Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

THEPRO aktualisiert

20.03.2014

Kategorie: Nachrichten

Neue ungewöhnliche Berufsbezeichnungen

Der Thesaurus Professionum (THEPRO) weist nach einer jüngst vorgenommenen Aktualisierung insgesamt 29.875 historische Berufsbezeichnungen der Frühen Neuzeit aus Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften nach, die von der Forschungsstelle für Personalschriften ausgewertet worden sind. Auch durch das aktuelle Update sind wieder zahlreiche ungewöhnliche Bezeichnungen hinzugekommen. Die interessantesten sollen hier kurz vorgestellt werden.

Selten waren die Berufe eines Tagelöhners oder Schnitters in der Frühen Neuzeit gewiss nicht. Da sie aber von Angehörigen der Unterschicht ausgeübt wurden, erscheinen sie in Leichenpredigten nur ausnahmsweise. Eine dieser Ausnahmen ist die Leichenpredigt auf den 1720 im biblischen Alter von 104 Jahren gestorbene Tagelöhner und Schnitter Georg Blättermann aus dem Dorf Urbach bei Nordhausen. Hätte er dieses sensationelle Alter nicht erreicht, wäre seine Leichenpredigt vermutlich nicht gedruckt worden.

Das Wort Vierdraht lässt nicht vermuten, dass es ein bestimmtes textiles Gewebe bezeichnet. Es handelt sich - wie die Oekonomische Encyklopädie von Johann Georg Krünitz erklärt - um ein grobes Wollgewebe, das meist zu Unterfutter von Röcken und Mänteln weiterverarbeitet wurde. Eingang in THEPRO fand dieses Wort durch einen Leipziger Kaufmann, der sich auf den Handel mit diesem Stoff spezialisiert hatte.

Die Bezeichnung Oberaltarmann  gibt schon eher einen Hinweis auf ihre Bedeutung. Ihre korrekte inhaltliche Einordnung findet sie allerdings nicht im Grimmschen Wörterbuch, sondern im Deutschen Rechtswörterbuch. Es handelt sich nämlich nicht um einen Küster oder Diakon, sondern um eine in Erfurt und Umgebung gebräuchliche Bezeichnung für einen Kirchenvorsteher oder -ältesten.

Der Begriff Pneumatologie dürfte heute am ehesten mit Autoreifen in Verbindung gebracht werden. Johann Melchior Starcklof (1627-1671) wird in einer Erfurter Leichenpredigt aus dem Jahr 1658 als Professor publicus metaphysicae et pneumatologiae bezeichnet. Er lehrte an der dortigen Universität die Fächer Metaphysik und Pneumatologie. Nach Johann Heinrich Zedlers Universallexicon befasst sich die Pneumatologie mit den sogenannten erschaffenen Geistern (Engel und menschliche Seelen), während die Metaphysik vom unerschaffenen Geist (Gott) handelt.

Wie bemüht Latinisierungen schlichter deutscher Berufsbezeichnungen in der Frühen Neuzeit oftmals wirken, zeigt sich schließlich am Beispiel des herzoglich sachsen-weimarischen Küchenmeisters Johann Kaspar Schröpfer. In einem lateinischen Epicedium auf seine Ehefrau aus dem Jahr 1746 wird er als Praefectus mensae dapibus adornandae bezeichnet, in wörtlicher Übersetzung: "Vorsteher für das Versehen der Tafel mit Speisen".

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