Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Neuer Leichenpredigtenbestand in GESA

21.05.2010

Kategorie: Nachrichten

St. Nikolai Berlin-Spandau

484 Leichenpredigten aus der Bibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai zu Berlin-Spandau im Museum »Spandovia sacra« sind in GESA eingearbeitet und ab sofort recherchierbar.

Die Spandauer Kirchenbibliothek wird 1532 erstmals in einem Rechnungsbuch der St. Nikolai-Gemeinde erwähnt. Das erste Bibliotheksverzeichnis entstand 1600 anlässlich der dritten kurmärkischen Generalvisitation und zeigt einen von der lutherischen Reformation geprägten Bestand von 36 Büchern. Dieser bot damit ein ähnliches Bild wie andere märkische Kirchenbibliotheken. Im Laufe der Zeit gelangten jedoch über verschiedene Wege auch ältere Bücher in die Bibliothek. 1680 (130 Bände) und 1700 (201 Bände) entstanden weitere Verzeichnisse.

In den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts nahm der Bestand stetig zu. Die Mehrzahl der überlieferten Bücherkäufe ergänzte sinnvoll die bereits vorhandene orthodox-lutherische Literatur. Der Dreißigjährige Krieg unterbrach die Entwicklung der Kirchenbibliothek. Bis 1760 umfasste der Bestand ca. 400 Bücher.

Die heutige Hauptmasse (ca. 3.000 Bände) stammt aus den Epochen der Reformation und der Aufklärung. Gerade aus dem 18. Jahrhundert sind viele naturwissenschaftliche und philosophische Bücher erhalten geblieben. Sie zeugen davon, dass damals die Pfarrer die wichtigsten Vermittler von Wissen waren. Die wöchentliche Sonntagspredigt bot die einzige Möglichkeit zur öffentlichen Erwachsenenbildung. Die Mehrzahl der Bücher stammt aus der Arbeitsbibliothek des Pfarrers Georg Wilhelm Wegner (auch Wegener, 1692-1765), der der Berliner Gruppe der Alethophilen angehörte und unter dem Pseudonym Tharsander selbst als Schriftsteller arbeitete.

Die historische Kirchenbibliothek von St. Nikolai in Spandau beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Personalschriften: neben den Predigten zu Trauungen (17), Taufen (33), Dienstantritt oder Abschied von Pfarrern (26) 484 Leichenpredigten sowie eine Anzahl Reden zu Einweihungen (Kirchen, Altäre, Schulen etc.) und Jubiläen oder Ereignissen der Zeitgeschichte.

Die Schriften sind überwiegend in gut erhaltenen Sammelbänden gebunden und zwischen 1561 und 1874, mehrheitlich im 17. Jahrhundert, entstanden. Geografisch sind vor allem Berlin, andere brandenburgische Städte wie Leipzig, Halle, Magdeburg und Frankfurt vertreten, aber auch kleinere Ortschaften und andere Landstriche. Unter den Autoren besonders hervorzuheben sind Philipp Jacob Spener, Christophorus Schultetus, Georg Henrich Goetze sowie Ernst Sigismund Ferdinand Schultz.

 

Sabine Müller (Leiterin)
Museum »Spandovia sacra«
Reformationsplatz 12
13597 Berlin

Tel.: 030 / 333 80 54
E-Mail: museum@nikolai-spandau.de

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