Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

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Johann Michael Andreä (1657–1711): Lebenslauf

Titelblatt

Der letzte Buß=Tag
Des
Hoch=Ehrwürdigen und Gottselig=
Hochgelahrten
HERRN
Johann Michael
Andreä
/
Hoch=Fürstl. Schwartzb. Hochverordnet gewesenen Ober=
Pfarrers/ und des Hochlöblichen Consistorii Assessoris
in Rudolstadt/
Als Derselbe
Den 11. des Christ=Monats MDCCXI
Als an dem angeordneten letzten Solennen Buß= Bet= und
Fast=Tage dieses Jahrs/
Sein in die 26. Jahr rühmlichst geführtes
Kirchen=Amt/
Nach des allein weisen GOttes und Beherrscher seiner Kirchen/
gnädigsten Willen und Wohlgefallen/ niederlegte und seinen
Geist sanfft und selig auffgab/
Am Tage der Christl. Beerdigung des hinterbliebenen Cörpers/
war der 15. obenermeldten Monats und Jahres/
In Hoher Gegenwart
Der Hoch=Fürstlichen Gnädigsten Herrschafft/
Wie auch ungemein starcker Versammlung so wohl fremder/
als einheimlischer Leich=Begleiter/
In der Kirchen zur Ehre Gottes daselbst/
Aus dem von Ihm selbst erkohrnen Leichen=Spruch
1. Tim. I, 15. 16. 17.
Das ist ie gewißlich wahr etc. = = in Ewigkeit/ Amen.
Zum Trost und seliger Erbauung erwogen und abgehandelt
von
Heinrich Christoph Ludwig/ Superint. Rudolstadt/ Druckts Heinrich Urban.

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weil ihr noch nicht sündigen könnt. Verziehet nicht fromm zu werden/ und
harret nicht mit Besserung eures Lebens biß in den Tod/ Syr. 18/ 22.
GOtt wird/ wenn wir Busse thun/ Barmhertzigkeit erzeigen/ als wir
denn auf seine Güte hoffen. Es ist der heutige Begräbniß=Tag des seli=
gen Herrn Pastoris der Tag/ an welchem voriges Jahr unser in dem Herrn
ruhender hochseligster/ weyland gnädigster/ Landes=Herr von dieser Welt
hat Abschied genommen. Das Andencken ist betrübt; doch da eben die=
ser Tag das Ende von dem Trauer=Jahre ist/ so bitten wir GOtt/ daß
wie Er uns dasselbe hat lassen durch seine Gnade überleben/ so wolle Er
uns auch ferner seine Gnade erzeigen/ und die Hoch=Fürstl. Landes=Herr=
schafft iederzeit väterlich behüten/ Sie mit Gnaden krönen/ und mit sei=
ner Hülffe erfreuen. Wir dancken im übrigen GOtt von Hertzen für
seinen bißherigen Beystand/ und schliessen aus kindlichem Vertrauen zu
seiner Güte mit dem Lobe unseres Textes: Gott/ dem ewigen Köni=
ge/ dem Unvergänglichen/ und Unsichtbaren/ und allein Wei=
sen sey Ehre und Preiß in Ewigkeit/ Amen.

J. N. J.
CURRICULUM VITAE.

UNser in dem HErrn selig entschlaffener Herr Pastor
Andreä
hat angemerckt/ daß Er seinen Lebens=Lauff selbst zu
dreyenmalen habe auffgesetzt/ einmahl Anno 1682. den 5. Junii zu
Ichtershausen/ nachgehends An. 1687. den 13. Julii allhier/ und denn An.
1698. den 14. Augusti zum 3tenmal/ da Er Anlaß darzu genommen aus
den Worten des Evangelii: Thue Rechnung von deinem Haushalten.
So viel als nun itzo nöthig seyn wird anzuführen/ ist aus dem zu letzt ver=
fertigten/ und von Ihm verwichenes Jahr nur den 13. Aug. wieder revi-
dirten Auffsatz zu melden/ daß/ nach abgelegter allgemeiner Dancksagung
zu GOtt/ Er also geschrieben:

Lieber GOtt/ ich habe auch über die minutissima meiner Gebuhrt vor
dir köstliche Gedancken. Sollte ich sie zählen/ so würden ihrer mehr seyn
denn des Sandes am Meer. Ich mercke danckbar an die Zahl meines Ge=
buhrts=Jahres und und meines Gebuhrts=Tages/ welches ist die Siebende/
die Zahl der Vollkommenheit. An. 1657. den 27. Aprilis wurde Ich zu
Herschdorff im Amte Schwartzburg gebohren. Mein nunmehro seliger
Vater war Herr Wolffgang Andreä/ in das 23. Jahr gewesener Pfarrer
daselbst in seinem Patriâ; Allermassen dessen Vater gewesen Johann An=
dreä
Hoch=Gräfl. Schwartzb. Amts=Schultheisse daselbst/ die Mutter

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aber Kunigunda eine gebohrne Hendelin aus der Oehlschrött=Mühle.
Wie ich aber nach väterlicher Linie aus geringen Bauer=Stamme/ also
könte mich von mütterlicher Seite den Zwölfften aus geistlichem Ge=
schlecht herrechnen. Meine liebe Mutter (so An. 1705. eben am Char=
Freytage
gestorben/ und ich vorher stets/ wie bekannt/ weil ich in Rudol=
stadt
gewesen/ bey mir gehabt) war Frau Anna Sabina Andräin/
eine gebohrne Wernerin
. Ihr seliger Vater war Herr Michael
Werner
/ anfänglich zu Poppenhausen in Francken/ nachdem er aber da=
selbst durch die Papisten vertrieben/ zu Geschwenda im Arnstädtischen/
und letztlichen 37. Jahre zu Grießheim an der Ilm gewesener Pfarrer; die
Mutter aber weyland Fr. Anna Maria Wernerin/ des vornehmen welt=
berühmten Philologi Herrn M. Joh. Weitzens/ Rectoris des Hoch=Fürstl.
Sächs. Gymnasii zu Gotha jüngste Tochter. Doch was wäre mirs/ noch
so wohl und glücklich gebohren seyn/ daferne ich nicht greiflich wiederge=
bohren worden? derowegen dancke ich dir auch/ allertreuester GOTT
und HErr/ daß du mich bald meiner sündlichen Gebuhrt zur Heil.
Tauffe fördern lassen durch drey hierzu erbetene Tauff=Zeugen. Deren
1ster war Herr Johann Wolffgang Voigt/ weyland wohlverdienter Pfar=
rer zu Meusselbach/ der andere Michael Kühn/ Gräfl. Schwartzb. Amts=
Schultheisse zu Friedrichsdorff/ und Fr. Agatha/ Meister Nicol Unbe=
hauens
/ Huffschmiedts und Inwohners zu Trebischau Eheweib. Von
denen man mir den Tauff=Nahmen Johann Michael gegeben. Wobey
ich billig GOttes unermeßliche Gnade preise und danckbar sage: Wer ist
wie GOtt/ der mich zu seinen Gnaden=Kinde angenommen hat? dessen
mich mein Tauff=Nahme iederzeit tröstlich anerinnert. Nachdem kaum
ins fünffte Jahr gieng/ nahm mich mein seliger Vater nicht allein in sei=
ne privat Information, sondern schickte mich auch in die Dorff=Schule
unter Herrn Joh. Georg Vogtens/ damaligen Schuldieners in Herrsch=
dorff
Manuduction, damit ich nebst lesen/ schreiben und singen auch die
Capita pietatis aus sel. Lutheri Catechismo, wie auch sel. Herrn D. Justi
Söffings
/ dahier gewesenen General Superintendentis Fragstücken/ wel=
che eben zu selbiger Zeit zum erstenmal ausgegangen waren/ erlernen
möchte. Die Rudimenta Latinae Linguae, wie auch Graecae, legte bey mein=
nen sel. Vater/ welcher mich durch GOttes Gnade auch so weit brachte/
daß in dem eilfften Jahre meines Alters in der Trivial-Schule zu Königsee
von Herrn M. Michael Ludwigen/ Rectore daselbst/ ich in prima Classe
den 8ten locum bekam/ biß nach verflossenen fünffviertel Jahren/ mei=
ne liebe Eltern mich wiederum nach Hause nahmen/ und An. 1669. den 23.
Septemb.
Hieher zur Hoch=Gräflich. Landschulen schickten. Dahier wur=
de ich nun unter sel. Herrn Paul Mezelium, damaligen Sub-Conrecto-
rem in tertiam Classem Oberster ohne einen bey meiner Introduction lo-
ciret. Nach verflossenem Jahre translocirte man mich in Secundam,

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unter die Information des seligen Herrn Joh. Christoph Treuners/ P.L.
C. und gewesenen treuverdienten Con-Rectoris, bey welchen auch zwey
Jahr zur Kost gienge/ von Ihm selber viel gutes erlernete/ und mehren=
theils dieses aus seinem Christl. Hertzen und Munde hörtete: Pietas ad
omnia utilis. GOtt vergelte es allen seinen Nachkommen in der Zeit/
und Ihm in der sel. Ewigkeit! denn die Lehrer werden mit viel Seegen ge=
schmücket. Dritte halbe Jahr saß unter Ihm/ hernach nahm mich der
sel. Herr M. Joh. Nicolaus Stender/ damals auch treugewesener Re-
ctor allhier An. 1672. im Frühlings=Examine mit hinüber in Classem pri-
mam. Hierauf wurde mein sel.Vater/ welcher bey Besuchung eines
seiner Pfarr=Kinder mit der damals grassirenden Ungarischen Bräune
inficiret worden/ ipso die Joh. Baptistae begraben. Wer war nun übler
dran als ich? doch fügte mir GOtt ein Glück über das andere zu Fortse=
tzung meines guten Vorhabens. Herr Joh. Rösser Hoch=Gräfl. Berei=
ter allhier nahm mich an den Tisch/ und gab mir seine beyde Kinder 1ster
Ehe in Information. Bald drauf hatte GOtt dem Hochgebohrnen Gra=
fen und Herrn/ Herrn Alberto Antonio, der Vier Grafen des Reichs/
Grafen zu Schwartzburg und Hohnstein
etc. Meinem gnädigsten hoch=
geliebtesten Landes=Vater die Christlichen Gedancken eingegeben einen
Gnaden=Tisch aus Christ=Gräfl. hoher Mildthätigkeit zu stifften.
Es hatten sich aber seine Hoch.=Gräfl. Gnaden anbey gnädigst gefallen las=
sen auf meine Dürfftigkeit und Armuth mit zu reflectiren; Liessen dan=
nenhero durch den sel. Herrn D. Söffingen General Superint. und Scho-
lae Inspectorem mir gnädigst primum locum ad Mensam ansinnen/
welchen auch mit unterthänigster Danckbarkeit annahm/ und anderthalb
Jahr genoß; Inzwischen in Schola Provinciali durch GOttes Gnaden=
Beystand unter wohl ermeldteten Herrn D. Söffingen de rebus sec. XIV.
gestis, unter Herrn M. Schwimmers praesidio aber in Logicis de enuncia-
tione disputirte; So perorirte auch zum öfftern privatim und publice,
in ligata und prosa, Graecè, Latinè, auch einst Ebraicè, de Scholarum
utilitate, de Christi Heptalogo, de Rosa Hierichuntina, de Discordiae
in quovis statu damno & peste, de sole Patriae & c. Meine valedicto-
ria war in diebus canicularibus de Mortis Messe, als nemlich An. 1677.
meiner sel. Mutter jüngster Bruder T.T. Herr Wilhelm Friedrich We=
ner
/ itziger Hoch= Fürstl. Schwartzb. Cantzeley= Director zu Franckenhau=
sen
in Leipzig bey seinen drey Untergebenen von Adel/ benenntlich Herrn
Wilhelm Diedrich von der Oelschnitz/ zu u. auf Kriegsdorff/ Chur= Sächs.
Obrist= Lieutenant zu Pferde/ wie auch Herrn Georg Gottfried Vitzthum
von Eckstädt
aus der Laußnitz/ und denn Herrn Gottfried von Schön=
berg
uf Schönberg und Rotschenberg/ eines Famuli benöthiget war/ und
mich propter rem domi angustam dazu begehrte; In der Michaels=Mes=
se dieses Jahrs
begab mich nach hier genommenen glücklichen Discess dort-

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hin/ und ließ mich den 11. Octobris unter den damaligen Magnifico Hrn.
Joh. Oleario S. S. Th. D. und Profess. Publico immatriculiren. Fieng
demnach meine Studia mit GOtt ordentlich an. Zuerst hielt ich folgen=
de privat Collegia, ein Ebraico-Chaldaico-Syriacum unter Herrn M.
Daniel Hasenmüllero
, hernach Profess. zu Kiel in Hollstein/ ferner ein
Ethico- Politicum, Physicum und Metaphysico-Pneumaticum unter
Herrn D. Valentin Alberti, it. ein Disputatorium Philosophicum bey
Herrn M. Engelman[n]en/ weiter 2. Theologica unter Herrn D. Joh. Adam
Schertzern
/ Prof. P. das eine über seinen Breviculum, das andere über das
Breviarium Hülsemannianum. In Homileticis gieng ich durch alle 4.
Circulos bey Herrn M. Gräfen/ nachgehends gewesenen Archi-Diac. zu
Sondershausen. Publice aber hörte ich Herrn D. Olearium über Dann-
hauer
. Hermeneut. facram. Herrn D. Rechenbergen über den Evange=
listen Lucam, Hrn. D. Cyprianum in Physicis, den alten Herrn Profess.
Thomasium
in Oratoria, u.s.w. Hätte auch gerne ein mehreres ge=
than/ daferne nicht die Contagion den 16. August. 1680. mich aus Leipzig
nach Hause zu meiner Mutter getrieben/ welche sich damahls in Ichters=
hausen
häußlich hielt. Weil nun Herr M. Joh. Valentin Schneider/ Pa-
stor und Superint. daselbst/ 3. Söhne hatte/ und selbige meiner Informa-
tion anvertrauete/ blieb ich allda biß den 10. Maji 1682. Alsdenn begab ich
mich auf die Academie nacher Jena/ und repetirte daselbst meine Philo-
logie privatim in Ebraicis bey Herrn Joh. Andreas Dantzen/ itzo S. S.
Th. D. und P.P. meine Philosophie aber bey Herrn D. Valentin Velthen/
it. bey Herrn M. Joh. Andreas Schmidten/ itzo S. S. Theol. D. Abte zu
Marienthal/ und Prof. P. zu Helmstädt/ meine Theologie endlichen bey
Herr D. Joh. Wilhelm Bäiern sel. Publicè aber hörte Herrn D. Bech-
mannen
, Velthen/ Bäiern/ u. s. f. Ich kunte aber auch hieselbs mein Pro-
pos nicht nach Wunsche ausführen/ sondern wurde fast tödlich kranck/
und muste mich wiederum im Herbst An. 1684. lassen in meiner Mutter
Pflege und Haus bringen. Jedoch stärckte mich GOtt wieder/ und ver=
mittelte/ daß An. 1685. bey der an hiesigen Stadt=Ministerio vorgegan=
gegener Veränderung/ aus sonderbahren Gnaden des hochgebohrnen Gra=
fen und Herrn/ Herrn Alberti Antonii, der Vier Grafen des Reichs/
Grafen zu Schwartzb. und Hohnstein
etc. Meines gnädigen Grafen und
Herrns/ (nachdem seine Hoch=Gräfl. Gnaden mir nun in das 8te Jahr
das Academische Stipendium jährig zu 30. Fl. noch immer beständig rei=
chen liesen) ich auch gnädigst mit im Vorschlag und auffs Tapet gekom=
men. Dannenhero Dom. 3. p. Trinit. ejusd. Anni zur Prob=Predigt be=
schrieben/ und den 14. Julii an des sel. Herrn M. Sommers statt zum an=
dern Diacono vociret/ auch den 24. Julii ordiniret wurde. Weiln aber
wegen kaum erlittener Kranckheit ich noch ziemlich schwaches Leibes
war/ das hiesige andere Diaconat aber starcke Kräffte erfordert/ um der

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beschwerlichen Wege willen nach den Filial-Kirchen/ hatte GOtt das Hertz
meines gnädigen Grafen und Herrns weiter gelencket/ mich bequemer und
erträglicher zu befördern. Denn als abermahls bey hiesigen Ministerio A.
1686. eine Mutation vorfiel/ und der damalige Archi-Diac. Herr Johann
Funcke
nacher Allendorff zum Pastorat und Adjunctur beruffen wurde/
hiessen mich seine Hoch=Gräfl. Gn. allergnädigst in solch vacantes Archi=
Diaconat rücken; zu welchen denn Dom. 4. p. Trin. Meine Prob= Dom. 7.
p. Trin.
Aber meine Antritts=Predigt thäte/ nachdeme den 29. Junii ejusd.
An. Von E. E. Wohlweisen Rath allhier Vocationem erhalten. In diesem
Archi-Diaconat habe durch GOttes Gnade/ und nach dem Vermögen so
GOtt dargereichet/ 10. Jahr mein Amt verrichtet/ und zwar nicht ohne
Creutz/ denn als A. 1693. das Fleck=Fieber in Cumbach graßirerte/ und 20.
meiner Zuhörer sturben/ ich auch 5. Wochen hart darnieder gelegen.
Als An. 1696. wie bekandt nach des hochsel. und allbereit offt mit Ehren er=
wehnten Herrn D. Justi Söffings/ höchstverdient. General-Super. und ge=
wesenen Pastoris Tod/ die Super. Von dem Pastorat bey hiesiger Stadt se-
pariret wurde/ und seine Hoch=Gräfl. Gn. Mein gnädigster Graf und Herr
annoch unverrückt gnädigst geruheten/ Ihre unverdiente Gnade gegen
mich Unwerthen zu haben/ wurde auf hohen gnädigsten Befehl gleich auf
Creutz=Erhöhung den 14. Sep. von dem hochlöbl. Consistorio mir das hiesi=
ge Pastorat angetragen; und weilen ich aus allen Umständen Divinam
Vocationem merckte/ obschon meine Schultern einem solchem Amte vor=
zustehen ich zu schwach erachtete/ nahm es im Nahmen GOttes auch an/
thät auf Befehl D. 16. p. Tr. meine Prob=Predigt/ erhielt den 27. Sep. von
dem wohllöblichen Stadt=Rath und sämtlicher Bürgerschafft meine Vo-
cation, wurde ipso Festo Michaelis, Domino Superintendenti & mihi
nominali, von ihm investiret/ und trat D. 18. p. Trin. ejusd. Anni 1696.
mit GOtt mein Pastorat an. Stehe auch biß dato (und so lange GOtt
will) auf meiner Hut. Es schreibet St. Paulus und befiehlet einem
Diener der Kirchen Christi: Er sollte (da es ihm gefällig) seyn eines Wei=
bes Mann. Nachdeme mich nun GOtt zu dergleichen/ wie oben erweh=
net/ zum andernmahl/ nemlich vom andern Diaconat zum Archi-Diaco-
nat beruffen lassen/ und ichs vor rathsam befand/ in Ehestand mich zu be=
geben/ verlobte mich nach Gottes weiser Direction An. 1687. ipso die
Concordiae mit der damahligen Jungfer Sophia Ludoämilia Straubel=
lin
/ weyland Herrn Antonii Straubels/ gewesenen Archi-Diaconi in
Franckenhausen eheleiblichen ältesten Tochter/ und wurde den 12. Sept.
ejusd.
Anni mit ihr in Franckenhausen getrauet. In welchem unserm Ehe=
Stande wir zusammen 2. Kinder/ nemlich einen Sohn Albert Christia=
nen
/ und eine Tochter Christianen Elisabeth erzielet/ welche noch leben/ als
lange GOtt will. Ach GOtt lasse sie nur zu deiner Ehre und ihrer Seelig=
keit wohl gerathen! Wiewohl nach dieser andern Gebuhrt mein liebes Ehe=

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Weib bald hefftig erkrancket/ und in ihren 6. Wochen die Blattern be=
kommen/ wodurch sie auch den 20. Junii Raheli memoriali An. 1690. se=
lig von mir geschieden worden/ nachdem wir zusammen im Ehestande ge=
lebet 3. Jahr 2. Monate und etliche Tage. Nachdem aber mein nunmeh=
riger Wittwer=Stand viele Amts=Hindernisse mir in Weg legete/ wur=
de mit GOtt wiederum räthig ad vota secunda zu schreiten/ und ver=
lobte mich nach abermahliger sonderbarer Göttlicher Direction, mit der
damaligen Jungfer Maria Susanna Heylandin/ Herrn Nicolai Heylan=
des
/ Hoch=Fürstl. Rent=Cammer=Schreibers allhier eheleiblichen älte=
sten Tochter/ (itzo schmertzlich betrübten Frau Wittwen.) Die Verspre=
chung geschahe den 3. Feb. A. 1692. und wurde unser öffentlicher Kirch=Gang
angestellt den 12. April selbigen Jahres. In diesem Ehestande haben wir mit
GOtt 6. Kinder erzielet/ nemlich 2. Söhne/ LudwigFriedrichen und
Ludwig Friedrich Christophen/ davon der erste den 15. Novem. 1695. wie=
derum selig verstorben/ und 4. Töchter/ nemlich Sophien Marien/ Mar=
garetham Christinam
/ Annen Sophien/ und Eleonoren Christinen/
welche noch alle viere am Leben/ als lange es GOtt gefällig; GOtt ver=
leihe auch zu dieser Aufferziehung Christliches Gedeyen um Christi wil=
len! Als A. 1699. abermahl das hitzige Fleck=Fieber hier grassirete/ und ich
zu vielen Krancken gehen muste/ bekam es auch in der Fasten=Zeit/ und
brachte biß in die dritte Woche damit zu. GOtt aber sey Danck für verlie=
hene Reconvalescence. An. 1703. wurde mir die Superintendur und das
Pfarr=Amt in Franckenhausen gnädigst gegen die Advents=Zeit angetra=
gen. Worfür ich zwar in meinem Hertzen GOtte und meiner Gnädigsten
Herrschafft nochmals innigst dancke; inzwischen aber habe ich auch aus er=
heblichen und trifftigen Ursachen gebeten/ man wolle mich lieber in Rudol=
stadt
lassen an meinen itzigen Pfarr=Amte/ welches auch gnädigst placitirt
worden. Wie denn auch meine Gnädigste Herrschafft wie in viele andere
Wege nach dieser Zeit mich begnadet: Also insonderheit An. 1707. als
Ihro Hoch=Gräfl. Gn. Durch S. T. Seine Hoch=Wohlgebohrne Excellen-
ce Herr Georg Ulrich von Beulwitz/ uf Lehmen/ Eichicht etc. Hoch=Fürstl.
Schwartzb. Hochbetrauten Cantzler und Consistorial-Praesidem mir
gnädigst das Assessorat beym Hoch=Fürstlichen Consistorio liessen an=
tragen/ und den 28. Novembr. ejusd. Mich darzu solenne introduciren.
GOtt sey auch Danck für mein Christenthum/ welches mein Diarium
ausweisen wird/ so hierüber gehalten/ und wünschen möchte/ es hielte ein
ieder Christ dergleichen/ und könten dieselbige darnach alle publiciret
werden/ so würde manche schöne Erbauung zu Förderung des Christen=
thums aus denenselben zu nehmen seyn. Solches aber mein Diarium
bestunde in diesen dreyen Titeln: παθήματα, μαθήματα, und ἀσκήματα.
Unter den ersten referire ich alles geist= und leiblich zustossende Leiden;
unter den andern alles/ was mich zum Unterricht/ Besserung und Troste

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gelehret; unter den dritten/ wie weit ichs in der Besserung derer Christ=
lichen Tugenden durch GOttes Gnade bringen können. Eben ein sol=
ches Büchlein hielte auch in meinem Pfarr=Amte: Indem es da immer (1)
zu leiden; (2) zu lernen/ und (3) zu bessern gegeben. Was das Leiden be=
trifft/ so wird nicht leicht eine Classe gefunden werden in der Creutz=Schu=
le/ welche ich nicht durchsitzen/ und mich nach GOttes heil. Rath und Wil=
len immer von einer in die andere translociren lassen müssen. Bald in mei=
ner zarten Kindheit haben mich viele Kranckheiten angewandelt/ beson=
ders die Masern/ welche mich so weit entkräfftet/ daß mir alle consulirte
Medici das Leben aberkannt/ auch man bereits vor meinen Lager kniend
und betend meine sel. ἀνάλυσιν und Aufflösung erwartet. Ob nun gleich
GOtt (wofür Ihm ewig gedancket sey!) meine Seele im Leben behal=
ten/ so haben dennoch dieselben Masern sehr bedenckliche Reliquien hin=
ter sich gelassen/ daß ich davon einen hefftigen Husten und Heisserkeit vie=
le Jahr bekommen/ biß es endlich s. v. in Scabiem ausschlug/ mit welcher
ich mich achthalb Jahre getragen. Mithin aber fast alle Wochen das
Rothlauff durch starcke Schauer und Hitze bekam/ biß sichs an einen ge=
wissen Ort/ mehrentheils aber an die Schenckel setzte. Als die Conta-
gion in Leipzig war/ und ich Suasu Medicorum meist hitzige Dinge zur
Präservation gebrauchte/ wurde mein Geblüthe vollends erhitzet und
gantz inflammiret. Es kam dazu/ daß als ich der Contagion zu entge=
hen zu meiner seligen Mutter reisete/ aber bey ihr nicht bleiben durffte/
sondern bey meiner sel. Groß=Mutter Pachtmännin in Hammersfeld/ in
welchem Dorffe kein Tropffen Bier zu bekommen war/ guarantie halten
muste/ und fast nichts als Covent und Wasser zu trincken/ und bald war=
me/ bald kalte Milch zu essen bekam/ daß ich dadurch den Magen gäntz=
lich erkältet/ und daher zur Hectica Scorbutica einen ziemlichen Ansatz
bekam/ womit mich schon in Jena geschleppet/ und biß an mein Ende schlep=
pen werde. Jedoch durch gute Artzneyen und ein behutsames Diaet, zu=
förderst durch Göttliche Gnade habe ich mich eine geraume Zeit damit ge=
tragen und mein Leben gefristet/ ohne daß mir viele offt verspielt gegeben/
wenn zumahl auch in meinem Amte durch Besuchung meiner lieben kranck=
gewesenen Beicht=Kinder ich zweymal das Fleck=Fieber davon getragen/
und (wie schon erwehnet worden) zum erstenmal 5. zum andernmal 3.
Wochen daran hart darnieder gelegen. Uber dieses habe sehr öfftere An=
fälle vom denen schmertzlichsten Beschwerungen/ die ein Mensch an sei=
nem Leibe tragen kan/ nemlich Podagra und Stein/ und (welches das
ärgste) offt von beyden zugleich erlitten. GOtt hat mich auch lassen das
bittere Armuths= und Wäysen=Creutz schmecken: Indem Er meinen
seligen Vater gar zeitig mir entfallen lassen/ und da unser Geschwister 5.
waren/ konte mir die Mutter nicht mit einem Groschen zu Förderung
meiner Studien beystehen. Ich habe das Ehe= und Kinder=Creutz erfah=

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ren. Indem mein erstes Eheweib mir/ nachdeme sie drey Wochen zuvor
[Christiane] Elisabeth/ meine älteste Tochter gebohren/ in ihren 6. Wochen
starb/ und mir zwey unmündige Kinder hinterließ. Was nachmahls
für diese und alle übrige der andern Ehe zu sorgen gehabt/ ist GOTT
am besten bekandt. Sollte ich meine geistliche Anfechtungen erzehlen/
bey welchen ich auf vielfältiges Zusetzen des Satans für Angst fast nicht
gewust/ wo ich bleiben möchte/ indem dieser Schaden=Froh mir immer
einhauchete/ als ich noch hier frequentirte/ ich sollte mich entleiben; so wür=
de sich manches wundern müssen/ was ich dabei viele Jahre ausgestanden.
Aber ich will nur die Güte GOttes preisen/ welche mein ängstlich beten
und Händeringen bey vielen Schlafflosen Nächten erhöret/ und mich al=
len Strauß ritterlich ausstehen lassen/ mich auch dadurch im Glauben/
Hoffnung/ Gedult und Gelassenheit geübt/ mithin zu meinen Evangeli=
schen Trost=Amte geschickter gemacht/ andern/ die in dergleichen Trüb=
salen find/ zu statten zu kommen/ und immer in Gottesfurcht und De=
muth einherzugehen/ vor den allsehenden Augen GOttes. Dann ich
wohl mit Furcht und Zittern meinen Wandel führe. Ich fürchte/ zittere
und bebe darob/ daß ich sorge/ ich begienge die größten und meisten Sün=
den/ und wären andere weit frömmer als ich. Das wird mein GOTT
wissen/ wie flehentlich ich mich mit Ihm alle Morgen/ zuförderst bey mei=
nen 2. stündigen Gebete/ auch bey so mancher Schlafflosen Nacht/ und
sonst hierüber bespreche. Deßgleichen wie angelegen mir meine aller=
liebsten Zuhörer iederzeit gewesen/ und noch sind/ so gar/ daß ich auch de=
rer vorigen/ welche ich/ als ich auf den Filial=Kirchen predigen muste/
hatte/ noch immer nicht vergesse/ sondern bitte/ GOtt wolle sie alle nur
wie mich selig machen. Und daß ich niemanden den geringsten Anstoß
möchte geben/ lasse ich offt manches fahren/ welches Menschen Gedan=
cken nach mir und den Meinigen nützlicher wäre/ um dessentwillen iedoch
GOtt weder mich noch die Meinigen ie darben lassen. Zu Ihn habe ich
auch das hertzliche Vertrauen/ Er werde es an ihnen nach meinen Tode
gleicher massen als ein reicher Vergelter und grosser Lohn derer/ die Ihn
fürchten/ thun. Er erhalte nur ihre Hertzen bey den Einigen/ daß sie sei=
nen Rahmen fürchten.

Wie ich mich in meinem Amte verhalten/ mögen GOtt und Christl.
Hertzen zeugen/ deßgleichen was ich vor ein Ende erreichet. GOTT
verleihe solches nur nach seiner Gnade sanfft und selig! Amen durch JE=
sum Christum/ Amen!

So weit gehet der eigenhändige Auffsatz des seligen Herrn Pastoris,
den man mit Fleiß gelassen/ wie man ihn gefunden/ um daraus seine ei=
gene gute Gedancken/ die Er dabey geführet/ desto mehr wahrzunehmen.
Wie nun mir/ der ich den seligen Mann nahe bey 40. Jahren gekandt/
und mit Ihm auf der Schule/ Universität und im Amte umzugehen Gele=

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genheit gehabt/ also ist mir auch so wohl was Er von seines Leibes Zu=
stand/ als auch von seinem rühmlichen Fleiß/ andächtigen Gebet und exem-
plarischen Christen=Wandel geschrieben/ sattsam bewust/ könte auch
wohl/ wenn es nöthig wäre/ ein weit mehrers davon anführen und bezeu=
gen. Sonderlich von seiner auffrichtigen Liebe/ Dienst= und Friedfer=
tigkeit/ welche wir seine Collegen insonderheit zu rühmen haben. Was
Er vor Arbeit in seinem mühsamen Amte bey schwachen und kräncklichen
Leibe gethan/ das ist nicht nur der gantzen Stadt/ sondern auch dem
gantzen Lande bekandt. Er ist eine rechte Zierde unsers Ministerii, und
der gesamten Confraternität gewesen/ der mit seinen von GOtt reich=
lich mitgetheilten guten Gaben sich konte sehen und hören lassen/ man
mochte Ihn gebrauchen/ worzu man wollte. In seinen Sonn= und Fest=
tags=Predigten hat Er unterschiedliche Jahr=Gänge Zeit währenden Pre=
digt=Amtes abgehandelt/ in denen Exordiis aber das gantze Neue Testa=
ment biß auf die Offenbahrung Johannis durchgebracht/ und in den
Wochen=Predigten nach vielen anderen Texten/ die kleinen Propheten biß
auf den Zachariam erkläret. Mit was Krafft und Nachdruck seine Pre=
digten gehalten worden/ werden noch alle/ die Ihn gehöret/ Zeugniß ge=
ben/ so hat sichs auch mehr als zu sehr an den Tag geleget/ wenn so vie=
le von irriger Lehre/ nemlich 7. von der Catholischen/ und 2. von der Re=
formirten Kirchen/ durch seinen gründlichen Unterricht auf den rechten
Weg gebracht/ und zu unserer Kirchen bekehret/ viele Laster und Miß=
bräuche abgestellet/ und hinwiederum auch viele Angefochtene und Be=
trübte in ihren Hertzen kräfftig durch seinen Munde getröstet und erquicket
worden.

Einen so theuern nützlichen Mann länger bey sich zu haben und ge=
brauchen zu können/ war so wohl dieser gantzen Stadt/ als auch insonder=
heit der Hoch=Fürstl. Gnädigsten Herrschafft und Dero Hochansehnlicher
Collegiorum hertzlicher Wunsch und Verlangen/ und man hatte sich auch
gute Hoffnung gemacht/ nachdem GOtt bey so schwachen Kräfften Ihn
gleichwohl biß hierher erhalten/ daß Er solches auch noch ferner thun wür=
de. Aber es hat/ wie nunmehr der Ausgang bewiesen/ dem lieben GOtt
diesesmahl anders gefallen/ denn es hat der sel. Herr Pfarrer (wie theils
schon erwehnt/ theils sonst bekannt) bey seinem heiligen Amte allhier we=
nig gesunde Stunden gehabt/ sondern von beschwerlichen Husten/ Flüs=
sen/ Stein und andern scorbutischen/ auch arthritischen Zufällen sehr
viel ausstehen müssen/ worzu bey einem Jahre her noch besondere Beäng=
stigung der Brust/ Schwindel/ öfftere Ohnmachten/ auch auf der Can=
tzel/ und viele andere bedenckliche Zufälle kommen/ bey welchen doch der sel.
Herr Pfarrer in seinem heiligen Amte gar wenig ausgesetzet/ sondern dem=
selben allezeit/ obwohl öffters bey grosser Schwachheit/ obgelegen; biß
vor nunmehro 12. Tagen/ den 4. Decem. Freytags in der Nacht denselben

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eine unvermuthete grosse Schwachheit mit hefftigen Stein=Schmertzen/
Erbrechen/ ungemeiner Hitze/ Durst und Mattigkeit überfallen/ worzu
Sonnabends ein ziemlicher Auswurff corrupten Geblüts und purulen-
ter Materie/ als von einem geöffneten Apostem, Sonntags Stechen in
der lincken Brust/ Dienstags bey immer anhaltender Hitze der Ausbruch
eines Friesels erfolget. Ob nun wohl bald anfangs von hiesigem Herrn
Bürgermeister und Stadt=Physico, Herrn Lic. Heunischen/ und nachge=
hends zugleich von dem Hoch=Fürstl. Hof= und Leib=Medico, S. T. Herrn D.
Cellario
alles sorgfältig beobachtet und angewendet worden/ was zu Lin=
derung der Schmertzen/ Mäßigung der Hitze/ Förderung des Auswurffs/
Verwahrung des Hertzens/ und Abtreibung der Malignität nöthig und
diensam seyn können; wie denn bey leicht und häuffig ausbrechenden Frie=
sel einige Hoffnung zu verlangter Restitution hervorzublicken schiene; So
war dennoch die gantz entkräfftete Natur nicht im Stande der Maligni=
tät zu gnugsam widerstehen. Wie denn Don[n]erstags Abends nach 10. Uhren
die Beängstigung des Hertzens bey anhaltender grossen Hitze mit solcher
Hefftigkeit wieder ansetzte/ daß der selige Herr Pfarrer auf seiner [Stätte] zu
bleiben wuste/ und biß gegen Morgen in grosser Unruhe und äusserster
Schwachheit zubrachte/ biß gegen 6. Uhren früh sichs zum seligen Abschiede
anschickete etc. Dieses Ausgangs hatte sich der sel. Man[n] gleich anfangs ver=
muthet/ daher Er sich also bald/ nach seiner Christl. Gewohnheit/ darüber
mit Gebet zu GOtt gewendet/ sein Haus bestellet/ und wie es nach seinem
Tode mit denen Seinigen sollte gehalten werden/ eröffnet. Dienstags ließ
Er seinen Herrn Beicht=Vater und Collegen/ Hrn. M. Andreas Gölitzen/
wohlverdienten Archi-Diac. allhier zu sich erbitten/ legte vor demselben
nochmals (wie Er vorher in seinem Leben offtmals gethan) seine Beichte
in hertzlicher Demuth und Bußfertigkeit ab/ empfieng darauf in heil. An=
dacht das H. Abendmahl/ betete und danckte seinem GOtt von Hertzen/
darzu ich selbst gegen den Abend Ihm mit Vorlesung einiger Gesänge/
Psalmen/ und andern dienlichen Zuspruch an die Hand gieng. Freytags
früh
ward obgedachter sein Herr Beicht=Vater wieder zu Ihm geholet/
welcher Ihn denn in sehr grosser Mattigkeit/ und allbereit mit dem Tode
ringend antraff. Es knieten demnach die Seinen vor dem Bette nieder/
und rieffen GOtt um seinet willen hertzlich an/ Er selbst sprach auch unter=
schiedliche Gebet u. Seuffzer an[n]och nach/ biß endlich die Sin[n]en sich verloh=
ren/ und Er bey einer halben Stunden ohne Zucken und Rucken gelegen/
gegen halb 8. Uhr aber seinen Geist sanfft und selig auffgab/ nachdem Er
sein Alter auf dieser Jammer=Welt ausgebracht auf 54. Jahr 7. Monate
und 3. Tage. GOtt habe Danck vor alle seine Güte/ die Er an diesem
seinem Diener im Leben und Sterben/ und auch durch Ihn an dieser und
Unterschiedlichen Gemeinen erwiesen! Er ergetze nun die abgeschiedene
Seele in dem Reich der Freuden durch seine Hand/ und bewahre hier in

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der Ruhe=Kammer auch die beygesetzten Gebeine/ biß sie in der Auffer=
stehung wieder mit der Seele zum ewigen Leben werden vereiniget wer=
den. Er sey und bleibe aber inzwischen der Hinterbliebenen Frau Witt=
wen/ Kinder und sämtlicher Angehörigen/ kräfftiger Trost/ Schutz und
Retter/ gebe Ihnen seinen guten Willen zu erkennen/ und erzeige Ihnen
auch künfftig hin sein Heyl. Diese Christliche Gemeine erhalte Er/ der
HErr/ bey dem Einigen/ daß sie seinen Nahmen fürchten/ versorge sie
bald wieder mit einem treuen Wächter und Hirten. Er behüte die Hoch=
Fürstl. Herrschafft/ die Hochlöbliche Regierung/ Amt/ Rath/ und gantzes
Land/ Kirchen und Schulen für allen Ubel/ Er behüte unsere Seelen/ Er
behüte unsern Ausgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit/ Amen!