Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Der Pfarrer als Arbeiter am Gedächtnis

03.04.2013

Kategorie: Neuerscheinungen

Neue Veröffentlichung zur lutherische Erinnerungskultur in der Frühen Neuzeit

Cover "Der Pfarrer als Arbeiter am Gedächtnis"

Vor kurzem erschien unter dem Titel "Der Pfarrer als Arbeiter am Gedächtnis. Lutherische Erinnerungskultur in der Frühen Neuzeit zwischen Religion und sozialer Kohäsion" die Dissertation von Stefan Dornheim (Reihe: Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Band 40, Universitätsverlag Leipzig).

Die literarische Basis der Untersuchung bilden u.a. auch Leichenpredigten, die der Autor als aussagekräftige Quellen für seine Forschungen heranzieht. Leichenpredigten sind für die Fragestellungen des Projekts dabei in mehrfacher Hinsicht relevant: Die Fragen nach den Ursprüngen und Grundlagen der sozialen und politischen Ordnung eines Gemeinwesens und die Deutung seiner Geschichte berührten in der Vormoderne stets auch theologische Probleme, die im Rahmen einer öffentlichen Fest- und Gedenkkultur verhandelt wurden. An diesem Punkt setzt dieses Buch an, das der Verbindung von Religion und sozialer Kohäsion am Beispiel der lutherischen Erinnerungskultur zwischen Reformation und Spätaufklärung nachgeht. Dabei wird insbesondere die Rolle der Pfarrer als Spezialisten des Gedenkens untersucht und nach den konfessionsspezifischen Formaten und Entwicklungslinien der lutherischen Gedenkkultur gefragt. Unter anderem wird dem Vergangenheitsdiskurs beim Totengedenken, der Bedeutung des Kirchenraums für das kollektive Erinnern und den Funktionen des archivarischen Gedächtnisses des Pfarrhauses nachgegangen. Mit den Amts-, Promotions- und Ehejubiläen rückt erstmals die personale Jubiläumskultur im Luthertum genauer in das Blickfeld der Forschung. Ferner werden Grundsteinlegungs- und Turmknopffeste sowie die jährliche Verhandlung der kollektiven Vergangenheit im Rahmen von Neujahrspredigten und Neujahrspublizistik in ihrer Bedeutung für frühneuzeitliche Stadt- und Dorfgemeinschaften analysiert.

Dr. Stefan Dornheim ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt G "Gemeinsinnsdiskurse und religiöse Prägung zwischen Spätaufklärung und Vormärz (ca. 1770 - ca. 1848)" des SFB 804 "Transzendenz und Gemeinsinn" an der Technischen Universität Dresden. Er hat über einen Teilaspekt seines Dissertationsprojekts auch im Rahmen von "Leben in Leichenpredigten" berichtet.

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