet sich im Exemplar der UB Erfurt der Vermerk das Kupfer ist zu finden. (Abb. 5) Das heißt, das Porträt wurde, der Handschrift nach zu urteilen, nicht allzu bald nach dem Erscheinen aus der Leichenpredigt entfernt. Das heißt, die Porträtstiche können ursprünglich den Leichenpredigten locker beigelegt worden sein und sind bereits zeitnah wieder daraus entnommen worden. Diese Vermutung erhält zusätzliche Plausibilität, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Kupferstiche eben nicht in der Druckerwerkstatt angefertigt wurden, sondern im Atelier des Künstlers. Wie Gert-Rüdiger Koretzki zeigte, wurden die Leichenpredigten ja in den meisten Fällen von den Hinterbliebenen in Auftrag gegeben. Gleiches lässt sich eben auch von den Porträtstichen annehmen. Beides war selbstverständlich in aller Eile zu erledigen, erwarteten die Angehörigen eine Publikation doch möglichst rasch nach der Beisetzung.[16] Der auf den 12. Juni 1666 datierte Eintrag im Rechnungsbuch Thelotts zur Lieferung seines Porträts des am 1. Mai verstorbenen Ogier Christoph Völcker zeigt, dass dies gewissermaßen binnen eines guten Monats tatsächlich geleistet werden konnte.[17] Dass, wie Franz Lerner und viele andere vor und nach ihm bedauerten, "die erfaßten Personalschriften schon vor ihrer bibliographischen Aufnahme dieser wertvollen Beigaben beraubt worden sind", lag indes nicht etwa am Desinteresse oder der mangelnden Sorgfalt der Bibliothekare.[18] Vielmehr wurden sie oft zeitnah, meist von den Besitzern der Druckwerke selbst, herausgetrennt und separaten Porträtsammlungen hinzugefügt oder in sogenannten Klebebänden gesammelt.[19] So riet Sigmund Jakob Apinus in seiner 1728 in Nürnberg erschienenen "Anleitung wie man die Bildnüsse berühmter und gelehrter Männer mit Nutzen sammlen"[20] soll, ganz unumwunden, sie, also die Bildnisse, aus Druckwerken herauszuschneiden: "Findest du vor Büchern, (l) Leich=Predigten, Calendern, Disputationen (m) Portraits, so nehme sie ohne Bedencken heraus, und lege sie zu deiner Collection."[21] (Abb. 6) Dieser heute etwas befremdliche Vorschlag rührte keineswegs von der manischen Sammelwut eines Dilettanten. Vielmehr maß man damals den Porträts u.a. einen außerordentlich hohen didaktischen Wert für den anschaulichen Unterricht an Schulen und Universitäten wie für die autodidaktische Bildung bei.[22] Und da Porträtstiche teuer waren und daher kaum in die Lehrbücher Eingang fanden, behalf man sich eben auf diesem Weg. Tatsächlich war Apinus selbst seit 1722 Professor am Nürnberger Egidien-Gymnasium und seit 1726 Mitglied der kaiserlichen Academia Naturae Curiosorum, also der sogenannten Leopoldina.[23] Auch wenn der Leipziger Superintendent Martin Geier 1664 betonte, dass der Vorteil der Leichenpredigt für die Memoriapflege gegenüber dem solitären steinernen Monument in ihrer größeren Unzerstörbarkeit und in ihrer Mobilität bestand, verlor sie als Gelegenheitsschrift mit dem wachsenden zeitlichen Abstand zum Ereignis, also den Bestattungsfeierlichkeiten, naturgemäß ihre unmittelbare Bedeutung.[24] Das heißt, die Heraustrennung der Porträts dürfte den Akkumulatoren und Begründern der großen Bildnissammlungen in erster Linie als sinnvolle Nachnutzung erschienen sein. Prof. Dr. HOLGER TH. GRÄF ist Akademischer Oberrat am Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg und stellvertretender Dienststellenleiter dieser Einrichtung. Er ist zudem als Honorarprofessor am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg tätig. Bestand: Universitätsbibliothek Gießen
Signatur: W50466/10
Enthalten in: Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Universitätsbibliothek Gießen, Bd. 1 (Marburger Personalschriften-Forschungen 7,1), Marburg 1985 Anmerkungen: [1] Vgl. Hans Jürgen von Wilckens, Portraitbilder in den Leichenpredigten des 17.-18. Jahrhunderts, Hildesheim 1967; Christa Pieske, Die druckgraphische Ausgestaltung von Leichenpredigten. Typologie und Ikonographie, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften, Bd. 2, Marburg 1979, S. 3-19; Ingrid Höpel, Bildliche Darstellungen in Leichenpredigten. Probleme und Praxis einer computergestützten Auswertung und ihre Relevanz für künstlerische Forschung, in: Rudolf Lenz (Hg.), Studien zur deutschsprachigen Leichenpredigt der frühen Neuzeit (Marburger Personalschriften-Forschungen 4), Marburg 1981, S. 132-184. [2] Vgl. beispielsweise Jill Bepler, Ansichten eines Staatsbegräbnisses. Funeralwerke und Diarien als Quelle zeremonieller Praxis, in: Jörg Jochen Berns u.a. (Hg.), Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (Frühe Neuzeit 25), Tübingen 1995, S. 183-197; Eva Bender, Die letzte Reise, in: Unterwegs [...] des Fürsten Reiselust. Begleitband zum Ausstellungsprojekt "Unterwegs [...]", hrsg. vom Schlossmuseum Darmstadt, Darmstadt 2012, S. 115-132; und immer noch grundlegend Wolfgang Brückner, Bildnis und Brauch: Studien zur Bildfunktion der Effigies, Berlin 1966, hier vor allem S. 41-47. [3] Vgl. Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten: eine Bestandsaufnahme, Bibliographie und Ergebnisse einer Umfrage (Marburger Personalschriften-Forschungen 3), Marburg 1980, S. X-XI; die Ergebnisse der Umfrage auf der Website der Forschungsstelle für Personalschriften, URL: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/bestandsumfrage.html (Zugriff: 27.08.2018). [4] Vgl. Höpel, Darstellungen (wie Anm. 1), S. 152. [5] Die Zahlen berechnet nach Franz Lerner, Frankfurter Leichenpredigten als Quellen der Stadt- und Kulturgeschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften, Bd. 1, Köln 1975, S. 234-276, hier S. 238 und 272. [6] Diese außergewöhnlich interessante Quelle liegt dem Verfasser vor und wird gegenwärtig für eine kommentierte Edition vorbereitet. [7] Vgl. Walther Karl Zülch, Frankfurter Künstler 1223-1700 (Veröffentlichung der historischen Kommission der Stadt Frankfurt am Main 10), Frankfurt (Main) 1935 (ND 1967), S. 565. [8] Siehe die Leichenpredigt auf Mylius: Menno Hannekenium, Christliche Leichpredigt [...] M. Ernestii Mylii [...], Marburg 1641 (Universitätsbibliothek Gießen, W50100(12)). [9] Vgl. Andreas Tacke, Italiensehnsucht und Akademiegedanke. Das Baseler Familienporträt Matthäus Merians des Jüngeren, in: Martin Gaier (Hg.), Der unbestechliche Blick. Lo sguadro incorruttibile. Festschrift zu Ehren von Wolfgang Wolters zu seinem siebzigsten Geburtstag, Trier 2005, S. 73-83, hier S. 83, Anm. 42. [10] Vgl. dazu Johannes Wallmann, Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus (Beiträge zur historischen Theologie 42), 2. Aufl., Tübingen 1986, S. 198-204. [11] Vgl. Ders. (Hg.), Philipp Jakob Spener. Briefe aus der Frankfurter Zeit 1666-1686, Teil 1: 1666-1674, Tübingen 1992, S. 13f., Brief an Balthasar Scheidt in Straßburg, Frankfurt a. M. 1. November 1666: Verhandlungen mit dem Frankfurter Verlegers Götze 1666 bzgl. eines Manuskriptes seines Straßburger Lehrers Scheidt. [12] Christian Kortholt, Vorbereitung zur Ewigkeit/ Oder Gründliche Anweisung/ Wie ein Mensch recht glauben/ Christlich leben/ und seelig sterben solle [...], Frankfurt (Main) 1671 (VD17 23:658547C); vgl. dazu Wallmann (Hg.), Spener (wie Anm. 11), S. 367-371, Brief an Christian Kortholt in Kiel, Frankfurt a. M. 24. Januar 1671, hier S. 368f. mit Anm. 13. [13] Zur Bedeutung Speners als Verfasser von Leichenpredigten in den frühpietistischen Kreisen Frankfurts vgl. Lerner, Leichenpredigten (wie Anm. 5), S. 268f. [14] Höpel, Darstellungen (wie Anm. 1), S. 158. [15] Ich danke Herrn Simon Dreher, Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg (jetzt Assistent am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien), für die entsprechende Auskunft. [16] Vgl. Gert-Rüdiger Koretzki, Leichenpredigten und ihre Druckherstellung. Ein Beitrag zur Untersuchung der materiellen Voraussetzungen einer gesellschaftlichen Modeerscheinung, in: Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle 2 (wie Anm. 1), S. 333-359, hier S. 351-354. [17] Vgl. Rechnungs- und Arbeitsbuch Thelott, fol. 10 (vgl. Anm. 6). Auch hier diente vermutlich ein Gemälde als Vorlage, wenngleich Thelott die Vorlage nicht nennt. Vgl. Heinz F. Friedrichs, Ein neuentdecktes Ölbild des Frankfurter Bürgermeisters Ogier Christoph Völcker (1596-1666), in: Hessische Familienkunde 5 (1960/61), Sp. 337-340. [18] Lerner, Leichenpredigten (wie Anm. 5), S. 272. [19] Vgl. dazu beispielsweise Marie Isabelle Vogel, Die Klebebände der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen. Wissenstransfer und -transformation in der Frühen Neuzeit (MeLis 20), Frankfurt (Main) u.a. 2015. [20] Sigmund Jakob Apinus, Anleitung wie man die Bildnüsse berühmter und gelehrter Männer mit Nutzen sammlen und denen dagegen gemachten Einwendungen gründlich begegnen soll [...], Nürnberg 1728 (VD18 90004515), Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, PURL (Werk): http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000173F00000000 (Zugriff: 31.08.2018). Ich danke Frau Lea Hagedorn (HAB Wolfenbüttel) für den Hinweis auf dieses Werk. [21] Ebd., S. 32. [22] Vgl. ebd., S. 57-77. Zu bedenken wäre freilich auch der Zusammenhang bei der Anlage dieser Klebebände bzw. Bildnissammlungen mit der im 17. Jahrhundert zu beobachtenden Konjunktur der "Porträtbücher" generell. Vgl. dazu Friedrich Polleroß, "Conterfet Kupfferstich". Neue Erkenntnisse zu den 'Porträtbüchern' des 17. Jahrhunderts, in: Frühneuzeit-Info 27 (2016), S. 170-191. [23] Vgl. Otto Puchner, Art. "Apinus, Siegmund (Sigismund) Jakob", in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 327 [Online-Version], URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120387794.html#ndbcontent (Zugriff: 04.09.2018). [24] Vgl. Koretzki, Leichenpredigten (wie Anm. 16), S. 333f. Zitierweise: Holger Th. Gräf, Philipp Christian Uffstainer (1589-1669). Porträts in Leichenpredigten – Wie kamen sie hinein und wie kamen sie wieder heraus?, in: Leben in Leichenpredigten 12/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/philipp-christian-uffstainer-1589-1669.html>]]>
Leben in Leichenpredigten Sat, 01 Dec 2018 08:27:00 +0100
Johannes Ußleber (1649-1698) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/johannes-ussleber-1649-1698.html Ein Medicus Chymicus aus Altenburg Trieb-Lust und Zuneigung[4] dazu verspürt habe, wandte er sich jedoch 1668 noch in Jena der Medizin zu. Vor allem bei dem Professor der Anatomie, Chirurgie und Botanik Werner Rolfinck (1599-1673) und dem Medizinprofessor Johann Theodor Schenck (1619-1671) erwarb er die Fundamenta Theoriae Medicae sowie Kenntnisse in Anatomie, Materia Medica Botanica und Chymie.[5] 1669 disputierte er unter der Leitung des Professors für Botanik, Anatomie und Chirurgie Johann Arnold Friderici (1637-1672) über eine eigenhändig verfasste Arbeit zur "Anatomia lienis", in der er vor allem anhand der Literatur, aber auch eines kurz zuvor von Friderici untersuchten Frauenleichnams Lage, Funktion, Gestalt und Krankheiten der Milz benannte.[6] Um 1669 wechselte Ußleber an die Universität Leipzig, wo der noch am Anfang seiner Karriere stehende, nur wenige Jahre ältere Arzt Michael Ettmüller (1644-1683)[7] sich seiner annahm. Ettmüller habe ihn zu all dem angeleitet, was einen Dogmaticu[s] rationali[s], einen gelehrten und curiösen Medicu[s] ausmache, womit Ußleber zugleich sein ehrgeiziges Studien- und Arbeitsprogramm formulierte: zur wahren Philosophie [...], ferner zu der gründlichen Erlernung der Zergliederungs-Kunst/ und Erkäntnüß des menschlichen Leibes/ wie auch die Botanie und Plantarum Characterem zu erlernen/ und allerhand Plantas monstrosas darneben zu observiren/ Hortos Hyemales, oder Herbaria viva wohl anzurichten. Uber diß zur Pharmacevtica, oder Apothecker-Kunst, zumahl aber/ alle Medicamenten selbst zuzubereiten/ von ihren Fecibus wohl zu reinigen/ besser zu maturiren und auszukochen/ zu rectificiren/ und zu perfectioniren/ absonderlich aber zur wahren rationi & experientiae gemäßen [...] Chemie, Item zu allerhand Metallen/ Mineralien/ Ertz- und Berg-Arten/ gründliche Wissenschafft und Besuchung allerhand Berg- und Saltz-Wercke/ Glas- Scheide- und Probier-Kunst [...]. Weiter zu genauer Erkundigung und Probierung allerhand Erden/ Letten/ Wasser- Heil- und Sauer-Brunnen/ warmer Bäder derer Adern und Gänge [...]/ allerha[n]d Edel- und Unedel Gesteine/ Muscheln/ Schnecken/ Gewürme/ Thiere/ und andere Res naturales. Ferner zur Vernunfftmäßigen Praxi der Wund-Artzeney/ und dann bey den Patienten zu genauer Untersuchung und Erkundigung aller Umstände/ und denn zu Verordnung der hierwider bewährtesten Artzneyen/ ohne allen Umschweiff/ und per rectam & Regiam viam.[8] 1671 unternahm Ußleber eine Bildungsreise in die Niederlande, wo er naturkundliche und andere Sehenswürdigkeiten besichtigte, mithilfe von Empfehlungsschreiben seines Mentors Ettmüller Kontakte knüpfte und in Leiden sein Studium Anatomico-Practico-Chirurgicum fortsetzte. Mit dem Botaniker Arnoldus Syen (1640-1678), der sich vor allem um die Beschreibung exotischer Pflanzen verdient machte, habe er täglich den dortigen Akademischen Garten besucht. Der Professor für praktische Medizin Franciscus Sylvius, also Franz de le Boë (1614-1672), einer der bedeutendsten Iatrochemiker[9] seiner Zeit und Begründer des klinischen Unterrichts an der Universität Leiden, sowie der Professor der Anatomie Charles Drelincourt (1633-1697) hätten ihn in der klinischen Praxis angewiesen. Am Krankenbett unterrichtet hätte ihn auch der Privatgelehrte und -lehrer für Chemie Christian M. Marggraff (1626-1687), der ihn vor allem in der Chemie, und sonst zu allen einem Medico nützlichen Dingen [...] väterlichst manducieret habe.[10] Ußleber hatte ursprünglich nach England weiterreisen wollen, kehrte jedoch wegen des beginnenden Englisch-Niederländischen Seekriegs (1672-1674), nicht sonder Gemüths-Bekräncknüß,[11] vorzeitig über Köln, Regensburg, Nürnberg, Gotha und Leipzig nach Altenburg zurück. Gewissermaßen im Durchreisen[12] wurde er Ende Juni 1672 mit einer Disputatio sine praeside zum Thema "De sterilitate utriusque sexus"[13] in Altdorf zum Dr. med. promoviert. Ußleber ließ sich trotz Karriereaussichten in Amsterdam und Nürnberg auf Wunsch seines Vaters in Altenburg nieder, erwarb sich, auch über die Grenzen des Fürstentums hinaus, das besondere Vertrauen [...] viel[er] gemeine[r] und vornehme[r] Leute[14] und baute eine florierende Praxis auf. 1676 wurde er zum Ordinar-Land-Physic[us], 1684 zugleich zum stellvertretenden Amts- und Stadt-Physikus berufen; beide Ämter übte er beinahe bis zum Lebensende aus. Ußlebers Lebenslauf vermittelt den Eindruck eines disziplinierten, in steter Pflichterfüllung als Bürger und Christ verbrachten, gelungenen Lebens. Zu den Erfolgen zählte in dieser Hinsicht auch eine gute Ehe, aus der nicht nur sechs überlebende Kinder (von acht geborenen) hervorgingen, sondern die es Ußleber offenbar erlaubte, sich weitestgehend auf seinen Beruf zu konzentrieren und die Haushaltsführung zeitweilig ganz seiner Frau zu überlassen.[15] Das Hauptgewicht der selbstverfassten Vita liegt auf dem ausführlich geschilderten beruflichen Werdegang. Durch die detaillierte Nennung seiner Ausbildungsstationen und seiner zum Teil hochangesehenen Lehrer erwies Ußleber nicht nur seinen Förderern Dank, sondern reklamierte zugleich seinen Platz in der akademischen Medizin seiner Zeit. Über seine Tätigkeit als Land- und Stadtphysikus sowie als Amtsarzt berichtet er Folgendes: Er habe persönlich bei an hoch ansteckenden Infektionskrankheiten Erkrankten die Diagnose gestellt; seine Arbeit als Landphysikus sei mit strapaziösen, auch nächtlichen Reisen verbunden gewesen; und er habe in Abwesenheit des Hofarztes Gabriel Clauder (1633-1691), der sich, nach dessen Lebenslauf, 1682 und 1684 zeitweilig in Dresden aufhielt,[16] den gesundheitlich angegriffenen Stadtphysikus Matthias Zacharias Pilling (1640-1684) unterstützen müssen.[17] Seine freie Zeit habe er zu Forschungen, wissenschaftlicher Korrespondenz und zur Lektüre theologischer Werke genutzt. Ußlebers medizinische Vorbildung und die lange, über sechsmonatige Krankheitsdauer ermöglichten ihm, auch seine tödliche Erkrankung zu schildern. Er versinnbildlichte seinen Tod, ähnlich wie schon die meditative Versenkung in theologische Schriften, in den termini technici seines Berufs als chemischen Sublimationsprozess. Der autobiographische Lebenslauf entstand, das legen verschiedene Zeitangaben nahe, vermutlich während der letzten Krankheit und wurde in den letzten Lebenswochen abgeschlossen. Er folgt dem im 17. Jahrhundert etablierten Schema, nach welchem die Personalia in Leichenpredigten Angaben zu Herkunft, Bildungsgang und Berufsweg, privater Lebensführung und Nachkommenschaft sowie zum christlichen Lebenswandel und Sterben enthalten. Innerhalb dieses Schemas ermöglichten gerade autobiographische Lebensläufe ganz eigene Gewichtungen und Wertungen. Auch wenn dabei sowohl mit Selbstilisierungen als auch mit Eingriffen fremder Hände zu rechnen ist, vermitteln autobiographische Viten besondere Einblicke in die Lebens- und Gefühlswelt der Frühen Neuzeit. Ußlebers Lebenslauf ist zweifach überliefert, als autobiographischer oder weitgehend autobiographischer Text aus dem Jahr 1692 und als Kurzbiographie vermutlich von der Hand des Verfassers der Leichenpredigt aus dem Jahr 1706.[18] Auch die Zusammenfassung nennt die Lebensstationen sowie bekannte Lehrer und behandelt den christlichen Lebenswandel und das christliche Sterben, wobei ohne weitere Kennzeichnung Teile aus der autobiographischen Vorlage übernommen wurden. Es entfallen aber spezifische Details zu Studium,[19] Bildungsreise und Berufstätigkeit sowie zur Ehe und zur Frömmigkeit Ußlebers. Details zur beschwerlichen Arzttätigkeit fehlen ganz. Die Ehe wird lediglich als höchst vergnügt und friedlich und als langjährig bezeichnet;[20] weitere Einzelheiten, außer der Nachkommenschaft, werden nicht genannt. Der Satz in der Zusammenfassung: So hat er [Ußleber] auch sonsten gegen iedermann sich demüthig/ leutselig/ dienst- und friedfertig/ auch gegen Arme freygiebig erwiesen,[21] findet sich im autobiographischen Lebenslauf gar nicht; er ist aber als Aussage über das normgerechte soziale Verhalten eines Verstorbenen so oder ähnlich in Leichenpredigten häufig anzutreffen. Durch diese Abwandlungen, die vermutlich aus publikations- und adressatenbezogenen Gründen erfolgten und insgesamt nicht entstellend wirken, wurde gleichwohl aus einem sehr persönlichen, der Selbstvergewisserung, der Danksagung und der Steuerung der Memoria dienenden Dokument ein Stück Erbauungsliteratur. EVA-MARIA VERING ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle für Personalschriften. Bestand: Stadtarchiv Altenburg
Signatur: A I 41
Enthalten in: Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Stadtarchiv Altenburg (Marburger Personalschriften-Forschungen 44), Stuttgart 2007 Anmerkungen: [1] Folgende Publikationen Ußlebers sind greifbar: - Johann Arnold Friderici/Johannes Ußleber, Anatomia lienis [...], Jena 1669 (VD17 1:090952H und 39:166429H). Ein Teil der Auflage war dem Rat der Stadt Altenburg und Ußlebers Förderern gewidmet (vgl. VD17 1:090952H). Am Schluss der Arbeit sind Glückwunschgedichte u.a. seiner Lehrer Friedemann Bechmann, Werner Rolfinck, Caspar Posner und Michael Christian Ludovici abgedruckt. Digitalisat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (im Folgenden SUB Göttingen) (VD17 1:090952H), PURL (Werk): http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN77999261X (Zugriff: 16.08.2018).
- Johannes Ußleber, [...] De sterilitate utriusque sexus [...], Altdorf 1672 (VD17 32:671355K und 547:644843T). Ein Teil der Auflage (vgl. VD17 547:644843T) enthält eine Widmung für den neuen Landesherrn, Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601-1675). Digitalisat der SUB Göttingen (VD17 32:671355K), PURL (Werk): http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN771024290 (Zugriff: 16.08.2018).
- Johannes Ußleber, Wohlmeinender Unterricht von Natur und Eigenschafft der itzo hin und wieder einreissenden/ und unsern Gräntzen immer nähernden unartigen Fiebern/ Wie nehml. die Gesunden sich im Nothfall praeserviren/ die allbereit mit solcher Seuche behafftete Personen sich Hülffe schaffen können/ auch wie denen bey dieser gefährlichen Seuche so mancherleyen Zufällen mit darwider bewehrtestn/ gemeinsten und wohlfeilsten Artzeneymitteln möglichster massen zu wiederstehen sey [...], Altenburg 1694 (VD17 1:061537F), Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, PURL (Werk): http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000216D200000000 (Zugriff: 16.08.2018).
- Ußleber zeichnete außerdem ein gemeinsames Trauergedicht der in Jena studierenden Altenburger anlässlich der Beerdigung von Herzogin Magdalena Sybilla von Sachsen-Altenburg, geb. Herzogin von Sachsen, verw. Prinzessin von Dänemark (1617-1668) am 6. März 1668: Erhöhete Raute [...], in: Johann Gottfried Sagittarius, Der Menschen Streit/ Knechtschaft/ und Arbeiten [...] Als die Weiland Durchläuchtigste [...] Fürstin und Frau Magdalena Sybilla/ [...] vermählte Princeßin zu Sachsen/ Jülich/ Cleve und Berg [...] den 6. Januarii Anno 1668. [...] selig eingeschlaffen [...], Altenburg [1669], S. 127-138, hier S. 138 (Name Ußlebers) (VD17 23:256324P), Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), PURL (Werk): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-104563 (Zugriff: 16.08.2018).
Darüber hinaus widmete der Mediziner Gottlieb Adam Koehler (1682-1722) seine Disputation (Rudolf Wilhelm Crause/Adam Gottlieb Köhler, Disputatio inauguralis medica de fulmine tactis [...], Jena 1694 [VD17 1:062629Z]) u.a. Ußleber: Med Doct. & Pract. Celeberrimo, Ducal. Saxo-Altenburg. Provinc. ordinario, ejusdemque Praefecturae & Oppidi Extraordinar. Physico optime merenti. Ebd., S. 2. -
Eine gewisse anekdotische Bekanntheit erlangte Ußleber im berufsständischen Konflikt mit dem Wundarzt Johann Andreas Eisenbarth (1663-1727), der von 1686 bis 1688 in Altenburg praktizierte. [2] Jacob Daniel Ernst, Gott/ Als der rechte Leibes- Gemüths- und Seelen-Artzt [...] Alß der Wohl-Edle/ Vest- Hochgelahrt- und Hocherfahrne Herr Johann Ußleber [...] am [...] 25. Martii/ des Jahres MDCXCVIII. Zu seinem Ruhe-Bette gebracht wurde [...], Altenburg 1698 (VD17 39:117501C); der Lebenslauf ist abgedruckt auf S. 31-39. Eine weitere, bearbeitete Ausgabe der Leichenpredigt ist in einer Sammlung des Verfassers erschienen: Jacob Daniel Ernst, Die Achte Predigt [...], in: Ders., Die Schlaf-Cammern der Gerechten Oder unterschiedliche Leichen- Trost und Gedächtnüß-Predigten [...], Altenburg 1706, S. 397-448, darin der Lebenslauf auf S. 443-448 (Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Leichenpredigten Sammelband 27). [3] Nach dem Abschluss seines Studiums der Theologie und der Geschichte in Leipzig mit der Erlangung des Magistergrades 1661 sowie der Ernennung zum Poeta laureatus 1662 wurde Ernst 1663 zunächst Pfarrer in Kriebitzsch bei Altenburg. Von 1678 bis 1683 leitete er als Rektor das Gymnasium in Altenburg, anschließend war er Substitut des Stiftspredigers, Diakon bzw. Archidiakon und ab 1705 Stiftsprediger und Konsistorialbeisitzer in Altenburg. Zu seiner Biographie vgl. u.a. Wolfgang Brückner, Art. "Ernst, Jacob Daniel", in: Kurt Ranke/Rolf Wilhelm Brednich (Hg.), Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Bd. 4: Ente-Förster, Berlin/New York 1984 (ND 2017), Sp. 222-225; John L. Flood, Poets laureate in the Holy Roman Empire, Bd. 2: D-K, Berlin/New York 2006, S. 489-495. [4] Ernst, Seelen-Artzt (wie Anm. 2), S. 32. [5] Ebd. [6] Siehe Friderici/Ußleber, Anatomia lienis (wie Anm. 1). [7] Ettmüller wurde 1668 in Leipzig promoviert, 1676 hier auch habilitiert und 1681 zum Ordinarius der Botanik und Extraordinarius der Anatomie und Chirurgie ernannt. Darüber hinaus war er seit 1670 Mitglied der Leopoldina. "Ettmüller galt als einer der tüchtigsten deutschen Universitätslehrer seiner Zeit. Er war ein eifriger Anhänger F. de la Boë Sylvius' [...] und machte sich die Verschmelzung der Chemiatrie mit dem Kartesianismus zur Aufgabe." Carl Rabl, Geschichte der Anatomie an der Universität Leipzig (Studien zur Geschichte der Medizin 7), Leipzig 1909, S. 42. [8] Ernst, Seelen-Artzt (wie Anm. 2), S. 33; dagegen in der zweiten Ausgabe von 1706: Gleichwie nun Ehren bemeldter Herr D. Ettmüller ihn zu allem was nach dem Genio des heutigen curiösen Seculi einem Dogmatico rationali, und gelehrten Medico eignet und gebühret sorgfältigst anführen wollen; Also hat selbiger ihn auch nach absolvirten cursu Medico, nunmehr in frembde Lande zu reisen/ wolmeynend gerathen. Ders., Die Achte Predigt (wie Anm. 2), S. 445; Ergänzungen hier und im Folgenden d.V. [9] Die "Kernaussage" der Iatrochemie lautete, dass "alle Lebensvorgänge essentiell chemisch determiniert seien". Vgl. Wolfgang U. Eckart, Geschichte der Medizin, 5., korrigierte und aktualisierte Auflage, Berlin/Heidelberg/New York 2005, S. 127. Ein weiteres Anliegen war die Herstellung von Medikamenten durch chemische Prozesse. Vgl. Jost Weyer, Geschichte der Chemie, Bd. 1: Altertum, Mittelalter, 16. bis 18. Jahrhundert, Berlin 2018, S. 429. [10] Ernst, Seelen-Artzt (wie Anm. 2), S. 35. [11] Ebd. [12] Ebd. [13] Siehe Ußleber, De sterilitate utriusque sexus (wie Anm. 1). [14] Ernst, Seelen-Artzt (wie Anm. 2), S. 36. [15] Vgl. ebd.: Bey solchem Ehestande [...] habe ich sonderlich zu rühmen/ wie meine allerliebste Ehe-Genossin allezeit treulichst vor mich gesorget/ und zumahl/ so ich auffm Lande gewesen/ gebethet/ die Haushaltung vor sich gantz allein/ ohne mein Zuthun/ also sorgfältig dirigiret/ daß ich vor nichts/ als meine Praxin, und was solcher anhängig/ sorgen dürffen/ mir auch darneben in meinen laboribus Chymicis, Praeparation und Dispensation der Artzeney emsig beygestanden/ und sonsten viel Liebes und kein Leid gethan. Dagegen heißt es in der Ausgabe von 1706 formelhaft: Diesen ihren Ehestand hat Gottes Güte [...] höchst vergnügt und friedlich gerathen und sie über 25. Jahr beysammen gelassen [...]. Ernst, Die Achte Predigt (wie Anm. 2), S. 446. [16] Vgl. Paulus Martinus Sagittarius, Das Recht und nützlich-eingerichtete Vertrauen Davids [...] Bey des Weyland Wohl-Edlen/ Vest- und Hochgelahrten Hn. Gabrieli Clauderi [...] Den 15. Januar [1691] angestellter ansehnlicher Leichen-Bestattung [...], Altenburg [1691], S. 43f. (VD17 1:023253T); vgl. auch die digitale Edition der Autobiographie Clauders im Projekt "AutoThür" der Forschungsstelle für Personalschriften, URL: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/digitale-editionen/autothuer/gabriel-clauder-1633-1691/lebenslauf.html (Zugriff: 16.08.2018); und Johanna Pöppelwiehe, Gabriel Clauder (1633-1691). Meines Lebens/ Eingang/ Fort- und Ausgang endlich betreffende - Die autobiographischen Personalia eines Altenburger Hofarztes, URL: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/gabriel-clauder-1633-1691.html (Zugriff: 16.08.2018). [17] Vgl. Ernst, Seelen-Artzt (wie Anm. 2), S. 37. [18] Siehe Anm. 2. [19] Siehe z.B. die oben zitierte Passage Dogmaticu[s] rationali[s] [...] per rectam & Regiam viam und Anm. 8. [20] Siehe Anm. 12. [21] Ernst, Die Achte Predigt (wie Anm. 2), S. 447. Zitierweise: Eva-Maria Vering, Johannes Ußleber (1649-1698). Ein Medicus Chymicus aus Altenburg, in: Leben in Leichenpredigten 11/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/johannes-ussleber-1649-1698.html>]]>
Leben in Leichenpredigten Thu, 01 Nov 2018 09:33:00 +0100
Digitalisierung in Bibliotheken http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/digitalisierung-in-bibliotheken.html Beitrag von Jörg Witzel über "AutoThür" Neuerscheinungen Tue, 23 Oct 2018 08:51:00 +0200 THELO aktualisiert http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/thelo-aktualisiert.html THELO, der Thesaurus Locorum, der frühneuzeitliche Ortsnamen verzeichnet und der heutigen... Nachrichten Tue, 09 Oct 2018 11:04:00 +0200 Sophie Elisabeth Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. Herzogin von Mecklenburg-Güstrow (1613-1676) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/sophie-elisabeth-herzogin-von-braunschweig-wolfenbuettel-geb-herzogin-von-mecklenburg-guestrow-16.html Die soziale Rolle der Stiefmutter bisweilen ein tirocinium der geduld ausgestanden, wird in seinem Lebenslauf berichtet,[4] und der Stiefvater von Christoph Buntz aus Ulm wäre so streng gewesen, dass die Mutter das Kind vorsorglich zur Tante schickte.[5] Dennoch überwiegen positive Beurteilungen: Von Christian Teichmann aus Leipzig heißt es, er habe seine Stiefmutter sehr geliebt,[6] und der Bürgermeisterwitwe Regina Mager aus Bischofswerda wurde nachgesagt, dass sie gegen ihre Stieffkinder sich als eine rechte leibliche Mutter erzeiget/ ihnen alles guttes bewiesen/ auch dero Kinder/ welche es benötiget gewesen/ an ihren Tisch genommen/ und ihnen nothdürftigen unterhalt verschaffet habe.[7] Aufgrund der generell geringen Lebenserwartung war das Familienmodell der stiefelterlichen Erziehung auch in adligen Familien anzutreffen. Allerdings erweiterte sich hier die Rolle einer Stiefmutter um herrschafts- bzw. hofspezifische Komponenten. Insbesondere in Fürstenhäusern führte dies zur Entstehung eines neuen Frauentypus. Oft übernahm am Hof eine noch sehr junge Frau die Aufgaben einer ebenfalls in jungen Jahren während einer Geburt oder im Kindbett Verstorbenen. Sie hatte dann nicht nur die sozialen Rollen der Repräsentantin am neuen Hof oder der Gattin des regierenden Fürsten auszufüllen, sondern sie war außerdem als Stiefmutter für die Fürsorge, Pflege und Erziehung dort lebender minderjähriger Kinder des Regenten zuständig. Der Lebenslauf von Sophie Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow steht beispielhaft für diese Entwicklung. Sie und ihre Schwester Christine Margarethe (1615-1666) waren in ihrer Kindheit selbst von liebevollen Stiefmüttern erzogen worden. Die erste, Elisabeth, geb. Landgräfin von Hessen-Kassel (1596-1625), eine gelehrte und hochmusikalische Frau, wird noch in Sophie Elisabeths Leichenpredigt für die herzliche Erziehung gelobt, und auch die zweite, Eleonore Marie, geb. Prinzessin von Anhalt-Bernburg (1600-1657), gab ihre Musikbegeisterung an ihre Stiefkinder weiter.[8] Als Sophie Elisabeth 1535 mit 21 Jahren den verwitweten Herzog August II. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579-1666) heiratete, hatte sie sich bereits in mehreren Briefen zur Erziehung seiner heranwachsenden Kinder geäußert.[9] Nach der Heirat widmete sie sich unablässig der Betreuung und Ausbildung ihrer Stief- und hinzukommenden eigenen Kinder.[10] Musiktraditionen, mit denen sie durch ihre Stiefmutter Elisabeth und den Kontakt zum Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672) vertraut war, etablierte sie nun am Wolfenbütteler Hof. Sie komponierte Singspiele mit Texten ihres Stiefsohnes Anton Ulrich,[11] und übersetzte zusammen mit ihren Stief- und leiblichen Kindern französische Romane ins Deutsche. Sie selbst war eine leidenschaftliche Spielerin der Viola da Gamba ‒ am Hof ihres Vaters, Herzog Johann Albrecht II. von Mecklenburg-Güstrow, hatte sie von dem Engländer William Brade (1560-1630) eine entsprechende musikalische Ausbildung erhalten. Nun setzte Sophie Elisabeth sich dafür ein, dass auch ihre Stiefkinder das Spielen dieses populären Instruments erlernten. Ein Familienbildnis dokumentiert, dass sie dabei offensichtlich erfolgreich war (siehe Abb. 2 in der Bildgalerie oben). Mit einem als Gelehrten geschätzten Vater und einer poetisch und musikalisch begabten Stiefmutter erhielten die zusammen heranwachsenden Geschwister eine vielseitige Erziehung an einem kinderfreundlichen Hof. In ihrer Leichenpredigt bzw. dem darin enthaltenen Lebenslauf bleibt ihr Agieren als liebevolle Stiefmutter jedoch unerwähnt.[12] Obwohl die Trauerschrift allen Kindern gewidmet ist, wird im zugehörigen Lebenslauf die Tatsache ausgeklammert, dass Sophie Elisabeth die dritte Ehefrau von Herzog August II. war und sich sehr zugunsten der Betreuung und Erziehung ihrer vier Stiefkinder engagiert hatte. Es werden nur ihre leiblichen Kinder Ferdinand Albrecht und Marie Elisabeth erwähnt. Vermutlich war ihr Sohn Ferdinand Albrecht Herausgeber dieses Nachrufs, denn offensichtlich steht diese Diskrepanz in Zusammenhang mit dessen Nichtbeachtung bei der Erbfolge. Als Herzog August II. starb, wurde ihm als dessen drittem Sohn nämlich nur ein überschaubarer Teilbereich des Herzogtums (Schloss Bevern) zuerkannt. In seinen von ihm selbst publizierten Werken "Sonder-bahre [...] Andächtige Gedancken" (1677) und "Wunderliche Begebnüssen" (1678-1680) beklagte er sich auch später bitter über die Behandlung durch seine Brüder.[13] Leichenpredigt und Lebenslauf, die der betagte Hofprediger Brandanus Daetrius bei der Beerdigung Sophie Elisabeths 1676 vorgetragen hatte, enthielten vermutlich Hinweise auf ihr Verhalten als Stiefmutter, aber diese Passagen müssen für die Drucklegung wohl auf Anweisung Ferdinand Albrechts getilgt worden sein. Es ist unbekannt, wie die Kinder/Geschwister auf dieses biographische Porträt ihrer Stiefmutter/Mutter in dem Leichenpredigt-Druck reagierten. Die Beerdigung von Sophie Elisabeth fand zwar in Wolfenbüttel statt, jedoch hatte sie vor ihrem Tod schon zehn Jahre im weit entfernten Lüchow auf ihrem Witwensitz residiert. Der Wolfenbütteler Hof war inzwischen Lebensmittelpunkt nachwachsender Generationen, und dort hatte man gerade einen folgenreichen menschlichen Verlust erlitten. Der älteste Sohn Herzog Anton Ulrichs, August Friedrich (1657-1676), war im Siebenjährigen Krieg bei der Schlacht um Philippsburg erschossen worden. Seine Leiche wurde nach Wolfenbüttel transportiert und wenige Tage vor der Beerdigung seiner Stiefgroßmutter beigesetzt.[14] Mit diesem Schicksalsschlag beschäftigten sich die Mitglieder des tieferschütterten Hofes - nicht mit der Beerdigung einer alten Dame, die schon Jahre zurückgezogen auf ihrem Witwensitz gelebt hatte. Mit den eigenmächtigen nachträglichen Texteingriffen zugunsten seiner selbst hat Ferdinand Albrecht seiner Mutter Unrecht getan. Denn nach allen überlieferten Berichten zu urteilen, hatte sie die schwierige Rolle, eine neue Mutter für die vier Wolfenbütteler Fürstenkinder zu sein, gemeistert und ihre diversen Begabungen und Talente zugunsten ihrer neuen Familie eingesetzt. Nachweislich verhinderten später Ferdinand Albrechts Halbbrüder die von ihm initiierte ausführliche und selbstverherrlichende Autobiographie in dessen eigener Leichenpredigt und ließen vor der Drucklegung wiederum deren Darstellungsweise verändern. Prof. Dr. CORNELIA NIEKUS MOORE ist emeritierte Professorin für deutsche und niederländische Sprache an der University of Hawaii, Mānoa (USA). Sie lebt in Fairfax (USA); regelmäßige Forschungsaufenthalte führen sie u.a. an die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Bestand: Stolberger Leichenpredigten-Sammlung (als Depositum in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)
Signatur: Slg. Stolberg 6921
Enthalten in: Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg'schen Leichenpredigten-Sammlung, Bd. III, Leipzig 1930 Anmerkungen: [1] Siehe etwa folgende Publikationen: Anonym, Ein Warhafftige Newe Zeitung Von einer Stiefmutter vnd ihrem Stiefkindt/ wie sie demselbigen Kind ein gantz Jahr nichts anders als Rübstucken vnnd Rübschnitz fürgworffen zu essen/ Auch wie es von GOtt erhalten vnd ernehret worden/ vnd die Mutter darumb ihren verdienten Lohn empfangen [...], Magdeburg [1616] (VD17 1:691834X), Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz), PURL (Werk): http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000BF3500000000 (Zugriff: 15.06.2018); Anonym, Vier ganz neue Geschichtslieder [...] das Erste von einem Haffner zu Bärn, im Schweizerland, welcher eine Wittfrau mit Fünf Kindern geheyrathet, diese fünf Kinder aber hat er nur für seine Hund gehalten [...], o.O. 1780. [2] Vgl. Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Bd. 40, Leipzig/Halle (Saale) 1744 (ND Graz 1962), S. 24-26. [3] Vgl. Cornelia Niekus Moore, Stepfamilies and Blended Families in Protestant Funeral Sermons in Early Modern Germany, in: Lyndan Warner (Hg.), Stepfamilies in Europe, 1400-1800, London/New York 2018, S. 125-145. [4] Vgl. die Leichenpredigt auf den anhaltinischen Hofrat Andreas Müller (1611-1668): Georgius Raumerus, Wie Wol Gott der Herr den guten und frommen Hertzen thue [...], Köthen 1668, Bl. G2v (VD17 7:713774C), Digitalisat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (im Folgenden SUB Göttingen), PURL (Werk): http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN630747784 (Zugriff: 15.06.2018). [5] Vgl. die Leichenpredigt auf den Kaufmann Christoph Buntz (1622-1698): Johann Heinrich Weihenmayer, XIII. Leich-Predigt [...], in: Ders., Heilsame Sterbens- und Todes-Betrachtungen [...], Ulm 1706, S. 270-291, hier S. 289 (VD18 10968989), Digitalisat der SUB Göttingen, PURL (Werk): http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN719687187 (Zugriff: 15.06.2018). [6] Vgl. die Leichenpredigt auf den Buchbinder Christian Teichmann (1636-1660): Daniel Müller, Christ-gläubiges Hoffen und Ruffen [...], Leipzig 1661, Personalia (VD17 7:709688G). [7] Vgl. die Leichenpredigt auf Regina Mager, geb. Weber, verw. Heide (1553-1631), Witwe von Peter Mager, Bürgermeister von Bischofswerda: Paulus Menius, Christlicher Leich-Sermon [...], Bautzen 1631 (Universitätsbibliothek Leipzig, Fam.756(K)3), Bl. E2. [8] Vgl. Gudrun Busch, Wolfenbüttel, Halle, Weißenfels und wieder Wolfenbüttel. Glanz und Abglanz höfischen Musiktheaters zwischen Oker und Saale, in Eleonore Sent (Hg.), Die Oper am Weißenfelser Hof (Weißenfelser Kulturtraditionen 1), Rudolstadt 1996, S. 209-246. [9] Schon vor ihrer Heirat schrieb Sophie Elisabeth 19 Briefe an Herzog August II., die die Erziehung der Kinder betrafen. Siehe Niedersächsisches Landesarchiv - Standort Wolfenbüttel, Nr. 1, Alt 23, Nr. 247, Bl. 4-41; siehe auch Karl Wilhelm Geck, Sophie Elisabeth Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg (1613-1676) als Musikerin (Saarbrücker Studien zur Musikwissenschaft, N.F. 6), Saarbrücken 1992, S. 36-38. [10] Die Stiefkinder: Rudolf August (1627-1704), Sibylle Ursula (1629-1671), Clara Augusta (1632-1700) und Anton Ulrich (1633-1714); die eigenen Kinder: Ferdinand Albrecht (1636-1687), Maria Elisabeth (1638-1687) und Christoph Franz (geb./gest. 1639). [11] Vgl. Gudrun Busch, Herzogin Sophie Elisabeth und die Musik der Lieder in den Singspielen Herzog Anton Ulrichs zu Braunschweig und Lüneburg, in: Dies./Anthony J. Harpert (Hg.), Studien zum deutschen weltlichen Kunstlied des 17. und 18. Jahrhunderts (Chloe 12), Amsterdam/Atlanta 1992, S. 127-182. [12] Vgl. Brandanus Daetrius, Königes Davids Hertzens-Lust und Liebe zum steten Lobe Gottes [...], Wolfenbüttel [1677] (VD17 1:023499A), Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, PURL (Werk): http://diglib.hab.de/drucke/gn-4f-404/start.htm (Zugriff: 15.06.2018). [13] Ferdinand Albrecht I. Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Sonder-bahre/ aus Göttlichen eingeben/ Andächtige Gedancken [...], Bevern 1677 (VD17 39:149266G); Ders., Wunderliche Begebnüssen und wunderlicher Zustand In dieser wunderlichen verkehrten Welt [...], 2 Bde., Bevern 1678-1680 (VD17 23:232740); vgl. dazu Jill Bepler, Ferdinand Albrecht, Duke of Braunschweig-Lüneburg (1636-1687). A Traveller and His Travelogue (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 16), Wiesbaden 1988, insbesondere S. 276-280. [14] Vgl. Cornelia Niekus Moore, August Friedrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (1657-1676). Trauer um den Gefallenen - die Leichenpredigt als Trost, in: Leben in Leichenpredigten 08/2011, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/august-friedrich-herzog-von-braunschweig-wolfenbuettel-1657-1676.html (Zugriff: 15.06.2018). Zitierweise: Cornelia Niekus Moore, Sophie Elisabeth Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. Herzogin von Mecklenburg-Güstrow (1613-1676). Die soziale Rolle der Stiefmutter, in: Leben in Leichenpredigten 10/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/sophie-elisabeth-herzogin-von-braunschweig-wolfenbuettel-geb-herzogin-von-mecklenburg-guestrow-16.html>]]>
Leben in Leichenpredigten Mon, 01 Oct 2018 13:15:00 +0200
Als Frau im Dreißigjährigen Krieg http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/als-frau-im-dreissigjaehrigen-krieg.html Leichenpredigt als Quelle bei Terra X Nachrichten Tue, 11 Sep 2018 11:23:00 +0200 Leonhard Euler (1707-1783) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/leonhard-euler-1707-1783.html Lobrede auf einen großen Mathematiker unverdienten Beyfalls, mit dem dieser Abriß von Eulers Leben aufgenommen wurde,[2] übersetzte Fuß selbst die "Lobrede" mit einigen "Zusätzen" ins Deutsche. Ich beziehe mich in den nachfolgenden Ausführungen auf die deutsche Fassung. Zunächst geht Fuß auf Eulers Jugend und seinen wissenschaftlichen Werdegang ein. Sicherlich bezieht er sich dabei auf Eulers eigene Darstellung, die er seinem ältesten Sohn Johann Albrecht (1734-1800) nach seiner Rückkehr an die Akademie in Sankt Petersburg (1766) diktiert hatte: Leonhard Euler, Professor der Mathematik, Mitglied der kayserlichen Akademie der Wissenschaften zu Sankt Petersburg, gewesener Director der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Pariser und der Londner Gesellschaften der Wissenschaften, so wie vieler andrer Mitglied, ward geboren zu Basel, den 4/15 ten April 1707. Sein Vater war: Paul Euler, damals designierter Prediger zu Riehen, seine Mutter: Margaretha Brucker, aus einem Geschlechte, das der Welt durch verschiedne Gelehrte dieses Namens rühmlich bekannt ist.[3] Den ersten Unterricht erhielt Euler von seinem Vater, der als ein Liebhaber der mathematischen Wissenschaften und als ein Schüler des berühmten Jacob Bernoulli (1655-1705) nicht ermangelte, auch seinen Sohn [...] in der Mathematik zu unterrichten.[4] Euler wurde in Basel geboren, wohl in der Nähe des Marktplatzes. Wenig später zog seine Familie nach Riehen, einem Vorort aber kein Stadtteil von Basel. Er wurde an der Basler Universität mit dem derzeit berühmten Professor für Mathematik Johann Bernoulli (1667-1748) bekannt, einem Bruder des oben genannten Jacob Bernoulli. Dieser erkannte sehr schnell Eulers mathematische Begabung, verweigerte sich aber seinem Wunsch, ihm Privatstunden zu erteilen. Er gab ihm vielmehr den Rat, aus den damaligen Lehrbüchern die Mathematik im Selbststudium zu erlernen und erbot sich ferner ihm alle Sonnabend die Zweifel zu heben, die ihm die Woche durch beym durchlesen der schwersten Schriften und sonst vorgekommen seyn mochten. Eine herrliche Methode![5] (Wahrscheinlich sträuben sich unseren modernen Didaktikern die Haare, wenn eine solche Empfehlung für ein Studium gemacht wird. Aber sie dürfte auch heute noch zur Nachahmung für ähnlich Begabte wie Euler empfohlen werden.) Nach dem Erhalt der Würde eines Magisters im Jahre 1723 studierte Euler Theologie und morgenländische Sprachen,[6] nach seinen eigenen Worten Griechisch und Hebräisch. Aber er erhielt von seinem Vater bald die Erlaubnis, sich ganz der Mathematik zu widmen. Dabei machte er die Bekanntschaft mit den beiden Söhnen Johann Bernoullis, Nicolaus (1695-1726) und Daniel (1700-1782). Zar Peter I. (der Große, 1672-1725) unterzeichnete 1724 ein Dekret, welches die Gründung einer Akademie der Wissenschaften zur Folge haben sollte. Nach seinem frühen Tod realisierte seine Witwe Katharina I. (1684-1727) diesen Plan. Da Russland zu dieser Zeit nicht über viele ausgewiesene Wissenschaftler verfügte, versuchte man, ausländische Gelehrte für das Amt des Akademiepräsidenten zu gewinnen. Aber sowohl Johann Bernoulli als auch der seit 1723 wegen seiner Vertreibung aus Halle (Saale) in Marburg lebende Philosoph Christian Wolff (1679-1759) lehnten ein solches Angebot ab. Wolff empfahl die Söhne Johann Bernoullis, die oben genannten Nicolaus und Daniel. Euler wäre ihnen gerne sofort gefolgt, zumal seine Bewerbung um eine offene physikalische Professur in Basel 1726/27 trotz einer preisgekrönten Arbeit an der Pariser Akademie über die Bemastung von Schiffen nicht erfolgreich war. Auf Empfehlung der beiden Bernoulli erhielt Euler im September 1726 ein Angebot an die Sankt Petersburger Akademie als Adjunkt für die mathematische Classe, wie Fuß ausführt. Schon hier soll erwähnt werden, dass Euler mit Christian Goldbach (1690-1764), dem ersten permanenten Sekretär der Sankt Petersburger Akademie, gut bekannt war und bis zu dessen Tod einen intensiven Briefwechsel mit ihm unterhielt. Goldbach hat die beiden folgenden zahlentheoretischen Vermutungen formuliert:   1) Jede gerade Zahl ≥4 ist Summe zweier Primzahlen.
  2) Jede ungerade Zahl ≥7 ist Summe dreier Primzahlen. (Letztere, die schwächere der beiden Vermutungen, ist erst 2013 von dem peruanischen Mathematiker Harald Helfgott (geb. 1977) bewiesen worden. Er hat seinen Beweis auch im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Kolloquien im Fachbereich Mathematik und Informatik der Philipps-Universität Marburg vorgetragen.) Euler hat sich mit beiden Vermutungen beschäftigt, und natürlich hat er sein Augenmerk auf die erste der beiden gelegt, da sie die zweite impliziert. Euler trat die Reise nach Sankt Petersburg im Frühjahr 1727 von Basel aus an. Sie führte ihn auch über Marburg, wo er am 12. April 1727 ein kurzes Treffen mit Christian Wolff hatte. Er erreichte Sankt Petersburg eine Woche nach dem frühen Tode Katharinas I., und auch Nicolaus Bernoulli war einige Zeit vorher verstorben. An dieser Stelle seiner Rede weist Fuß darauf hin, dass die mathematische Laufbahn [...], als Herr Euler sie betrat, nichts weniger als aufmunternd [war].[7] Er musste sich vergleichen lassen mit Isaac Newton (1643-1727), Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Pierre de Fermat (1607-1665) und einigen anderen berühmten Mathematikern und Physikern. Aber es gab genügend offene Fragen, die Fuß anspricht, und womit er gleichzeitig Eulers allumfassende mathematische und physikalische Interessen und Resultate beschreibt: Die Infinitesimalrechnung war noch zu nah an ihrer Entdeckungsepoche, als daß sie schon einen beträchtlichen Grad von Vollkommenheit hätte erreicht haben können. Die Mechanik, die Dynamik, besonders die Hydrodynamik und die physische Astronomie fühlten noch die Unvollkommenheit dieser neuen Rechnungsart.[8] Die Anwendung der Differenzialrechnung hatte zwar keine Schwierigkeit; desto mehr aber die Kunst zu integriren, das ist von den Elementen zu den Größen selbst zurück zu kehren. Eine Menge Beweise über die Eigenschaft und die Natur der Zahlen, die Fermat entdeckt hatte, waren mit ihm gestorben.[9] Später bezieht sich Fuß ausdrücklich auf die Beiträge Eulers zur Integralrechnung: [...] daß Euler durch die zahllose Menge glücklicher Integrationen, die nur ihm gelungen ist, [...] Sein ist der Triumph, die Gränzen dieser erhabenen Wissenschaft weit über die Erwartung der ersten Erfinder herausgerückt zu haben; und selbst Newton [...] würde über die unendlichen Schwierigkeiten erstaunen, die dieser außerordentliche Mann zu übersteigen gewußt hat.[10] Dieses überschwängliche Lob wird durchaus noch von heutigen Mathematikern geteilt. Liest man die Ausführungen Fuß' in seiner Lobrede, dann fällt auf, dass er das Schwergewicht auf die Analysis und auf die vielen Anwendungen legt, die Euler erfolgreich und zum großen Teil erstmalig durchgerechnet hat, obwohl Fuß ausdrücklich bemerkt, dass dieser alles berechnete, was sich berechnen ließ. Ich möchte an dieser Stelle zwei Beispiele explizit nennen - durch das erste erreichte Euler einen hohen Bekanntheitsgrad, das zweite erörterte er ganz unauffällig am Ende seiner berühmten "Vollständigen Anleitung zur Algebra"[11] (angeblich eines der am meisten verkauften Bücher nach der Bibel und Euklids Werk "Elemente" aus dem 3. Jahrhundert v.Chr.). Bei dem sog. Basler Problem handelt es sich um die Bestimmung des Wertes der unendlichen Reihe                     1+ 1/2² + 1/3² + 1/4² + … Viele Mathematiker hatten sich damit beschäftigt, und Jean-Étienne Montucla (1725-1799) nannte es die "Geißel der Analytiker". Euler gelang es 1735 durch eine gewagte, also nicht vollständig abgesicherte Produktentwicklung der trigonometrischen Funktion sin x diese Reihe mit deren Nullstellen in Verbindung zu bringen. Bei diesen Nullstellen handelt es sich um ganzzahlige Vielfache der Zahl π, und da mit axπ auch -axπ eine Nullstelle ist, also das Quadrat a²π² auftritt, erklärt sich dadurch der Zusammenhang mit den Quadratzahlen in der unendlichen Reihe. So bestimmte er den Wert der Reihe zu                     Π²/6 (= 1,6449340668…) - ein Resultat, das ihm höchste Anerkennung eintrug. Das zweite Beispiel bezieht sich auf die sog. Fermatsche Vermutung. Pierre de Fermat behauptete 1637, dass die Gleichung                           x + y = z für ganzzahlige n≥3 keine Lösungen in positiven ganzen Zahlen x, y, z besitzt. Man muss in diesem Zusammenhang Folgendes beachten: Für den Exponenten n=2 gibt es unendlich viele Lösungen, also eine gewagte Vermutung, obwohl sie für n=4 von Fermat selbst bewiesen wurde. Euler bewies auf den letzten Seiten seiner oben genannten Anleitung die Richtigkeit für den Fall n=3. Dieser Beweis in der von Euler angegebenen Form ist zwar bis heute umstritten, konnte jedoch ziemlich schnell richtiggestellt werden. Man sollte beachten, dass Euler Zahlenbeispiele kannte, in denen die Summe zweier dritter Potenzen nur um 1 von einer dritten Potenz abweicht, etwa                     6³ + 8³ = 9³ -1  oder  9³ + 10³ = 12³ +1, sodass also die Richtigkeit der Fermatschen Vermutung keineswegs nahe lag. (Übrigens ist die Fermatsche Vermutung endgültig erst 1994/95 von dem englischen Mathematiker Andrew Wiles bewiesen worden, also nach rund 360 Jahren.) In seiner Lobrede berichtet Fuß auch, dass Euler im Jahr 1735 den Verlust seines rechten Auges infolge von Überarbeitung zu beklagen hatte. Emil A. Fellmann schreibt jedoch in seiner Euler-Biographie,[12] dass diese Angaben nicht korrekt seien, vielmehr habe Euler sein rechtes Auge im Jahre 1738 verloren. Auch seien die Ursachen anderer Art gewesen, als die von Fuß genannten. Fuß geht in seinen weiteren Ausführungen sehr detailliert und natürlich lobend auf Eulers wissenschaftliche Leistungen bis zum Jahre 1740/41 ein. Diese werden z.B. bei Fellmann sehr sachlich beschrieben. Im Jahre 1741 erreichte Euler ein Angebot König Friedrichs II., an die damalige Königlich Preußische Sozietät der Wissenschaften, später Königliche Akademie der Wissenschaften (ab 1746 Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres) zu wechseln. Ihr erster Präsident war Leibniz gewesen. Euler nahm das Angebot nach Berlin an, obwohl er in Sankt Petersburg eine durchaus gefestigte Stellung hatte. In seinem kurzen autobiographischen Lebenslauf spricht er davon, dass es aufgrund des Todes der Kaiserin Anna (1693-1740) zu misslichen Umständen kam. Auch scheinen die vielen Brände in Sankt Petersburg und die Einquartierung von Soldaten in sein Haus diesen Entschluss begünstigt zu haben. Fuß bemerkt, dass Euler in Berlin von Friedrich II. durch einen Brief aus dem Kriegslager in Reichenbach im Eulengebirge (heute poln. Dzierżoniów) sehr freundlich aufgenommen wurde. Er erwähnt ferner, dass die Sankt Petersburger Akademie Euler von 1742 an eine Pension ausgesetzt hatte, und dass Euler derselben auch in Berlin freundschaftlich verbunden blieb und regelmäßig Abhandlungen nach Russland schickte. Ausführlich beschreibt Fuß die wissenschaftlichen und anwendungstheoretischen Arbeiten Eulers in Berlin, auf die hier trotz ihrer Bedeutung nicht näher eingegangen werden kann. Genannt seien nur seine Auseinandersetzung mit Newtons Theorie des Lichtes, die er ablehnte, seine Beiträge zur Schiffsbaukunst und erste Ideen zur Variationsrechnung, die Euler später zusammen mit Joseph-Louis Lagrange weiter ausbauen sollte. Auf Seite 80 seiner Lobrede teilt Fuß ohne eine nähere Begründung mit, dass Euler im Juni 1766 Berlin mit seiner Familie (außer seinem jüngsten Sohn Christoph, dem Friedrich II. zunächst die Ausreise verweigerte) verließ und nach Sankt Petersburg zurückkehrte: Die Thronbesteigung Catharinen der Großen, der Glanz Ihrer eben so gelinden als weisen, eben so gerechten als wohlthätigen Regierung hatte die Welt mit Bewunderung erfüllt. Der Schutz, den Sie den Wissenschaften und ihren Beförderern angedeihen ließ, hatte der Akademie neue Kräfte gegeben. Dies befestigte Eulern in dem Entschlusse, seine Tage in Rußland im Dienste einer Monarchin zu beschließen, die das Glück Ihrer Völker und der Stolz der Welt ist.[13] Fellmann beschreibt die Gründe für den erneuten Ortswechsel in seiner Biographie ausführlicher. Offenbar war es zum Bruch zwischen Friedrich II. und Euler gekommen, zwei Persönlichkeiten, die einander letztlich völlig fremd waren.[14] Die Zarin erfüllte fast alle Bedingungen Eulers, die er an eine Rückkehr geknüpft hatte, und auch sein Sohn konnte ihm nach ihrer Intervention bei Friedrich II. nach Sankt Petersburg folgen. Eulers Sehvermögen war aufgrund des Stars auf dem zweiten Auge beträchtlich reduziert, und eine Operation half nur kurzfristig. So war er bis auf geringe Sehreste seit 1771 fast vollständig erblindet. Im selben Jahr brannte sein Haus ab. Dank einer großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Zarin konnte er jedoch ein neues beziehen. Fuß berichtet, dass Euler nach der Erblindung als erstes die Verfertigung eines Lehrbuchs der Algebra[15] begann, welches er einem jungen Mann diktierte, der keinerlei mathematische Kenntnisse besaß, der es aber aufgrund Eulers didaktischen Geschicks vollständig verstanden haben soll. Es handelt sich dabei um die bereits oben genannte "Vollständige Anleitung zur Algebra". Fellmann widerspricht hier der zeitlichen Datierung von Fuß[16] und behauptet, dass die Anfänge dieses Werkes bereits in den Berliner Jahren lagen. Schon an dieser Stelle sei deshalb bemerkt, dass Euler nach seiner Erblindung noch außerordentlich produktiv war: Redende Beweise hiervon sind siebenzig Abhandlungen, die er Herrn Golovin in einem Zeitraum von sieben Jahren in die Feder dictirt und zwey hundert und fünfzig andere, die ich selbst berechnet und der Akademie vorgelesen habe.[17] Michael E. Golovin (1756-1790) war ein Assistent Eulers, und Fuß war, wie bereits eingangs erwähnt, 1772 nach Sankt Petersburg gekommen. Fuß erwähnt nur im Rahmen einer Aufzählung von Eulers Veröffentlichungen und deren Druck die 234 berühmten Briefe an eine deutsche Prinzessin: "Lettres à une Princesse d'Allemagne sur diverts sujets de physique et de philosophie". Euler schrieb sie auf Französisch an die Prinzessin Friederike Charlotte von Brandenburg-Schwedt (1745-1808) und an ihre jüngere Schwester Luise Henriette Wilhelmine (1750-1811), später verheiratete Fürstin bzw. Herzogin von Anhalt-Dessau, in den Jahren 1760 bis 1762 im Auftrage von deren Vater. Sie wurden sehr schnell in alle wichtigen Sprachen übersetzt und galten lange Zeit als die am meisten verbreitete populäre Zusammenfassung der Naturwissenschaften und der Philosophie. Erschienen sind sie in erster Auflage in den Jahren 1768 bis 1772.[18] Es ist im Rahmen dieses Beitrags völlig ausgeschlossen, auf Eulers zahlreiche Arbeiten auch nur annäherungsweise einzugehen. Aber ich habe oben schon auf seine wichtigen Untersuchungen zur Bewegung des Mondes hingewiesen. Deswegen möchte ich auch noch erwähnen, dass er sich eingehend mit dem "zweiten" Venusdurchgang 1769 befasst hat (der "erste" fand 1761 statt).[19] Hierzu waren Beobachtungen des Durchgangs an möglichst weit auseinander liegenden Stellen der Erde erforderlich. Nachdem entsprechende Messungen 1761 trotz großen Aufwands zu keinem guten Ergebnis geführt hatten, rüsteten viele Staaten nach noch gründlicherer Vorbereitung wiederum zahlreiche Expeditionen aus: Zehn Beobachter, beseelt von der Ehre, Antheil an diesem Vorfall zu nehmen, und unterstützt durch den großmütigen Beystand unserer unvergleichbaren Monarchin, zerstreuten sich allein in den unter Rußlands mächtigem Scepter stehenden Ländern, während daß Herr Euler auf ein Mittel dachte, ihre Beobachtungen zur Bestimmung der Sonnenparallaxe zu nützen. Er fand eine neue Methode, nicht nur die Beobachtungen des Durchgangs, sondern auch die Sonnenfinsterniß zu berechnen, welche jenem Phänomen vorherging und die Mittel erleichterte, die geographische Lage der Beobachtungsörter zu bestimmen.[20] Der jüngste Sohn Eulers, Christoph, hat an einer dieser Expeditionen teilgenommen. Am Ende seiner Lobrede geht Fuß auf Eulers Lebenslauf und dessen Charakter ein. Er betont Aufrichtigkeit und unbestechbare Redlichkeit, die anerkannten Nationaltugenden eines Schweizers. [...] Er war, was nicht jeder grosse Mann ist, gerecht gegen fremdes Verdienst, sogar gegen das seiner Gegner. Wie oft habe ich ihn nicht gesehn, mit den unverdächtigsten Aeußerungen des Wohlgefallens, den Verdiensten eines Daniel Bernoulli, eines d'Alembert, eines Lagrange u.a.m. das aufrichtigste Lob ertheilen.[21] Euler war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, Catharina Gsell, gebar ihm dreizehn Kinder, von denen acht früh verstarben. Von den weiteren drei Söhnen und zwei Töchtern sind die beiden Töchter vor ihm gestorben. Euler heiratete 1776 ein zweites Mal, Salome Abigail Gsell, eine Halbschwester seiner verstorbenen Frau. Euler starb am 18. September 1783. Fuß beschreibt seinen Tod mit den Worten: Er hatte sich noch bei der Mittagsmahlzeit mit dem nun auch verstorbenen Lexell und mir über den neuen Planeten [Es handelte sich um den zwei Jahre zuvor von Herschel entdeckten Uranus; d.V.] und andere Gegenstände mit ungeschwächtem Geiste und sehr zusammenhängend unterhalten, und darauf seine gewöhnliche Mittagsruhe gehalten. Beym Thee scherzte er noch mit einem seiner Enkel, als er plötzlich vom Schlage gerührt wurde. Er verlohr sogleich mit den Worten: ich sterbe, Sinne und Bewußtseyn und endigte einige Stunden nachher seine glorreiche Laufbahn in einem Alter von 76 Jahren, 5 Monaten und 3 Tagen.[22] Fuß hat seiner Lobrede eine Literaturliste angefügt. Diese Liste stammt aus dem Anhang zur französischen Rede vom 23. Oktober 1783. Sie enthält zunächst die selbstständig erschienenen Werke in chronologischer Folge, sodann die Abhandlungen, geordnet nach Zeitschriften, und endlich die Titel von 208 noch ungedruckten Abhandlungen, die der Akademie schon vorgelegen haben. Insgesamt sind dies knapp 700 Einträge. An dieser Stelle sei nur kurz auf die mittlerweile über 100 Jahre andauernde Edition der gesammelten Werke Eulers eingegangen. Als erster Band der "Opera Omnia" erschien 1911 unter dem Reihentitel "Leonhardi Euleri Opera Omnia, Sub Auspiciis Societatis Scientiarum Naturalium Helveticae Edenda curaverunt Ferdinand Rudio, Adolf Krazer, Paul Stäckel, Basileae MCMXI" in der Unterabteilung "Opera Mathematica" der erste Teil der "Vollständige Anleitung zur Algebra mit den Zusätzen von Joseph Louis Lagrange". Insgesamt liegen bisher 79 Bände vor, vier weitere sind in Arbeit. Die Herausgabe der Werke wird seit 2012 vom Bernoulli-Euler-Zentrum an der Universität Basel wahrgenommen.[23] Nicolaus Fuß heiratete 1784 eine Tochter Johann Albrecht Eulers, also eine Enkelin Leonhard Eulers. Johann Albrecht wurde auf Wunsch Eulers Konferenzsekretär der Sankt Petersburger Akademie, und er hatte dieses Amt von 1769 bis 1800 inne. Ihm folgte Nicolaus Fuß nach und bekleidete das Amt bis zu seinem Tode 1826. Sein Nachfolger wurde, ebenfalls auf Lebenszeit, sein Sohn Paul Heinrich (1798-1855). Beide Söhne von Nicolaus Fuß haben sich zusammen mit dem Mathematiker Carl Gustav Jacob Jacobi (1804-1851) große Verdienste um die Veröffentlichung des Nachlasses von Euler erworben. Man erkennt aus diesen Ausführungen, welche Bedeutung der Basler Nicolaus Fuß und seine Nachkommen im Leben Eulers und nach seinem Tode gespielt haben. Prof. Dr. Dres. h.c. WERNER SCHAAL lehrte von 1970 bis 1994 als Professor am Fachbereich Mathematik und Informatik der Philipps-Universität Marburg. Von 1989 bis 1993 war er Vizepräsident, ab 1994 bis 2000 Präsident der Philipps-Universität. Von 2000 bis 2012 führte er in gleicher Funktion die Lucian-Blaga-Universität in Sibiu (Rumänien). Bestand: Hessische Landesbibliothek Wiesbaden
Signatur: Oct. Ce 7010
Enthalten in: Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden (Marburger Personalschriften-Forschungen 23), Stuttgart 1999 Anmerkungen: * Für wertvolle Ratschläge und Hinweise danke ich Herrn dipl. math. Martin Mattmüller vom Bernoulli-Euler-Zentrum an der Universität Basel. Ferner danke ich ebenfalls Herrn Daniel Geißler von der Forschungsstelle für Personalschriften für wesentliche Hilfe bei der Erstellung dieses Artikels. [1] Nicolaus Fuß, Lobrede auf Herrn Leonhard Euler, in der Versammlung der Kayserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg den 23 Octob. 1783 vorgelesen. [...] Von dem Verfasser selbst aus dem französischen übersetzt und mit verschiedenen Zusätzen vermehrt, nebst einem vollständigen Verzeichnis der Eulerschen Schriften, Basel 1786, S. 106f. (VD18 11401869), Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, München, PURL (Werk): http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10063079-3 (Zugriff: 20.07.2018). [2] Ebd., Vorrede, unpag. [3] Ebd., S. 10. - Zu Eulers Biographie siehe u.a. Emil A. Fellmann, Leonhard Euler (Rowohlts Monographien 387), Reinbek 1995 [Eine englische Übersetzung ist 2007 im Verlag Birkhäuser, Basel, erschienen.]; Hannelore Bernhardt, Leonhard Euler - Leben und Werk. Eine Einführung, in: Zum 300. Geburtstag von Leonhard Euler (Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 94/2008), hrsg. von der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 2008, S. 15-31; Gerd Biegel (Hg.), Leonhard Euler 1707-1783. Mathematiker - Mechaniker - Physiker (Disquisitiones historiae scientiarum 3), Braunschweig 2008; Moritz Cantor, Art. "Euler, Leonhard", in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 422-431 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531379.html#adbcontent (Zugriff: 20.07.2018); Andreas Speiser, Art. "Euler, Leonhard", in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 688f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531379.html#ndbcontent (Zugriff: 20.07.2018). [4] Fuß, Lobrede (wie Anm. 1), S. 11. [5] Ebd., S. 13. [6] Ebd., S. 14. [7] Ebd., S. 18. [8] Hierzu einige Anmerkungen: Euler hat sich neben vielen anderen astronomischen Problemen ebenso wie der von ihm hochgeschätzte Joseph-Louis Lagrange (1736-1813) mit dem Drei-Körper-Problem befasst; beide wussten noch nicht, dass es im Allgemeinen nur chaotische Lösungen besitzt. Er hat grundlegende Arbeiten über die Mondbewegung geschrieben, die für die Berechnung der Mondtafeln von Tobias Mayer (1723-1762) von entscheidender Bedeutung waren und über viele Jahre zur Bestimmung des Längengrades für die Seefahrt dienten. Von der vom britischen Parlament 1714 für die Lösung dieses Problems ausgesetzten Preissumme von maximal 20.000 englischen Pfund erhielten die Witwe Mayers 3.000 Pfund und Euler 300 Pfund. Vgl. hierzu Dava Sobel, Längengrad. Die wahre Geschichte eines einsamen Genies, welches das größte wissenschaftliche Problem seiner Zeit löste, übersetzt von Matthias Fienbork und Dirk Muelder, Berlin 2010. [9] Fuß, Lobrede (wie Anm. 1), S. 20. [10] Ebd., S. 67. [11] Leonhard Euler, Vollständige Anleitung zur Algebra, 2 Bde., Sankt Petersburg 1770, Digitalisat des 2. Bandes im Deutschen Textarchiv, URN (Werk): http://www.deutschestextarchiv.de/euler_algebra02_1770 (Zugriff: 20.07.2018). [12] Vgl. Fellmann, Euler (wie Anm. 3), S. 41. [13] Fuß, Lobrede (wie Anm. 1), S. 79. [14] Vgl. Fellmann, Euler (wie Anm. 3), S. 96ff. [15] Fuß, Lobrede (wie Anm. 1), S. 84. [16] Vgl. Fellmann, Euler (wie Anm. 3), S. 108. [17] Fuß, Lobrede (wie Anm. 1), S. 105. [18] Die 1. Auflage erschien in französischer Sprache, ab der zweiten Auflage wurden die Briefwechsel auch in deutscher Sprache gedruckt: Leonhard Euler, Lettres à une Princesse d'Allemagne sur diverts sujets de physique et de philosophie, 3 Teile, 1. Aufl., Sankt Petersburg 1768-1772; Ders., Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände der Physik und Philosophie, 3 Teile, 2. Aufl., Leipzig/Sankt Petersburg/Riga 1769-1773 (ND Braunschweig 1986). Vgl. hierzu u.a. Wilhelm Haefs/Holger Zaunstöck (Hg.), Hof - Geschlecht - Kultur. Luise von Anhalt-Dessau (1750-1811) und die Fürstinnen ihrer Zeit (Das achtzehnte Jahrhundert. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts 28 (2004), H. 2), Göttingen 2004. [19] Die Venusdurchgänge treten äußerst selten auf, immer paarweise im Abstand von acht Jahren und dann erst wieder nach über hundert Jahren. Durch ihre Beobachtung kann man die Sonnenparallaxe und damit die Entfernung Erde-Sonne berechnen. Mit Hilfe des Dritten Keplerschen Gesetzes lassen sich dann die Abstände aller Planeten von der Sonne bestimmen. Für eine ausführliche Darstellung der Transite 1761 und 1769 sei das Buch von Andrea Wulf empfohlen: Andrea Wulf, Die Jagd auf die Venus und die Vermessung des Sonnensystems, übersetzt von Hainer Kober, München 2012. [20] Fuß, Lobrede (wie Anm. 1), S. 90. [21] Ebd., S. 115f. [22] Ebd., S. 109. [23] Zur Editionsgeschichte der "Opera Omnia" vgl. Andreas Kleinert/Martin Mattmüller, Leonhardi Euleri Opera Omnia: a centenary project, in: Newsletter of the European Mathematical Society 9 (2007), S. 25-31, Online-Ausgabe, URL: http://www.euler-2007.ch/doc/EMS70965.pdf (Zugriff: 20.07.2018). - Mit einem derzeitigen Bestand von 72 Bänden kann ein Großteil der Edition von Eulers Werken sowohl in der Bibliothek des Fachbereichs Mathematik und Informatik als auch im Neubau der Zentralbibliothek der Philipps-Universität Marburg eingesehen werden. Zitierweise: Werner Schaal, Leonhard Euler (1707-1783). Lobrede auf einen großen Mathematiker, in: Leben in Leichenpredigten 09/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/leonhard-euler-1707-1783.html> ]]>
Leben in Leichenpredigten Sat, 01 Sep 2018 09:25:00 +0200
Ehrengedächtnisse auf Papier http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/ehrengedaechtnisse-auf-papier-2.html Vortrag in Frankenberg an der Eder Vorträge Tue, 21 Aug 2018 16:48:00 +0200 Ehrengedächtnisse auf Papier http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/ehrengedaechtnisse-auf-papier-1.html Vortrag in Frankenberg an der Eder Nachrichten Tue, 21 Aug 2018 16:48:00 +0200 Karl August Friedrich Fürst von Waldeck (1704-1763) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/karl-august-friedrich-fuerst-von-waldeck-1704-1763.html das ist mein Glaube von Jugend auf, und sol es bis an mein Ende seyn – Zur Darstellung eines... früh Morgens gegen 3 Uhr[1] verstarb, war die Trauer im gesamten Fürstentum Waldeck groß. Es ging eine seit 1728 andauernde, mehr als 30-jährige Regierungszeit zu Ende, in der sich Karl August Friedrich vor allem als Militär einen Namen gemacht hatte. So stand der Verstorbene im Laufe seines Lebens nicht nur in preußischen, sondern auch in österreichischen Diensten und kämpfte gegen die Türken bei Meadia (1736) und Grocka (Serbien) (1739) sowie gegen die Franzosen bei Fontenoy (1745), Rocourt (1746) und Lauffeldt (alle Belgien) (1747).[2] Trotz der herausragenden militärischen Verdienste des Verstorbenen verzichtete man von Seiten der Familie nach dem Tod des Fürsten auf ausufernde repräsentative Bestattungsfeierlichkeiten. Dem Trauerzeremoniell des Hauses Waldeck folgend wurde der Leichnam zunächst aus dem SterbeZimmer in das mit schwarzem Tuch [...] behangte Trauerzimmer gebracht,[3] neu eingekleidet und aufgebahrt. Zwei Tage später, am 31. August, erfolgte dann der Transport der sterblichen Überreste im Rahmen eines Trauerzugs nach Niederwildungen. Dort wurde die Hochfürstliche Leiche von denen bemelten H[erren] Officiers [...] von dem TrauerWagen abgenommen, und in die Capelle getragen und beygesetzt. Alles dieses geschah in der Stille [der Nacht], ohne Läutung der Glocken und weitläuftiger Umstände [4] - also auch ohne das Halten einer Leichenpredigt. Obwohl bei der Beisetzung auf das Verlesen einer Leichenpredigt verzichtet wurde, haben sich zum Tod Karl August Friedrichs verschiedene Trauerschriften erhalten.[5] Diese gehen alle auf eine zweite Gedenkveranstaltung zurück, die man zu Ehren des Fürsten organisierte. Die Rede ist von einem Trauer-, Trost- und Gedächtnisgottesdienst, der am 2. Oktober 1763 stattfand.[6] In allen Dörfern und Städten des Fürstentums Waldeck versammelten sich an diesem Datum die Untertanen in den Kirchen, um des verstorbenen Landesherrn zu gedenken. Höhepunkt war jeweils das Verlesen einer Gedächtnispredigt. Diese musste der jeweilige Pfarrer im Auftrag des Fürstenhauses verfassen, wobei der zugrundliegende Leichtext in allen Fällen derselbe war: die Bibelstelle 1. Korinther 15,55 und 57, deren Auswahl durch die Witwe des Verstorbenen - Fürstin Christiane, geb. Pfalzgräfin von Zweibrücken-Birkenfeld, erfolgte.[7] Von den am 2. Oktober 1763 gehaltenen Gedächtnispredigten wurden verschiedene gedruckt. Bekannt sind bislang drei, die einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.[8] Unter diesen kommt der vom Waldecker Hofprediger Johann Franz Christoph Steinmetz[9] verfassten "Predigt über den hohen Todesfal"[10] eine besondere Bedeutung zu. Sie wurde nur kurze Zeit nach dem Verlesen in der Schlosskirche zu Arolsen von der Druckerei Konert in Mengeringhausen herausgegeben und scheint ein großer Publikumserfolg gewesen zu sein. Ein Nachdruck der Predigt erschien 1764 in Minden.[11] Ausgewählte Teile des Textes wurden 1765 in zwei Kompilationen veröffentlicht: dem "Geistliche[n] Magazin zum nützlichen Gebrauch für Lehrer und andere Christen"[12] sowie dem "Merckwürdige[n] Sterbe-Bette".[13] Der Erfolg der von Johann Franz Christoph Steinmetz verfassten Gedächtnispredigt beim Publikum hängt mit der Darstellung des verstorbenen Fürsten zusammen. Denn dieser wird von Steinmetz weniger zum herausragenden Militär und Strategen als vielmehr zum christlichen Vorbild stilisiert, mit dem sich der Gläubige identifizieren kann. Besonders deutlich wird dies am zweiten Teil des Drucks - der "Nachricht von den letzten Stunden".[14] Hier wird in ausführlicher Form von den letzten Tagen und Stunden des verstorbenen Fürsten berichtet. Dabei dominiert eine Darstellung, die besonderen Wert darauf legt, dass der Verstorbene alle Schritte eingehalten habe, die in der Frühen Neuzeit zum seligen Sterben gehörten. So empfieng [der Fürst] das heilige Abendmal am gesetzten Tage,[15] erteilte [den] Durchlauchtigen Prinzen und Prinzessinnen seinen väterlichen Segen[16] und nam [...] von seinen Räthen, vornemsten Officiers, und andern Dienern den [...] Abschied.[17] Zudem brachte er seine letzten Stunden mit Gebet und gotseligen Unterredungen zu,[18] bekannte sich mit den Worten das ist mein Glaube von Jugend auf, und sol es bis an mein Ende seyn[19] zum christlichen Glauben, sang gottgefällige Lieder und schlief schließlich friedlich ein:
Hierauf sas er wieder eine Zeitlang in sich eingekeret, und mit Gott beschäftiget. Es wärte aber nicht lange, so rükte er auf das Ruhebette, worauf die Füse lagen, weiter hervor, warf sich auf die rechte Seite, als ob er schlafen wolte, so daß das Haupt auf den Sessel zu liegen kam; und in dem Augenblik schlossen sich alle Thüren der Sinne, man bemerkte nur noch Otemzüge, die immer langsamer und seltner wurden, und der in dem Blute des Lammes gereinigte Geist gieng den 29sten gegen drei Uhr des Morgens zu Gott, um die Crone des ewigen Lebens zu empfahen, welche er unter der Anführung des Herzogs der Seligkeit erkämpft hatt.[20] Für den zeitgenössischen Leser wurde der verstorbene Karl August Friedrich auf diese Weise zu einem Exempel christlichen Lebens und Sterbens. Tatsächlich gibt es aber Zweifel, ob die Darstellung der Realität entsprach. Grund hierfür ist eine 1764 erschienene Rezension der Predigt,[21] die aus der Feder des Mindener Theologen Friedrich Maximilian Mauritius stammt.[22] In dieser findet sich der Satz: Man hatte den Fürsten vor seiner Krankheit für einen Naturalisten gehalten.[23] Er belegt, dass Fürst Karl August Friedrich kein so gläubiger Christ gewesen ist, wie in der von Steinmetz verfassten Predigt dargestellt. Denn unter einem Naturalisten wurden in der Frühen Neuzeit Personen verstanden, die "allen Gottesdienst verwerffen, und genug zu seyn achten, daß man als eine allgemein und unleugbare Wahrheit annehme, daß ein Gott sey. Sie meynen, dass durch Vorlegung solcher Dinge, die von der Vernunft nicht könne gefasst werden, ihrer Freyheit Gewalt geschehe, und daß die Lehre des Glaubens, dieweil so viel darüber gestritten wird, nur eine Einbildung sey".[24] Dementsprechend ist davon auszugehen, dass das Haus Waldeck mit dem Druck der Karl August Friedrich gewidmeten Gedächtnispredigt eine Intention verfolgte, die auf den ersten Blick so nicht deutlich wird. Es sollte mit Hilfe der Trauerpublikation vom verstorbenen Fürsten das Bild eines frommen und gottesfürchtigen Mannes in der Öffentlichkeit gezeichnet werden. Ziel war es nachzuweisen, dass es sich bei Karl August Friedrich tatsächlich um einen gläubigen Christen gehandelt hat, um anderslautende Gerüchte über seine religiöse Einstellung im Keim zu ersticken. Die 1763 veröffentlichte Gedächtnispredigt stellt also mitnichten ein Zeugnis des christlichen Glaubens dar. Sie ist vielmehr ein kalkuliertes Instrument waldeckischer Erinnerungspolitik - ein Medium dynastischer Memoria. Dr. DOMINIK MOTZ ist Leiter des Archivs und der historischen Sammlungen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen mit Sitz in Kassel. Im Jahr 2016 erschien als Band 57 der Reihe "Marburger Personalschriften-Forschungen" seine Dissertation "Memoria im Duodezformat", in der er die Funeraldrucke des Hauses Waldeck-Pyrmont einer umfassenden Analyse unterzieht. Bestand: Fürstlich Waldecksche Hofbibliothek Arolsen
Signatur: V. Waldec. 247
Neben dem hier verwendeten Exemplar findet sich ein weiterer nachgewiesener Druck (verlegt 1765 in Leipzig) im Bestand der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt, Signatur: Fun. div. CIX, enthalten in: Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt, Bd. 2 (Marburger Personalschriften-Forschungen 51,2), Stuttgart 2010 Anmerkungen: [1] Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 119a, Nr. 2679: Gnädigst approbirtes Trauer-Reglement vor den Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl August Friedrich Fürsten zu Waldeck [...], Arolsen 1763, fol. 1r. [2] Zu Karl August Friedrich vgl. Jacob Christoph Carl Hoffmeister, Historisch-genealogisches Handbuch über alle Grafen und Fürsten von Waldeck und Pyrmont seit 1228, Kassel 1889, S. 78f.; Torsten Haarmann, Das Haus Waldeck und Pyrmont. Mehr als 900 Jahre Gesamtgeschichte mit Stammfolge (Deutsche Fürstenhäuser 35), Werl 2011, S. 34-36. [3] Trauer-Reglement (wie Anm. 1), fol. 1r. [4] Ebd.; Ergänzungen in Zitaten hier und im Folgenden d.V. [5] Ein Überblick findet sich bei Dominik Motz, Memoria im Duodezformat. Funeraldrucke des Hauses Waldeck als Medien dynastischer Erinnerung (Marburger Personalschriften-Forschungen 57), Stuttgart 2016, S. 185. [6] Vgl. Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck Kassel (im Folgenden LKA Kassel), Bestand Waldeckisches Konsistorium Nr. 532: Directorium Wie es bei der [...] In denen hiesigen Landen so wol, als in der Graffschaft Piermont auf den 18ten Sontag nach Trinitatis, so den 2ten Octobris 1763 seyn wird, angeordneten Trauer-Trost-und Gedächtnis-Predigt gehalten werden sol, Mengeringhausen 1763. [7] Vgl. ebd.; sowie LKA Kassel, Bestand Waldeckisches Konsistorium Nr. 778: Anonymes Schreiben, September 1763: Lieder und Leichtext "d[en] 10. Sept[em]bris 1763 aus Hohen Henten Serenissimae Regentis empfangen [...]". [8] Vgl. Johann Franz Christoph Steinmetz, Predigt über den hohen Todesfal des Wailand Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carls, Fürsten zu Waldeck [...] nebst einer Nachricht von desselben letzten Stunden, Mengeringhausen 1763 (VD18 90616251), Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, PURL (Werk): https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN1002549523&PHYSID=PHYS_0001&DMDID= (Zugriff: 25.06.2018); Johann Carl Christoph Faber, Der Sieg der Gerechten über die Schrecken des Todes [...], Korbach 1763; F.L.B., Die Hofnung auf eine zukünftige Auferstehung [...], Rotenburg an der Fulda 1777. [9] Johann Franz Christoph Steinmetz (1730-1791) studierte ab 1746 Theologie in Halle (Saale) und wurde 1763 zum Hofprediger, 1768 zum Konsistorialrat ernannt. Seit 1780 hatte er im Fürstentum Waldeck auch das Amt des Superintendenten inne. Vgl. zu ihm Friedrich von Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1791, Bd. 2, Gotha 1793, S. 249-276; Johann Georg Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, Bd. 13, Leipzig 1813, S. 344-346; H. Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert, Bd. 4, Neustadt an der Orla 1835, S. 353-358; Paul Tschackert, Art. "Steinmetz, Johann Franz Christoph", in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 5f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124650600.html#adbcontent (Zugriff: 19.07.2018); Gottfried Lebrecht Richter, Allgemeines biographisches Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter, Leipzig 1804, S. 388-390. [10] Vgl. Anm. 8. [11] Bibliothek des Waldeckischen Geschichtsvereins Arolsen, 607/1291: Johann Christoph Franz Steinmetz, Predigt über den hohen Todesfal [...], Minden 1764. [12] Christoph Seidel/Georg Ernst Scheidhauer (Hg.), Geistliches Magazin zum nützlichen Gebrauch für Lehrer und andere Christen, Magdeburg/Leipzig 1765, Sammlung 2, Stück 4, hier S. 418-469; der Druck liegt in digitaler Form vor, Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), URL (Stück): http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/periodical/pageview/590311 (Zugriff: 25.06.2018). [13] Anonym, Merckwürdiges Sterbe-Bette dreyer Hohen Generals- theils Fürstl. Persohnen, welche gantz neuerlich und fast zu einer Zeit sich verewigt haben, Halle (Saale) 1765, hier S. 1-86 (VD18 1125095X), Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, München, PURL (Werk): http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10044126-7 (Zugriff: 19.07.2018). [14] Steinmetz, Predigt über den hohen Todesfal 1763 (wie Anm. 8), S. 61. [15] Ebd., S. 102. [16] Ebd., S. 114. [17] Ebd., S. 115. [18] Ebd. [19] Ebd., S. 43. [20] Ebd., S. 134f. [21] Vgl. F[riedrich] M[aximilian] Mauritius, Recension über diese vorstehende Predigt und letzten Stunden, in: Steinmetz, Predigt über den hohen Todesfal 1764 (wie Anm. 11), unpag. [22] Mauritius wird darin als Senior der Ministerii zu Minden und erste[r] Prediger an der St. Martinikirche bezeichnet. Vgl. ebd. [23] Ebd. [24] Art. "Naturalisten, Naturalistae", in: Johann Heinrich Zedler (Hg.), Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschaften und Künste, Bd. 23, Halle (Saale)/Leipzig 1740 (ND Graz 1961), Sp. 1237f., hier Sp. 1237. Zitierweise: Dominik Motz, Karl August Friedrich Fürst von Waldeck (1704-1763). das ist mein Glaube von Jugend auf, und sol es bis an mein Ende seyn – Zur Darstellung eines waldeckischen Fürsten in seiner Gedächtnispredigt, in: Leben in Leichenpredigten 08/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/karl-august-friedrich-fuerst-von-waldeck-1704-1763.html>]]>
Leben in Leichenpredigten Wed, 01 Aug 2018 14:21:00 +0200
Neu in GESA: Leichenpredigten aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/neu-in-gesa-leichenpredigten-aus-dem-geheimen-staatsarchiv-preussischer-kulturbesitz.html 504 Datensätze mit Leichenpredigten aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz wurden... GESA aufgenommen. Die Leichenpredigten wurden 2017 in den Gemeinsamen Verbundkatalog (GVB) integriert, dem frei zugänglichen Teil der Verbunddatenbank mit den für die Fernleihe und Direktlieferdienste relevanten Materialien.]]> Nachrichten Fri, 13 Jul 2018 11:03:00 +0200 Augusta Dorothea Gräfin Reuß j.L. zu Schleiz, geb. Gräfin von Hohenlohe-Langenburg (1678-1740) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/augusta-dorothea-graefin-reuss-jl-zu-schleiz-geb-graefin-von-hohenlohe-langenburg-1678-1740.html Eine Autobiographie im Geist des Pietismus zum Preiße ihres Schöpffers aufgesetzt habe. Sie wollte also ihre Memoria posthum selbst gestalten. Der Hauptteil dieses Textes ist am 20. Februar 1727 datiert, rund ein halbes Jahr nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemanns, ein Anhang zwölf Jahre später. Zu diesem Nachtrag sah sie sich vermutlich durch die Abreise ihres einzigen Sohnes veranlasst, der in dänische Dienste getreten war. Beide Teile der Autobiographie wurden zusammen mit einem detaillierten Bericht des behandelnden Arztes der Autorin über den Verlauf ihres Sterbens in einem 136 Seiten umfassenden Funeraldruck publiziert, dessen Hauptbestandteil die Leichenpredigt ist. Kindheit und Jugend behandelt die geborene Gräfin von Hohenlohe-Langenburg recht ausführlich. In den Mittelpunkt ihrer Erzählung stellt sie ihre spirituelle Entwicklung, die von Anfechtungen des Satans behindert worden sei. Das früheste Ereignis, an das sie sich noch zurückerinnern kann, ist eine gravierende tödliche Erkrankung ihrer Mutter, als sie selbst erst zwei Jahre alt war. Gemeinsam mit ihren Geschwistern ermahnt, für ihre Mutter zu beten, habe sie ihr Gebet mit folgender Wendung beschlossen: Mama stirbt nicht, das Christ=Kindlein hat mirs gesagt. Dank göttlicher Hilfe sei im Zustand ihrer Mutter bald darauf eine Besserung eingetreten. Im weiteren Verlauf ihrer Kindheit habe ihr die Mutter in ihrer großen Liebe und Sorge viele Unarten nachgesehen, sodass ihre Bosheit zugenommen habe. Ihre Eltern hätten für eine gute Erziehung ihrer Kinder und einen frühzeitigen Schulunterricht gesorgt.[2] Augusta Dorothea verfügte nach eigener Aussage schon mit sechs Jahren über eine vollständige Lesefähigkeit. In ihrer Autobiographie folgt allerdings eine Bemerkung, die kritische Untertöne zur Benachteiligung von Mädchen gegenüber Jungen bei der Wissensvermittlung und Selbstbewusstsein erkennen lässt: Denn es hatte mir der grundgütige GOtt einen gesunden Verstand und gut Ingenium verliehen, daß ich wohl ein mehrers hätte lernen können, als gebräuchlich war, die Töchter anzuweisen, wie denn auch in mir wircklich eine Begierde war, mehrers zu lernen, als ich unterwiesen wurde.[3] Ihre Fehler und Gebrechen habe die Gräfin erst ab ihrem 20. Lebensjahr hinlänglich erkannt, sodass sie von da an einen Lebenswandel führen konnte, der ihr aus der Rückschau positiv erschien. Da sie häufig krank gewesen sei, sei ihre Mutter auf Anraten eines Arztes mit ihren Unarten nachsichtig umgegangen. Als bedeutendes Hindernis auf ihrem Weg zu einer vertieften Frömmigkeit bezeichnet sie die für ihren Stand typischen Einstellungen und Verhaltensweisen.[4] Eine besondere Bedeutung in ihrer spirituellen Entwicklung schreibt sie der Lektüre der Predigtsammlung "Seelen-Schatz" von Christian Scriver (1629-1693) zu, einem Wegbereiter des Pietismus.[5] Außerdem würdigt sie den Ingelfinger Hofprediger Philipp Jakob Breyer (1668-1745) wegen seines positiven Einwirkens auf ihre Frömmigkeit.[6] Ihre Eltern starben, als sie schon erwachsen war, ihr Vater 1699, ihre Mutter 1706. Nach deren Tod wurde sie von ihrem ältesten Bruder Albrecht Wolfgang Graf von Hohenlohe-Langenburg aufgenommen. Er und seine Gemahlin sorgten neun Jahre lang vorbildlich für sie, folgt man Augusta Dorotheas Worten, und ihr gegenseitiges Verhältnis war herzlich. Sie nahm sich der religiösen Erziehung ihrer Nichten an und profitierte, wie sie schreibt, selbst davon. Anschließend verbrachte sie anderthalb Jahre bei ihrer Schwester Philippine Henriette, einer gerade verwitweten Gräfin von Nassau-Saarbrücken mit vier verwaisten Töchtern. 1715 fand sie mit 37 Jahren, einem damals recht hohen Alter für eine erste Ehe, einen Ehemann, den verwitweten Heinrich XI. Graf Reuß j.L. zu Schleiz (1669-1726), gerade rechtzeitig, kurz bevor ihr Bruder starb. Nach Augusta Dorotheas eigenen Worten führte sie eine vergnügte und vor vielen tausend andern glückliche Ehe, die mit einem Sohn und einer Tochter gesegnet wurde. Umso schwerer traf sie der unerwartete Tod ihres Ehemanns 1726, zwei Tage nach dessen Rückkehr von einer Reise. Nun hatte ihr Stiefsohn Heinrich I. Graf Reuß j.L. zu Schleiz für sie und ihre Kinder zu sorgen. Ihre Tochter Johanna Emilie Auguste starb bereits 1729. Schleiz verließ sie während ihrer Witwenschaft zu drei Reisen. Anlass der ersten, die sie in ihre hohenlohische Heimat führte, war die Erbauung und Einrichtung eines neuen Wohnsitzes für sie durch ihren Stiefsohn.[7] Über die neue Wohnung äußert sie sich in überschwänglichen Worten und wünscht ihrem Stiefsohn, dessen Gattin und beider Tochter dafür Gottes Segen. Im Jahr 1732 betreute sie einige Monate in Ermangelung eines Hofmeisters ihren Sohn Heinrich XII. in Jena, der sich dort wohl zu einem Studium aufhielt. Im darauffolgenden Jahr besuchte sie ihre Schwester Johanna Sophia Gräfin von Schaumburg-Lippe in Stadthagen. Diese korrespondierte mit Graf von Zinzendorf, dem Begründer der Herrnhuter Brüdergemeine, stand somit gleichfalls dem Pietismus nahe.[8] Ihre Reise brachte Augusta Dorothea, nach ihrer Erzählung zu urteilen, eine große spirituelle Bereicherung. Beim Niederschreiben des zweiten Teil ihres Lebenslaufes bewegte sie die Sorge um ihren Sohn, der sie zu Beginn des Jahres 1739 verließ, um sich - wie bereits erwähnt - für längere Zeit nach Dänemark zu begeben. Dieser Sorge tritt sie mit ihrer Hoffnung auf die Gnade Gottes entgegen. Die Gräfin lässt ihren Lebenslauf, in dem sie immer wieder ihre Frömmigkeit äußert und ihre spirituelle Entwicklung schildert, mit einem Lobpreis Gottes enden. Nicht nur dieses Selbstzeugnis belegt ihre Verbundenheit mit dem Pietismus, sondern auch ein an sie gerichteter Brief August Hermann Franckes aus dem Jahr 1716.[9] Francke stattete Schleiz im Rahmen einer ausgedehnten Deutschlandreise 1718 schließlich selbst einen Besuch ab.[10] Außerdem spendete die Gräfin 1728 und 1730 für die Dänisch-Hallesche Indienmission.[11] Dr. JÖRG WITZEL ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für Personalschriften. Bestand: Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt
Signatur: Lv III 3, Nr. 4
Enthalten in: Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt, Bd. 2 (Marburger Personalschriften-Forschungen 51,2), Stuttgart 2010 Anmerkungen: [1] Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen überarbeiteten Abschnitt aus folgendem Aufsatz: Jörg Witzel, Autobiographische Texte aus Thüringer Leichenpredigten der Frühen Neuzeit. Eine digitale Edition, in: Helmut Flachenecker/Janusz Tandecki (Hg.), Editionswissenschaftliches Kolloquium 2013. Neuere Editionen der sogenannten "Ego-Dokumente" und andere Projekte in den Editionswissenschaften (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises für Quellenedition 7), Torún 2015, S. 27-44, hier S. 39-42. - Der gedruckte Lebenslauf findet sich in der Trauerschrift: Johann Martin Alberti, Jesus, der Gläubigen Auferstehung und Leben [...], Schleiz o.J., S. (43)-(62). Die Autobiographie ist als Volltext in der digitalen Edition "AutoThür" der Forschungsstelle für Personalschriften erfasst. Über folgenden Link können der Lebenslauf und alle weiterführenden Informationen abgerufen werden: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/digitale-editionen/autothuer/augusta-dorothea-reuss-jl-graefin-zu-plauen-1678-1740.html (Zugriff: 13.06.2018). [2] Vgl. dazu auch Anna-Franziska von Schweinitz, Johanna Sophia Gräfin zu Schaumburg-Lippe. Gräfin zu Hohenlohe-Langenburg. 1673-1743, in: Gerhard Taddey/Joachim Fischer (Hg.), Lebensbilder aus Baden-Württemberg, Bd. 20, Stuttgart 2001, S. 100-128, hier S. 103. [3] Alberti, Auferstehung (wie Anm. 1), S. (45). - Zur Erziehung und Bildung adliger Frauen vgl. allgemein Ronald G. Asch, Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit. Eine Einführung (UTB 3086), Köln/Weimar/Wien 2008, S. 154-156. [4] Zur Distanzierung pietistischer Angehöriger des Hochadels vom eigenen Stand vgl. beispielsweise Jutta Taege-Bizer, Adeliges Selbstverständnis und pietistische Reform - Reichsgräfin Benigna von Solms-Laubach (1648-1702), in: Eckart Conze/Alexander Jendorff/Heide Wunder (Hg.), Adel in Hessen. Herrschaft, Selbstverständnis und Lebensführung vom 15. bis ins 20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 70), Marburg 2010, S. 293-314, hier S. 303f. [5] Vgl. Martin Brecht, Das Aufkommen der neuen Frömmigkeitsbewegung in Deutschland, in: Ders. u.a. (Hg.), Geschichte des Pietismus, Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, S. 113-203, hier S. 175f. [6] Zur Biographie Breyers siehe Christian Gottlieb Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Erster Theil, Leipzig 1750 (ND Hildesheim/New York 1981), Sp. 1374f. - Breyer korrespondierte zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit August Hermann Francke. 22 Briefe Breyers werden im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale) (im Folgenden: AFSt) aufbewahrt, Signaturen: Stab/F 7/10: 1-17, 19-23. [7] Vgl. Berthold Schmidt (Hg.), Geschichte der Stadt Schleiz, Bd. 3: Von der Burggrafenzeit bis zum deutsch-französischen Kriege (1550-1871), Schleiz 1916, S. 64. [8] Vgl. Schweinitz, Johanna Sophia (wie Anm. 2), S. 118. [9] Siehe AFSt, H A 169: 28. [10] Vgl. Martin Brecht, August Hermann Francke und der Hallische Pietismus, in: Ders. u.a. (Hg.), Geschichte des Pietismus 1 (wie Anm. 5), S. 440-539, hier S. 514. - Im Archiv der Franckeschen Stiftungen existiert ein Brief von Augusta Dorothea an Marie Eleonore Emilie Gräfin Reuß j.L. zu Köstritz, geb. Freiin von Promnitz-Dittersbach (1688-1776) (AFSt, H A 171: 136), in dem sie Eindrücke von Franckes Aufenthalt in Schleiz mitteilt. [11] AFSt, M 3 G 2: 1; H C 832: 27. - Zur Dänisch-Halleschen Mission siehe auch den Beitrag von Robin Pack in "Leben in Leichenpredigten": Christoph Theodosius Walther (1699-1741). Njanaawâlutâr - Leben und letzte Stunden eines dänischen Missionars in Tranquebar, in: Leben in Leichenpredigten 10/2012, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/christoph-theodosius-walther-1699-1741.html (Zugriff: 13.06.2018). Zitierweise: Jörg Witzel, Augusta Dorothea Gräfin Reuß j.L. zu Schleiz, geb. Gräfin von Hohenlohe-Langenburg (1678-1740). Eine Autobiographie im Geist des Pietismus, in: Leben in Leichenpredigten 07/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/augusta-dorothea-graefin-reuss-jl-zu-schleiz-geb-graefin-von-hohenlohe-langenburg-1678-1740.html>]]>
Leben in Leichenpredigten Sun, 01 Jul 2018 16:47:00 +0200
Sammlung von Trauergedichten als Jubiläumstitel in VD 17 http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/sammlung-von-trauergedichten-als-jubilaeumstitel-in-vd-17.html Als 300.000ster Titel wurde kürzlich eine Sammlung von Trauer- und Trostgedichten auf Martha Maria... Nachrichten Wed, 13 Jun 2018 16:37:00 +0200 Anna von Bünau, geb. von Mühlen (1580-1618) http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/anna-von-buenau-geb-von-muehlen-1580-1618.html Von kleinen Kindern und ihrem Zustande – Leichenpredigten auf ungetauft verstorbene Kinder und... "Dessen erinnert vns auch gegenwertiges junge Sönlein/ dessen Cörperlein wir heute anhero begleitet haben/ vnd jetzo in seine Ruhestedte versetzet wollen/ das hat dieses elende zeitliche Leben gar eine kurtze zeit gebrauchet/ vnd wenn wir alle Vmbstände fleissig erwegen/ vnd es genaw rechnen/ so wirds nit viel vber 104. Tag oder 15. Wochen vnter Mütterlichem Hertzen gelebet haben/ vnd hat dennoch der Tode seine zarte Kindheit vnd erste Jugend nicht in acht nehmen wollen."[1] Anna und Heinrich der Ältere von Bünau (1555-1614) durchlebten eine sechzehnjährige, im Vergleich mit ihren Zeitumständen gewöhnliche Ehe.[2] Im April 1599 fand ihre Hochzeit statt, und Anna war im Laufe der folgenden Jahre zehn Mal schwanger. In den ersten Ehejahren gebar sie in kurzen Abständen von jeweils ungefähr einem Jahr vier Jungen und ein Mädchen,[3] in den Jahren 1606, 1607, 1608 und 1610 erlitt sie viermal hintereinander Fehlgeburten, meist bei bereits fortgeschrittener Schwangerschaft. Ihr letztes Kind erblickte bereits als Nachgeborene nach Heinrichs im Oktober 1614 eingetretenem Tod das Licht der Welt.[4] Die hohe Schwangerschafts- und Geburtenfrequenz war in der Adelsgesellschaft mit spezifischem demographischem Verhalten verbunden, dessen Ziel es war, einen männlichen Erben zu sichern. In der Folge kam es oft zur frühen Erschöpfung der Frauen und deren Ableben im niedrigen Alter, insbesondere infolge einer weiteren Schwangerschaft oder direkt im Zusammenhang mit einer Geburt.[5] Auch Anna, die nach zwei Jahren im Witwenstand wieder geheiratet hatte, starb bereits im 29. Lebensjahr am 22. September 1618, fünf Tage nach einer weiteren vorzeitigen Geburt eines toten Mädchens. Das Familienleben von Anna und Heinrich dem Älteren von Bünau unterschied sich kaum von dem ihrer Zeitgenossen. Unikal ist die außergewöhnliche Aufmerksamkeit, welche sie den Fehlgeburten und tot geborenen Kindern schenkten, die ansonsten in den Quellen nicht besonders dokumentiert sind.[6] Bei dem Tetschener (tschech. Děčín) Ehepaar von Bünau war es anders: Die tot geborenen Kinder wurden in der Tetschener Pfarrkirche christlich bestattet, und der lutherische Pfarrer Urban Killer hielt bei deren Begräbnis eine Leichenpredigt. Eine christliche Bestattung mit Leichenpredigt fand sogar in dem Falle statt, als es sich um einen etwa vier Monate alten Fötus handelte, der circa zehn Zentimeter groß und fünfzig Gramm schwer war, wie aus dem entsprechenden Einführungszitat hervorgeht. Das Manuskript der Leichenpredigt schenkte der Prediger Anna, damit sie darin in gegenwertigem HauβCreutze vnd den betrübten Sechswochen Trost und Belehrung finden konnte und wusste, was beim Begräbnis gepredigt worden war.[7] Alle Leichenpredigten erschienen nachfolgend im Druck, in den ersten zwei Fällen eigenständig, in den Jahren 1609 und 1610 gemeinsam mit einer Sonntagspredigt, welche Urban Killer hielt, als Anna nach dem beendeten Wochenbett zum ersten Mal am Gottesdienst teilnahm, ihren Kirchgang hatte und heute frisch vnd gesund mit vns zur Kirchen gehen/ und auch selbsten Gott [hat] dancken können.[8] Leichenpredigten auf Kinder sind im lutherischen Bereich in der Frühen Neuzeit nicht ungewöhnlich, obwohl ihre Anzahl im Vergleich zu Leichenpredigten auf erwachsene Männer und Frauen sehr gering ist.[9] Leichenpredigten auf tot geborene Kinder stellen jedoch ein absolutes Unikat dar - Marion Kobelt-Groch hält solche Leichenpredigten sogar für "eine Rarität".[10] In der Ritterfamilie von Bünau auf Tetschen kann zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Hinblick auf die Anzahl derartiger Drucke hingegen von gängiger Praxis gesprochen werden. Das Zentralthema von allen sechs Texten ist die Versicherung vom Heil der tot geborenen, also ungetauft verstorbenen Kinder, welche einen stark konfessionellen und in einigen Leichenpredigten sogar einen sich besonders von der katholischen Glaubenslehre abgrenzenden Konfrontationscharakter aufweist. Gemäß letzterer sterben ungetaufte Kinder mit der Erbsünde belastet, und ihre Seele könne nicht selig werden. Sie leiden zwar nicht in der Hölle, denn für sie sei eine besondere Stelle, der sog. Limbus puerorum (infantium), ausgespart, in dem die Seelen der ungetauften Kinder keine Qualen erdulden müssen. Jedoch können sie keine Seligkeit erlangen und sich nicht in Gottes Anwesenheit himmlischer Vergnügen erfreuen.[11] Diese Vorstellung führte einerseits zur Entfaltung spezieller Praktiken während der Geburt, mit deren Hilfe die Hebamme bei kompliziertem Verlauf durch die sog. Nottaufe die Taufe des noch im Mutterleib steckenden Kindes vollziehen sollte, andererseits zu einer Reihe von verzweifelten Taten, wie beispielsweise zum Tragen von tot geborenen Kindern und Föten zu den durch wundersame Belebung berühmten Wallfahrtsorten, um sie dort taufen zu lassen und dann anschließend auch nach christlichem Ritus beerdigen zu können.[12] Neue Sicht in die unerfreulichen Vorstellungen über das Schicksal der Seele ungetaufter Kinder brachte die lutherische Reformation.[13] Die Lehrmeinung, dass das Kind im Mutterleib auf besondere Art und Weise mittels Gebet Gott anbefohlen und die Taufe zu seinem Heil nicht notwendig ist,[14] wurde rasch von den theologischen Werken in die Hebammenbücher sowie Trost- und Erbauungsbücher für Schwangere, Gebärende und Sechwöchnerinnen übernommen[15] und erscheint auch in Leichenpredigten auf im Zusammenhang mit der Geburt und Fehlgeburt verstorbene Frauen und in vereinzelten Leichenpredigten auf ungetaufte Kinder.[16] Vom Reservoir theologischer Argumente, die in diesen Schriften enthalten sind, schöpfte auch der Tetschener Prediger Killer.[17] Die meisten seiner Predigten beinhalten - manchmal sogar wiederholt - die einfache Information, dass das Gebet der gottseeligen Eltern das Kind auf besondere Weise direkt im Mutterleib zu Jesus bringe: Es sei gestorben/ ist aber darumb nicht verdorben: Sondern dieweil es durch seiner Gotseligen Eltern vnd frommer Christen Gebet/ Christo zugetragen worden, ist es vnserm Herren Gott lieb vnd angenehme gewesen/ vmb des Herrn Christi willen/ vnd ist nun bey Gott gar wol versorget.[18] Einer detaillierteren theologischen Begründung bediente sich Killer im Druck von 1609.[19] Das Heil ungetauft verstorbener Kinder entfaltet er darin in insgesamt 16, auf Beispiele aus dem Alten und Neuen Testament und der Sola-Lehre gestützten Beweisen: Kinder seien ein Geschenk Gottes, er mache sie aus seiner Gnade christlichen Eltern zum Geschenk, und wenn er wolle, nehme er sie wieder zurück. Erlöst sollen alle, die glauben, werden und nicht nur die, die getauft seien (Markus 16); Christus habe die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen, und also auch der kleinen Kinderlein. Ungeborene Kinder hätten ihren eigenen Glauben, so habe etwa Johannes der Täufer den Messias doch bereits im Leib seiner Mutter erkannt (Lukas 1), ähnlich habe schon David Gottes Gnade im Leib seiner Mutter erfahren (Psalm 22, 139). Auch die Kinder der Israeliten, die vor der Beschneidung gestorben waren, wurden nicht verdammt, denn der Herr hatte zu Abraham gesagt, er sei sein Gott sowie der Gott seines Samens (Genesis 17). Wer wil diese verdammen?, fragt Killer eindringlich. Den Israeliten habe es zwar an Beschneidung gemangelt, jedoch nicht an Gottes Gnade - und so mangele es auch den Christen nicht am Heil, wenn es ihnen an Taufe mangeln sollte. Zudem habe Christus explizit den Kindern den Himmel versprochen (Markus 10,14): Unnd gebeut man sol sie zu jhm kommen lassen/ welches geschicht durch hertzliches Gebet der Eltern vnd frommer Christen/ wenn sie noch in MutterLeibe verschlossen liegen. Für die Verteidigung des Heils der ungetauft verstorbenen Kinder nutzt Killer gängige Argumente, die neben üblichen Beweisen aus der Bibel auch aus dem Verweis auf mütterliche Gebete, mit deren Hilfe die Mutter und deren Umfeld das Kind Gott anvertrauen konnten, und nicht zuletzt aus der Möglichkeit eines sich noch im Mutterleib äußernden kindlichen Glaubens bestehen.[20] Außergewöhnlich ist in seinen Predigten eine andere Tatsache, und zwar die gleichzeitige Reflexion der mit Schwangerschaft und Entwicklung des Fötus zusammenhängenden Themen - eine im Rahmen der Textgattung Leichenpredigt ungewöhnliche Faszination für biologisch-medizinische Aspekte und in diesem Zusammenhang insbesondere auch für die verschiedenen Entwicklungsstadien werdenden menschlichen Lebens. In der Ende November 1607 gehaltenen Predigt widmet Killer beispielsweise ganze zwei Seiten einzelnen Phasen der pränatalen Entwicklung, genauso, wie diese zu jener Zeit in Hebammenbüchern beschrieben wurde. Die Übereinstimmungen sind derart genau und umfassend, dass sich hier die Frage anbietet, ob Killer irgendein Anleitungsbuch bei der Vorbereitung der Predigt zur Verfügung hatte.[21] In einer anderen Predigt befasst er sich mit dem Alter des Fötus und beschreibt dessen Aussehen. Er gibt an, das Kind sei 104 Tage alt gewesen, und Gott habe es so wunderbarer weise vnter mütterlichem Hertzen formiret/ jhme Leib vnd Seel/ vnd alle Gliedmas gegeben. Als einen fertig entwickelten und mit Seele begabten Menschen habe es Gott noch im Mutterleibe zu sich genommen.[22] Heute lässt sich schwer feststellen, ob die genaue, in einer Zeit sehr oberflächlicher Informationen über die Entwicklung des Embryos geradezu absurd genau bestimmte Rechenangabe Killers zum Alter des Kindes aufgrund von Selbstbeobachtungen der Mutter, einer Berechnung der Schwangerschaft nach der letzten Menstruation und dem Sexualverkehr des Ehepaares oder aufgrund einer Einschätzung der Hebamme nach der Größe des Fötus entstand. Die Feststellung der Schwangerschaft leitete sich in der Frühphase primär von der ausgelassenen Regelblutung und den beobachteten somatischen Anzeichen ab und blieb noch bis in das 19. Jahrhundert bis zu den ersten Bewegungen des Kindes, also bis zur 20. Schwangerschaftswoche, eher hoffnungsvolle Ahnung als "ärztliche Diagnose".[23] Wichtiger ist in diesem Kontext ein anderer Aspekt, und zwar, dass die Angaben über den Fötus und die pränatale Entwicklung keine eitlen Abstecher zum Selbstzweck oder eine biologisch-medizinische Liebhaberei des Predigers darstellen. Vielmehr hatten Informationen über ein ordentliches Aussehen des vorzeitig geborenen Kindes ohne monströse körperliche Abweichungen und Makel,[24] genauso wie die allgemein akzeptierte Vorstellung von der Beseelung der Frucht am 45. Tag seiner pränatalen Entwicklung, schwerwiegende Folgen für den soteriologischen Kontext des menschlichen Lebens. Auch die Medizinwissenschaft hatte im 17. Jahrhundert Schwierigkeiten bei der Klassifizierung unförmiger, dem menschlichen Körper unähnlicher Embryonen, die zwischen der achten und zehnten Schwangerschaftswoche geboren wurden, mit großem Kopf und immer noch stumpfähnlichen Auswüchsen anstelle von Gliedmaßen. Einem Fötus im Mutterleib, der bereits ordentlich formiert war, der Körper und alle Gliedmaßen hatte, wurde der Status eines Kindes zugestanden - es hatte eine Seele, wurde als Mensch bezeichnet, war ein Geschenk Gottes und stand deshalb in seiner Gnade.[25] Die lutherische Theologie stellte in Bezug auf das Heil den Zustand des Kindes vor und nach der Geburt gleich, und Killer geht in seiner Argumentation so vor, dass er die gängigen theologischen Argumente durch physiologische Auslegung unterstützt: Auch Kinder vnter Mütterlichem Hertzen sind nicht vor dem Tod geschützt, vor dem alle Menschen gleich seien. Der Eine lebe vierzig Jahre, und der Andere sterbe noch vor seiner eigenen Geburt, wenn er erst 104 Tage unter dem mütterlichen Herzen liege; aber trotz der Tatsache, dass er nur kurz gelebt habe, sei er nicht verdammt. Killers Predigten auf Annas tot oder vorzeitig geborene Kinder sind in Bezug auf die theologische Argumentation und konfessionelle Verankerung Bestandteil einer Fülle von Publikationen, welche im Kontext der reformatorischen Bewegung die lutherische Einstellung zum Heil ungetauft verstorbener Kinder popularisierten. Die Einzigartigkeit dieser hier vorgestellten, auf Bestellung einer Adelsfamilie und im Zeitraum einiger weniger Jahre gehaltenen und gedruckten Predigten besteht einerseits in der für einen einzelnen Prediger belegten großen Anzahl, andererseits in der Art und Weise, wie sie mit einigen Inhalten der Hebammenbücher korrelieren. Der Tod eines ungetauften Kindes wird mit einer Reihe von Themen zusammengeflochten, die mit der Zeugung und Geburt der Kinder zusammenhängen: Der Prediger bedient sich dabei ungewöhnlich oft der Wörter Geburt, Fehlgeburt, Gebärende, Kind, Leibesfrucht, Wochenbett. Über diese Themen schreibt er detailliert und ausführlich, und zwar, wie er selbst angibt, insbesondere mittels Verwendung biologisch-medizinischer, aus Fachliteratur geschöpfter Begrifflichkeiten: davon geben die Philosophi vnd physici diesen bericht.[26] Einer der Gründe für die ungewöhnliche Verbindung beider Themen könnte derjenige gewesen sein, dass die exklusive Adressatin des Trostes in Killers Predigten Anna von Bünau war, die als Gebärende, leidende Sechswöchnerin und betrübte Mutter nach einer schweren Geburt verstanden wird. Jegliche Aufmerksamkeit des Predigers wendet sich ihr zu, und alle Drucke auf die verstorbenen Kinder sind ihr auch gewidmet. Ihr Ehemann Heinrich der Ältere von Bünau wird manchmal flüchtig in der Widmung erwähnt, gegebenenfalls in den Begriff Eltern einbezogen, mit Hilfe seiner Vaterschaft werden die ungetauften Kinder im Titelblatt identifiziert[27] - in der Auffassung des Predigers tritt er jedoch nicht selbstständig als Vater der gestorbenen Kinder auf, an den Trost und Zuspruch gerichtet sind. Die Geburt wurde zu jener Zeit als ausschließlich weibliche Sphäre verstanden, in welche die Männer keinen Zutritt haben sollten. Der Ausschluss des Vaters aus dem Geschehen am Geburtsbett, zu welchem nur Hebammen und weitere weibliche Helferinnen Zutritt hatten, wird damit auf symbolischer Ebene auch in den analysierten Predigten fortgeführt. So wie das Wissen über Schwangerschaft und Geburt ausschließliche Domäne der Frauenwelt war, oder zumindest sein sollte,[28] wird in Killers Predigten auch der Trost nach einer misslungenen Geburt oder Fehlgeburt als eine ausschließlich weibliche Angelegenheit verstanden. Die Orientierung an einer weiblichen Empfängerin der trostspendenden Texte bestimmte die Auswahl der Themen sowie das Vokabular der Predigten und ermöglichte ein enges und für Leichenpredigten aus dieser Zeit ungewöhnliches Durchdringen funeraler Homiletik und fachspezifisch-medizinischer Materie der Hebammenbücher. Dr. RADMILA PRCHAL PAVLÍČKOVÁ ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte der Philosophischen Fakultät der Palacký-Universität Olomouc (Tschechische Republik). Die Studie wurde von dem durch die Masaryk-Universität in Brno und die Palacký-Universität in Olomouc realisierten Projekt GA ČR Reg. Nr. 14-36521G "Centre for Cross-disciplinary Research into Cultural Phenomena in the Central Europea History: Image, Communication, Behaviour" unterstützt. Übersetzung: Hana Jadrná Matějková  Bestand: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Signatur: Hist.Sax.D.431,misc.4
Enthalten in: Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17 14:013735U) Anmerkungen: [1] Urban Killer, Zwo Christliche Predigten: Die erste/ eine Leichpredigt [...] Bey dem trawrigem Begräbnis eines ungetaufften Kindleins/ Des [...] Ritters/ Herren Heinrichs von Bünaw [...] Söhnleins/ welches den 25. Decembris dieses 1608 Jahres am morgen zwischen 4. vnd 5. halber Vhr/ ist tod auff die Welt geboren/ vnnd folgenden 28. dieses Christlich begraben worden. Die Ander. Was von denen Kindern zu halten sey/ die mit tode abgehen/ ehe sie die heilige Tauffe erlangen können [...], Leipzig 1609, S. 17 (Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden [im Folgenden: SLUB Dresden], Hist.Sax.D.431,misc.6; VD17 39:113142X), Digitalisat, PURL (Werk): http://digital.slub-dresden.de/id37837902X (Zugriff: 09.05.2018). [2] Zur Familiengeschichte siehe die Beiträge in Martina Schattkowsky (Hg.), Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde 27), Leipzig 2008, hier insbesondere Dies., Grenzüberschreitungen. Fallstudien zu Herrschaftserfahrungen der Familie von Bünau im 17. Jahrhundert, S. 275-294; Jens Kunze, Das Testament Rudolf von Bünaus auf Weesenstein und Giesenstein (1546-1627), S. 295-317; und Birgit Finger, frömmigkeitsformen einer niederadligen Familie. Kirchen und Schlosskapellen der Herren von Bünau in Sachsen und Böhmen, S. 383-412. [3] Die Angabe ist in der Leichenpredigt auf das erste frühgeborene Kind von 1606 enthalten. Urban Killer, Eine Christliche Leichpredigt/ Aus dem Matthaeo [...] Von kleinen Kindern/ und ihrem Zustande. Bey dem traurigen Begräbnüs Des [...] Herrn Heinrichs von Bünnaw [...] fünfften Söhnleins [...], Leipzig 1606, S. 5 (SLUB Dresden, Hist.Sax.D.431,misc.4; VD17 14:013735U), Digitalisat, PURL (Werk): http://digital.slub-dresden.de/id481597565 (Zugriff: 09.05.2018). [4] Die schwere Geburt einer Tochter am Donnerstag nach Laetare 1615 erwähnt Urban Killer in seiner Leichenpredigt auf Anna. Ders., Rachel Acerbe Parturiens, Das ist/ Christliche Leich/ Lehr und Trostpredigt [...] Sonderlichen für betrübte Schwanger Weibespersonen/ und andere Christliche Matronen. so zur Geburtszeit mit und dabey sein müssen. Gehalten Bey dem Adelichen und Volckreichen Begräbnüs der [...] Frawen/ Annen Hirschbergerin von Königshain/ gebornen Tyrmitzkin von Milen/ Frawen vff Tetschen [...], Dresden 1620, Bl. B1r (SLUB Dresden, Hist.Sax.D.491,60; VD17 14:693945A), Digitalisat, PURL (Werk): http://digital.slub-dresden.de/id333755162 (Zugriff: 09.05.2018). - Zu Geburtsnamen und Lebenslauf Anna von Bünaus ist noch Folgendes anzumerken: In den diversen Leichenpredigten auf sie selbst, auf ihre Kinder und auf Heinrich d.Ä. von Bünau wird sie als geborene Tyrmitzkin von Milen (auch: Trmicki von Milin) bezeichnet (siehe z.B. den Titel des angegebenen Drucks). Hierbei handelt es sich um die Familie von Mühlen auf Türmitz (tschech. Trmice). Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns Heinrich d.Ä. von Bünau war Anna im Jahr 1616 ein zweite Ehe mit Erasmus Hirschberger von Königshain eingegangen. Die Leichenpredigt auf Heinrich d.Ä. von Bünau hielt ebenfalls Urban Killer: Ders., Exeqviae Tecinenses. Leichbegängnüs/ oder Klag vnd Trostpredigten/ gehalten vber dem tödlichen abgang des [...] Herrn Heinrichs von Bünaw [...], Dresden [1615] (SLUB Dresden, 2009 8 012032; VD17 14:707631N), Digitalisat, PURL (Werk): http://digital.slub-dresden.de/ppn324000456 (Zugriff: 09.05.2018). [5] Vgl. Beatrix Bastl, Tugend, Liebe, Ehre. Die adelige Frau in der Frühen Neuzeit, Köln/Weimar/Wien 2000, S. 505-512. [6] Einige Beispiele von Fehlgeburten und schweren Geburten führen im Zusammenhang mit Lebensgefährdung in der Schwangerschaft und der Geburt an: Heide Wunder, "Er ist die Sonn´, sie ist der Mond". Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992, S. 156-160; Bastl, Tugend, Liebe, Ehre (wie Anm. 5). S. 514. [7] Urban Killer, Zwo Christliche Predigten. Die Erste/ Eine Leichpredigt auß dem 31. Psalm [...] Bey dem trawrigen Begräbnüβ eines ungetaufften Kindes [...] Die Andere/ Eine Trostpedigt ex Psalmo 116. [...] Als die Edle [...] Fraw Anna Bünin [...] ihren Kirchgang gehalten [...], Magdeburg 1610, S. 5f. (SLUB Dresden, Hist.Sax.D.431,misc.7; VD17 14:013744T), Digitalisat, PURL (Werk): http://digital.slub-dresden.de/id481603131 (Zugriff: 09.05.2018). [8] Ders., Zwo Christliche Predigten [1609] (wie Anm. 1), S. 24f. [9] Vgl. Ines E. Kloke, Das Kind in der Leichenpredigt, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften, Bd. 3, Marburg 1984, S. 97-119, besonders S. 102f.; Marion Kobelt-Groch, "Freudiger Abschied Jungfräulicher Seelen". Himmelsphantasien in protestantischen Leichenpredigten für Kinder, in: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 31 (2004), H. 2, S. 117-147. [10] Marion Kobelt-Groch, Selig auch ohne Taufe? Gedruckte lutherische Leichenpredigten für ungetauft verstorbene Kinder des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Dies./Cornelia Niekus Moore (Hg.), Tod und Jenseits in der Schriftkultur der Frühen Neuzeit (Wolfenbütteler Forschungen 119), Wiesbaden 2008, S. 63-78, hier. S. 68. [11] Vgl. Michael Prosser, Vorstellungen über die Seelenexistenz ungetaufter Kinder in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Schriftdokumente zu Theorie und Praxis, in: ebd., S. 183-199. [12] Vgl. Jacques Gélis, Lebenszeichen - Todeszeichen: Die Wundertaufe totgeborener Kinder im Deutschland der Aufklärung, in: Jürgen Schlumbohm u.a. (Hg.), Rituale der Geburt. Eine Kulturgeschichte (Beck'sche Reihe 1280), München 1998, S. 269-289; Eva Labouvie, "Sanctuaires à répit". Zur Wiedererweckung toter Neugeborener, zur Erinnerungskultur und zur Jenseitsvorstellung im katholischen Milieu, in: Kobelt-Groch/Moore (Hg.), Tod und Jenseits (wie Anm. 10), S. 79-96; Susi Ulrich-Bochsler/Daniel Gutscher, Wiedererweckung von Totgeborenen. Ein Schweizer Wallfahrtszentrum im Blick von Archäologie und Anthropologie, in: Schlumbohm u.a. (Hg.), Rituale der Geburt, a.a.O., S. 244-268. [13] Vgl. etwa Martin Luther, Ein Trost den Weibern, welchen es ungerade gegangen ist mit Kindergebären, in: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe), Abt. Schriften/Werke, Bd. 53, Weimar 1920, S. 202-208. [14] Vgl. Eckhard Struckmeier, "Vom Glauben der Kinder im Mutter-Leibe". Eine historisch-anthropologische Untersuchung frühneuzeitlicher lutherischer Seelsorge und Frömmigkeit im Zusammenhang mit der Geburt (Kontext: Neue Beiträge zur historischen und systematischen Theologie 31), Frankfurt (Main) 2000, S. 89-122. [15] Vgl. Hana Jadrná Matějková, "Ob es hier um des Kindleins Seele geht?" Nottaufe und die Rolle der Hebammen in tschechischsprachigen Quellen der frühen Neuzeit, in: Czech and Slovak Journal in the Humanities, Historica 2 (2014), S. 58-70, besonders S. 62f. [16] Vgl. Struckmeier, Vom Glauben (wie Anm. 14), S. 174f.; Kobelt-Groch, Selig auch ohne Taufe? (wie Anm. 10), besonders S. 68f. [17] Vgl. Struckmeier, Vom Glauben (wie Anm. 14), S. 134-167. [18] Urban Killer, Christliche Leichpredigt/ ex Hiobi 14. Cap. [...] Bey dem trawrigen Begräbnis eines ungetaufften Kindleins/ Des [...] Herrn Heinrichs von Bünaw/ auff Tetzschen [...], Dresden 1608 (SLUB Dresden, Hist.Sax.D.431,misc.5; VD17 14:013739Z), Bl. F2r, Digitalisat, PURL (Werk): http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/176173/ (Zugriff: 09.05.2018). [19] Ders., Zwo Christliche Predigten [1609] (wie Anm. 1), S. 35-38. [20] Vgl. Kobelt-Groch, Selig auch ohne Taufe? (wie Anm. 10), besonders S. 70-72. [21] Vgl. Walkmberský z Walkmberku, Matouš, Zahrádka růžová žen plodných, in: Jana Ratajová/Lucie Storchová (Hg.), Děti roditi jest božské ovotce. Gender a tělo v českojazyčné babické literatuře raného novověku (Gender v českých preskriptivních diskursech raného novověku 4), Praha 2013, S. 312-322. [22] Killer, Zwo Christliche Predigten [1609] (wie Anm. 1), S. 19. [23] Vgl. Barbara Duden, Zwischen "wahrem Wissen" und Prophetie: Konzeptionen des Ungeborenen, in: Dies./Jürgen Schlumbohm/Patrice Veit (Hg.), Geschichte des Ungeborenen. Zur Erfahrungs- und Wissenschaftsgeschichte der Schwangerschaft, 17.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 170), Göttingen 2002, S. 11-48. [24] Vgl. Hana Matějková, "Svět k skonání táhne". Reflexe monstrózních porodů v raněnovověkých českojazyčných naučných a homiletických pramenech a pramenech lidové provenience, in: Dějiny - Teorie - Kritika 7 (2011), H. 2, S. 203-218. [25] Vgl. Duden, Zwischen "wahrem Wissen" und Prophetie (wie Anm. 23), S. 31-41. [26] Killer, Christliche Leichpredigt/ ex Hiobi (wie Anm. 18), Bl. C2r. [27] In den Titeln werden die verstorbenen Kinder nach Geschlecht, Reihenfolge der Geburt und durch die Angabe, wer ihr Vater ist, charakterisiert. Beispielhaft: "Bey dem traurigen Begräbnüs Des [...] Ritters/ Herrn Heinrichs von Bünnaw auf Tetschen vnd Bodenbach/ fünfften Söhnleins [...]"; siehe Killer, Eine Christliche Leichpredigt/ Aus dem Matthaeo (wie Anm. 3). [28] Vgl. Bastl, Tugend, Liebe, Ehre (wie Anm. 5), S. 450. Zitierweise: Radmila Prchal Pavlíčková, Anna von Bünau, geb. von Mühlen (1580-1618). Von kleinen Kindern und ihrem Zustande – Leichenpredigten auf ungetauft verstorbene Kinder und Gebärende als Empfängerinnen des Trostes, in: Leben in Leichenpredigten 06/2018, hg. von der Forschungsstelle für Personalschriften, Marburg, Online-Ausgabe: <http://www.personalschriften.de/leichenpredigten/artikelserien/artikelansicht/details/anna-von-buenau-geb-von-muehlen-1580-1618.html>]]>
Leben in Leichenpredigten Fri, 01 Jun 2018 08:50:00 +0200
Leichenpredigten im landeskundlichen Informationssystem für Baden-Württemberg http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/leichenpredigten-im-landeskundlichen-informationssystem-fuer-baden-wuerttemberg.html Das landeskundliche Informationssystem für Baden-Württemberg (LEO-BW) stellt unter dem Themenmodul... Nachrichten Wed, 23 May 2018 09:51:00 +0200 Herrschaft und Tod in der Frühen Neuzeit http://www.personalschriften.de/aktuelles/artikelansicht/details/herrschaft-und-tod-in-der-fruehen-neuzeit.html Dissertation von Linda Brüggemann Linda Brüggemann, Herrschaft und Tod in der Frühen Neuzeit. Das Sterbe- und Begräbniszeremoniell preußischer Herrscher vom Großen Kurfürsten bis zu Friedrich Wilhelm II. (1688-1797) (Geschichtswissenschaften 33), München 2015, ISBN: 978-3-8316-4442-1.]]> Neuerscheinungen Mon, 07 May 2018 11:36:00 +0200