Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Memorialkultur und Selbstinszenierung bei der Prinzenerziehung

22.08.2017

Kategorie: Neuerscheinungen

Aufsatz von Daniel Gehrt

In seinem 2015 veröffentlichtem Aufsatz "'ein zwiffaches scheinbarliches exsempel'. Herzogin Dorothea Susanna von Sachsen-Weimar zwischen Memorialkultur und Selbstinszenierung bei der Prinzenerziehung" behandelt der Gothaer Historiker Daniel Gehrt die Handlungsspielräume der Herzogin bei der Einflussnahme auf die Erziehung ihrer Kinder sowie die Ausformung und Pflege der Memoria ihres verstorbenen Mannes Herzog Johann Wilhelm I., welche sie in die Erziehung einbezog.

Nach dem Tod ihres Gatten versuchte Dorothea Susanna auch weiterhin Einfluss auf die Erziehung ihrer unmündigen Kinder zu haben. Während ihre Möglichkeiten zur direkten Einflussnahme auf den ältesten Sohn Friedrich Wilhelm aufgrund konfessionspolitischer Uneinigkeiten und einer damit verbundenen räumlichen Distanz eingeschränkt waren, konnte sie die anderen Kinder in ihrer Obhut behalten und ihre Erziehungsprogramme durchsetzen. Die Gestaltung und Pflege der Memoria Johann Wilhelms bildete dabei in Verbindung mit der Kindererziehung das zweite zentrale Tätigkeitsfeld der Herzogin. Sie ließ die drei Leichenpredigten auf Johann Wilhelm in einer Auflage von 500 Stück gemeinsam drucken und gezielt verteilen, um ihren Mann im kulturellen Gedächtnis zu erhalten, die Fortsetzung seiner Politik zu erreichen und die Herrschaft der Dynastie zu legitimieren. Gleichzeitig richtete sich der Druck an die beiden Prinzen, welche sich ein Vorbild an ihrem Vater nehmen und zu seiner Nachahmung angeregt werden sollten. Mit dem Verfassen eines eigenen Glaubensbekenntnisses machte Herzogin Dorothea Susanna dabei auch sich selbst zu einer lutherischen Bekennerfigur und einem konfessionellen Vorbild für ihre Kinder.

 

Bibliographische Informationen:
Daniel Gehrt, "ein zwiffaches scheinbarliches exsempel". Herzogin Dorothea Susanna von Sachsen-Weimar zwischen Memorialkultur und Selbstinszenierung bei der Prinzenerziehung, in: Ders./Vera von der Osten-Sacken (Hg.), Fürstinnen und Konfession. Beiträge hochadliger Frauen zu Religionspolitik und Bekenntnisbildung (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte. Beiheft 104), Göttingen 2015, S. 215-252, ISBN: 978-3-525-10136-0.

Aktuelles nach...

...Rubrik

...Monaten