Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Marburger Personalschriften-Forschungen, Bd. 59

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Arnstadt

Bearbeitet von Eva-Maria Dickhaut, Daniel Geißler, Birthe zur Nieden, Eva-Maria Vering und Jörg Witzel

2017, XIV, 322 Seiten. (Marburger Personalschriften-Forschungen 59). Kart.

ISBN 978-3-515-11982-5. EUR 38,00.

Inhalt

In 463 Einträgen erschließt der vorliegende Katalog die Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Arnstadt, die zu den ältesten überlieferten protestantischen Kirchenbibliotheken in Thüringen zählt.

Im Bestand der Arnstädter Funeraldrucke befindet sich auch ein Konvolut von siebzehn handschriftlichen Lebensläufen, die zwischen 1645 und 1680 anlässlich von Begräbnissen in Neuroda und Traßdorf, zwei Gemeinden im Vorland des Thüringer Waldes, verlesen wurden und Einblick in dörfliche Lebenswelten geben. Mehrmals wird in diesen Biographien die unzulängliche Schulbildung kritisiert. So liest man u.a. von Barthel Salfelder (1597-1676), dass er zwar regelmäßig die Schule besucht und auch das Lesen gelernt, es aber später wieder vergessen habe. Oft habe er geklagt, "die Buchstaben kenne ich zwar noch, aber zusammen bringen kann ich sie nicht".

Aber nicht nur die handschriftlichen Quellen aus der Kirchenbibliothek bieten aufschlussreiche Einblicke. Ein hohes Alter erreichte Rosina Clauß, geb. Reisiger (1590-1672): Sie wurde fast 82 Jahre alt. Besondere Freude bereitete es ihr, dass sie "bey ihrem Leben noch Kindes-Kindes-Kindes-Kind im 4. Gliede sehen und Ober-Elter-Groß-Mutter", also Ururgroßmutter, werden konnte, "so bey itzigen Zeiten der Welt nicht gemein, und selten zu vernehmen ist". In ihrem Alter sei sie aber doch "ihres Lebens satt und überdrüßig" gewesen. Ihr Sehvermögen und ihr Gedächtnis hätten sich verdunkelt, so dass sie selbst nicht mehr lesen konnte. Deswegen habe sie sich die "Bibel, Postillen und schönen Gebet-Büchern durch die Ihrigen vorlesen lassen müssen".

Im Arnstädter Bestand befindet sich auch die Leichenpredigt auf eine Frau, die musikalisch sehr begabt war: Anna Catharina Praetorius, geb. Mylius (1665-1690). Ihr Vater, Samuel Mylius, war Kantor der Stadtschule in Buttstädt und später des Gymnasiums in Merseburg und förderte ihre musische Ausbildung stark. Mitunter vertrat sie ihren Vater sogar bei dessen Privatunterricht.

 

Interessenten:

Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.