Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 53 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

18.01.2013

Kategorie: Neuerscheinungen

Sammlung Leichenpredigten im Schlossmuseum Sondershausen

Marburger Personalschriften-Forschungen Band 53

Band 53 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Sammlung Leichenpredigten im Schlossmuseum Sondershausen. Bearbeitet von Eva-Maria Dickhaut, Daniel Geißler, Birthe zur Nieden, Avraham Siluk, Patrick Sturm und Jörg Witzel. 2012, 2 Bde. 53/1 Katalogteil. XIV, 469 Seiten; 53/2 Registerteil. VIII, 335 Seiten, mit Karte und Diagramm. Kart. ISBN 978-3-515-10319-0-1. EUR 89,00.

 

Das Schlossmuseum Sondershausen befindet sich im ehemaligen Residenzschloss der bis 1909 existierenden Dynastie Schwarzburg-Sondershausen. Neben seinen vielfältigen und reichhaltigen Sammlungen, die in den historischen Räumen des Schlosses präsentiert werden, verfügt das Museum auch über eine Bibliothek. Zusammen mit einer Schwarzburgica-Sammlung wurde 1990 eine gesonderte Leichenpredigten-Sammlung aus den Beständen der Stadt- und Kreisbibliothek von der Museumsbibliothek übernommen. Über die Provenienz dieser "Sammlung Leichenpredigten" ist nichts bekannt. Auffällig ist, dass die mehr als fünfzehnhundert Drucke in der Regel nicht vollständig sind, sondern nur aus dem ersten Bogen mit dem Titelblatt und den Bögen bestehen, welche die Lebensläufe der Verstorbenen umfassen. Fast 97 Prozent der in diesem Katalog versammelten 1.561 Verstorbenen sind dem Bürgertum zuzurechnen. Unter den am häufigsten erscheinenden Beerdigungs- und/oder Sterbeorten überwiegt Leipzig als frühneuzeitliches Zentrum des Buchdrucks und -handels. Leipziger Theologen erscheinen daher besonders häufig. Charakteristisch für Leichenpredigten als Medien der Erinnerungskultur protestantischer bürgerlicher Funktionseliten in der Frühen Neuzeit ist, dass die Bereiche Verwaltung, Kirche und Bildung überwiegen. Der Anteil der Verstorbenen, die in Handwerk und Handel tätig waren, ist deutlich höher als in den vorherigen thüringischen Katalogen der Reihe "Marburger Personalschriften-Forschungen". Viele der Geehrten lebten im 17. Jahrhundert und waren von den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges betroffen. Manche Leichenpredigt berichtet eindrücklich von den Kriegswirren und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung. Mehrere Stücke enthalten ausführliche Reiseberichte. Das Zeitalter der Konfessionalisierung hinterließ ebenfalls Spuren in den Leichenpredigten. Darüber hinaus gewähren die Lebensläufe auch interessante Einblicke in Ausbildung, Beruf und tägliches Leben. Wie sehr die Leichenpredigten nicht nur heute dem Historiker als Quelle dienen, sondern auch den Menschen im 17. Jahrhundert als Erbauungsliteratur, verdeutlicht die Charakterisierung der Anna Christiana Raup (1651-1673). Über die junge Frau wird berichtet, dass sie besonders "die gedruckten Leichenpredigten [liebte], meinete es wäre in denselben kräfftigen Trost zufinden". Deswegen las sie "etliche Volumina solcher gedrukten Leichpredigten aus".

Aus dem Inhalt:

Die Einführung informiert über den Bestand. Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.

Interessenten:

Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

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