Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Marburger Personalschriften-Forschungen, Bd. 54

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der historischen Buchsammlung Schwarzburgica des Schlossmuseums Sondershausen

Bearbeitet von Eva-Maria Dickhaut, Daniel Geißler, Birthe zur Nieden, Patrick Sturm, Eva-Maria Vering und Jörg Witzel.
2013. XV, 636 Seiten.
ISBN 978-3-515-10673-3. EUR 54,00.

Inhalt

Bereits 2012 erschien in der Reihe "Marburger Personalschriften-Forschungen" ein zweibändiger Katalog, in dem mit der "Sammlung Leichenpredigten" der erste, als separate Kollektion überlieferte Funeralschriften-Bestand im Schlossmuseum Sondershausen nachgewiesen wird. Der vorliegende Katalog vereinigt nun die Leichenpredigten, die sich verstreut in der historischen Bibliothek des Schlossmuseums befinden. Die - ihrem inhaltlichen Schwerpunkt entsprechend - als "Schwarzburgica" bezeichnete Buchsammlung gelangte 1990 aus der Stadt- und Kreisbibliothek Sondershausen in den Besitz des Museums und gehörte ursprünglich zur Fürstlich Schwarzburgischen Landesbibliothek. Im Gegensatz zu den in Band 53 verzeichneten Quellen beziehen sich die in ihr enthaltenen Leichenpredigten vorwiegend auf Angehörige des Regentenhauses Schwarzburg-Sondershausen, aber auch auf Personen, zu denen die Schwarzburger in Beziehung standen bzw. die in den schwarzburgischen Territorien lebten.

Die 1.349 Einträge des Kataloges gelten 441 Verstorbenen. Rund drei Viertel von ihnen sind dem Bürgertum zuzurechnen. Die Sterbe- und Beerdigungsorte konzen­trieren auf das heutige Thüringen. Bei den Berufsangaben dominieren die Bereiche Verwaltung, Bildung und Kirche. Das ist charakteristisch für den Personenkreis, dessen Memoria in der Frühen Neuzeit durch Leichenpredigten propagiert wurde. Zu den in Leichenpredigten eher selten genannten Berufen gehört derjenige des Gärtners. Johann Timme (1653-1714) war schwarzburgischer Hof- und Lustgärtner in Arnstadt. Gefeierter Höhepunkt seines Berufslebens war die Blüte einer Agave, die er 24 Jahre lang gepflegt hatte. Obwohl der größte Teil der ausgewerteten Stücke aus dem 18. Jahrhundert stammt, finden sich auch Berichte über das Leben während des Dreißigjährigen Krieges. Sie spiegeln die zwei Seiten dieser Zeit wider: diejenige von Menschen, die durch den Krieg ihr tägliches Brot verdienten, und diejenige der nur allzu vielen Menschen, die unter ihm zu leiden hatten. Aber nicht nur persönliche Schicksale werden in den Leichenpredigten der Schwarzburgica deutlich. In den Personalia auf Johannes Casparus Güttich wird über die extreme Witterung im Geburtsjahr des Geehrten berichtet: "im Jahr Christi 1595, do es einen sehr harten Winter gegeben, daß die grossen Wasser, der Rein, Necer, Mosel, Mein, Thonau etc. sind gantz zugefroren, daß man darüber gehen und fahren können (...)."

Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.

Interessenten:

Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

Rezensionen

"Nach dem sehr ausführlichen Katalogteil nehmen die speziellen Register nahezu die Hälfte der gesamten Arbeit ein, wodurch der Inhalt ausgezeichnet erschlossen wird."

Bernhard F. Lesaar, in: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde 47 (2015), H. 2, S. 61

 

"Die in der Einführung beschriebene Handhabung des Kataloges ist einfach nachvollziehbar. ... Vereinfachend kommt hinzu, dass sich die Aufschlüsselung dieser Siglen auf einem Faltblatt befindet, das sich neben dem Katalogteil ausklappen lässt. Dies vermeidet lästiges Hin-und-her-Blättern. Eine sehr umfangreiche Erarbeitung gleich mehrerer Register - von sämtlichen Personennamen bis hin zu Berufen usw. - erleichtert zusätzlich den Umgang mit dieser Fülle an Leichenpredigten und Trauerschriften."

Nadine Hofmann, in: Geschichtsblätter für Waldeck 104 (2016), S. 182f.

 

"Die Sondershausener Funeralschriften werden auf 389 Katalogseiten den hohen Standards der Reihe entsprechend verzeichnet. Die Einträge haben bis zu 39 Kategorien, es werden sowohl der Inhalt (z.B. "Todestag/Sterbeort") als auch die Beschaffenheit (z.B. "Material"/"Defekte") oder die künstlerische Ausgestaltung (z.B. "Bildliche Darstellungen") aufgeführt. Meist stammen die Schriften aus dem 18. Jahrhundert. Die Orientierung in den alphabetisch nach den Namen der Verstorbenen angeordneten Einträgen wird durch 16 Register erleichtert, die zugleich einen Eindruck vermitteln, zu welchen Fragekomplexen die verzeichneten Quellen Antworten bereithalten können. So zeigen beispielsweise die Einträge im Register zu Druckern und Druckorten zusammen mit den Einträgen im Berufsregister zu "Hofdrucker" und "Hofdruckerin", welches Potenzial die Auswertung von Leichenpredigten und ähnlichem Schriftgut für die Forschung zum frühneuzeitlichen Druckwesen hat. Die Register zu den an den Leichenpredigten beteiligten Künstlern (Verfasser der Predigten/von Epicedien/Trauerliedern, Komponisten, Künstler und Stecher) gemeinsam mit den Registern von Druckern und Verlegern zeigen hingegen, wie viele Personen am Entstehen dieser Druckschriften beteiligt waren und liefern so Aufschluss über den Entstehungsprozess."

Manuel Kamenzin, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 87 (2016), S. 311f.