Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Leichenpredigten als politische und religiöse Kommunikationsmittel

15.08.2016

Kategorie: Neuerscheinungen

Aufsatz von Irene Dingel

In ihrem 2015 erschienenen Aufsatz "Biblische Typenbildung und 'gute Ordnung' in Leichenpredigten" untersucht die Mainzer Theologin Irene Dingel anhand ausgewählter Beispiele die verschiedenen Funktionen von Leichenpredigt und Grabrede als Kommunikationsmittel im 16. und 17. Jahrhundert und betrachtet dabei sowohl den deutschen als auch den französischen Raum.

Irene Dingel konzentriert sich auf drei verschiedene Perspektiven. Zuerst analysiert sie die biblische Typenbildung in der Leichenpredigt, in deren Rahmen konfessionsübergreifend eine Parallelisierung von verstorbenen Herrschern bzw. Fürstinnen und biblischen Figuren vorgenommen wurde, um die Verstorbenen als vorbildliche Regenten zu stilisieren und zu legitimieren. Daneben diente die Typenbildung dem Appell zur Verwirklichung einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung, in der geistliche und weltliche Ausrichtung in Einklang miteinander stehen sollten. Diese Ermahnungen zur Errichtung einer "guten Ordnung", die Dingel im Anschluss untersucht, sind zwar vor allem in protestantischen Leichenpredigten zu finden, fehlen aber auch im katholischen Bereich nicht vollkommen. Als dritter Themenkomplex werden konfessionelle Positionierungen der Verstorbenen in Leichenpredigten behandelt. Auch diese können konfessionsübergreifend festgestellt werden und wollten oftmals die exemplarische Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit der Verstorbenen vermitteln.

 

Bibliographische Informationen:
Irene Dingel, Biblische Typenbildung und "gute Ordnung" in Leichenpredigten, in: Irene Dingel/Ute Lotz-Heumann (Hg.), Entfaltung und zeitgenössische Wirkung der Reformation im europäischen Kontext, Heidelberg 2015, S. 33-48 (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 216), ISBN: 978-3-579-05995-2.

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