Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 55 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

04.12.2014

Kategorie: Neuerscheinungen

Marburger Personalschriften-Forschungen Band 55

Band 55 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in Geraer Sammlungen. Bearbeitet von Eva-Maria Dickhaut, Daniel Geißler, Birthe zur Nieden, Eva-Maria Vering und Jörg Witzel 2014, XVIII, 457 Seiten. (Marburger Personalschriften-Forschungen 55). Kart. ISBN 978-3-515-10976-5. EUR 46,00.

 

Mit den acht seit Beginn des Thüringen-Projektes 2006 erschienenen Katalogen hat die Forschungsstelle für Personalschriften die Bestände dreier thüringischer Territorien erfasst, nämlich des Fürstentums Altenburg sowie der Grafschaften bzw. Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. Mit dem vorliegenden Katalog begibt sie sich auf das Territorium der Reußen, nach Gera, der einstigen Landeshauptstadt des Fürstentums Reuß jüngere Linie. An drei Standorten in Gera konnten Leichenpredigten und sonstige Trauerschriften ermittelt werden: im Evangelischen Kreiskirchenamt, im Stadtarchiv und im Stadtmuseum.

Insgesamt 332 Verstorbene kommen in den 830 Katalogeinträgen vor. Rund zwei Drittel von ihnen gehörten zum Bürgertum. Unter den Hochadligen liegt der Schwerpunkt auf Leichenpredigten aus dem Hause Reuß, vor allem auf deren jüngerer Linie. Aber auch die Ernestiner sind stark vertreten. Über drei Viertel aller Verstorbenen fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Thüringen. In der Häufigkeitsrangfolge der Sterbe- und/oder Beerdigungsorte dominiert Gera deutlich mit fast 36 Prozent. Unter den Druckorten ist das Übergewicht dieser Stadt mit 68 Prozent sogar noch ausgeprägter.

Auch die Geraer Sammlungen enthalten zahlreiche interessante Lebensläufe, wie z.B. die Leichenpredigt auf Andreas Gleich (1625-1693) zeigt, der als Lehrer, Musikdirektor und Figuralkantor am Gymnasium in Gera arbeitete. Das Geld seiner Familie reichte nicht aus, um ihn als jungen Mann auf die Universität zu schicken. Er hatte aber das Glück, dass in seiner Geburtsstadt Erfurt zur damaligen Zeit ein Stadt-Syndikus arbeitete, der ihn und sein musikalisches Talent an seinen Bruder weiterempfahl. Dieser Bruder war Heinrich Schütz, zu jener Zeit sächsischer Kapellmeister in Dresden. Schütz hat den jungen Mann sehr geschätzt und gefördert. Als er 1642 nach Kopenhagen reiste, begleitete ihn Gleich. Dieser erlangte dort "großen Ruhm" und bekam gar angeboten, bei der königlichen Kapelle zu bleiben. Weil ihn aber "das See-Wasser und die ungewohnte Landes-Art nicht leiden wollen", begab er sich 1644 wieder nach Hause. Er starb mit 68 Jahren an einem Lungenleiden, bei dem die erprobten Medikamente nicht wirkten. Das habe, so die Überzeugung des Verfassers, zweifellos daran gelegen, dass "bey dem seeligen Mann die Lunge durch das vielfältige Singen allzusehr angegriffen und geschwächet gewesen" sei.

Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.

Interessenten:

Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

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