Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Marburger Personalschriften-Forschungen, Bd. 56

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in den Thüringischen Staatsarchiven Gotha, Greiz, Meiningen und Weimar

Bearbeitet von Eva-Maria Dickhaut, Daniel Geißler, Birthe zur Nieden, Eva-Maria Vering und Jörg Witzel.

2015. XIII, 168 Seiten.

ISBN 978-3-515-11257-4. EUR 32,00.

Inhalt

Der Katalog weist in 232 Einträgen die Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in den Thüringischen Staatsarchiven Gotha, Greiz, Meiningen und Weimar nach.

Interessante Details lassen sich in etlichen Leichenpredigten finden - so zum Beispiel in den Personalia des Mediziners Johannes Volckius (1621-1656). Obwohl er in jungen Jahren zunächst den Vater und kurz nach deren Wiederverheiratung auch die Mutter verlor, konnte er dank seines Stiefvaters, eines Apothekers, sieben Jahre lang Medizin studieren. Eine Peregrinatio academica erlaubte dieser ihm jedoch nicht, da er ihn "bey sich zum besten seiner Apotheken haben" wollte. Volckius kehrte nach Gotha zurück, um seinem Stiefvater zur Seite zu stehen. Später avancierte er dort zum fürstlichen Landmedicus. Daneben tat er sich als Verfasser von Liedern hervor und übersetzte die lateinischen Oden des Dichters Ludwig Helmbold (1532-1598) ins Deutsche. Außerdem war er auch ein fleißiger Dichter von Gelegenheitsschrifttum, so "daß fast kein Ehe gestifftet, noch trauriger Todes-Fall geschehen", zu dem er nicht ein Gedicht verfasste.

Schwierigkeiten in seiner geplanten Ausbildung musste auch Johann David Nike (1666-1726) hinnehmen. Er begann zunächst zu studieren, wurde dann aber so schwer krank, dass er anschließend "eine merckliche Schwächung des Ingenii und Gedächtnisses an sich verspührete". An einen erfolgreichen Abschluss seines Studiums glaubten weder er noch seine Eltern. 1681 wurde er zu seinem Vetter geschickt, der Maler war. Dieser erkannte Nikes "gute Geschicklichkeit zur Mahlerey" und überredete ihn, sich von ihm in diesem Handwerk ausbilden zu lassen. Nikes Gesellenwanderung führte ihn nach Gera, "welcher Ort Ihm denn sogleich wohl gefiel", so dass er beschloss, dort zu bleiben. Als angesehener Bürger und Ratsmitglied erhielt er später den Auftrag, die Johanniskirche auszumalen. Jedoch stürzte er während dieser Arbeit so unglücklich vom Gerüst, dass er augenblicklich tot war.

Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Im Registerteil kann gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden.

Interessenten:

Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.