Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Marburger Personalschriften-Forschungen, Bd. 57

Dominik Motz: Memoria im Duodezformat. Funeraldrucke des Hauses Waldeck als Medien dynastischer Erinnerung.

2016. X, 274 Seiten mit 19 Farb- und 2 s/w-Abbildungen sowie 19 Tabellen.

ISBN 978-3-515-11487-5. EUR 42,00.

Inhalt

Während heute das Andenken an Verstorbene durch Todesanzeigen oder Nachrufe wachgehalten wird, griff man in der Frühen Neuzeit vor allem auf das Medium des Funeraldrucks zurück. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der Gelegenheitsliteratur, die anlässlich des Todes eines Menschen entstand. Die Drucke wurden zwischen 1550 und 1800 vorwiegend vom Adel und dem wohlhabenden Bürgertum in Auftrag gegeben und als papierne Denkmäler an Verwandte, Bekannte und Freunde versandt. Schon früh als Sammelobjekte geschätzt, haben sie sich in Bibliotheken und Archiven erhalten.

Aufgrund ihrer vielfältigen Formen und Bestandteile beschäftigen sich die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen mit diesen historischen Quellen. Im Unterschied zu bisher dominierenden Forschungsschwerpunkten richtet die vorliegende Dissertation nun erstmals den Fokus auf den Funeraldruck in seiner Funktion als kollektives Gedächtnismedium. Dabei steht vor allem die Frage im Zentrum, ob Funeraldrucke in der Lage sind, in einer sozialen Gruppe über Zeit und Raum hinweg Identität zu stiften. Am Beispiel des hochadeligen Hauses Waldeck werden sowohl Produktion als auch Rezeption der Schriften innerhalb dieser Dynastie untersucht. 

Rezensionen

"Den enormen Quellenwert von Funeraldrucken für Fragestellungen vieler Art dokumentiert die vorliegende Abhandlung am Beispiel eines kleinen Territoriums und seiner Herrscherfamilie eindrucksvoll. Hervorzuheben ist die quellengesättigte Darstellung, die neben der Personen- und Frömmigkeitsgeschichte gerade auch für die Buch- und Bibliotheksgeschichte der Region viel Neues beitet, etwa zu den historischen Beständen der Hofbibliothek Arolsen. ... Eine Reihe von geschickt ausgewählten Abbildungen, zwei transkribierte Begräbnisberichte, eine solide Bibliographie der Forschungsliteratur und ein Personenregister runden das insgesamt gelungene Werk ab."

Manfred Komorowski/ Klaus Schreiber, in: Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft

 

"Damit ist die Arbeit für den Bereich Waldeck echte Grundlagenforschung und stellt insgesamt hinsichtlich der Funeralschriften erstmals einen Gesamtzusammenhang von Funeralschriften und Politik beziehungsweise Geschichte her, ist also deutlich mehr als reine Materialbeschreibung und -analyse. So bietet der Band eine inhaltliche Bereicherung der Publikationsreihe und regt zu weiteren Forschungen an."

Gerhard Aumüller, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 81 (2017), S. 355f.

 

"Der wissenschaftliche Apparat und die beigefügten Register und Verzeichnisse sind handwerklich einwandfrei."

Gerhard Aumüller, in: Geschichtsblätter für Waldeck 105 (2017), S. 165-167

 

"Der Verf. hat eine vielschichtige Studie vorgelegt, an der sich zukünftige Forschung orientieren wird. Tatsächlich löst Motz sein eingangs formuliertes Anliegen ein und zeigt auf, dass Funeralschriften über Zeit und Raum in einer Gemeinschaft Zusammenhalt und Identität stiften konnten. Dabei war die Nutzung von Funeraldrucken durch das Haus Waldeck wirklich eine Memoria im Duodezformat, die den Vergleich mit weiteren, bedeutenderen Dynastien bedarf. Daher ist es dem vorliegenden Band nur zu wünschen, dass er nicht nur die verdiente Rezeption durch zukünftige Forschung erfährt, sondern dass zeitnah eine Auseinandersetzung der erzielten Ergebnisse im Vergleich zu weiteren hochadligen Dynastien der Frühen Neuzeit erfolgt."

Eva Bender, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 68 (2018), S. 228f.