Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 48 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

17.04.2009

Kategorie: Neuerscheinungen

Band 48 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg. Nachtrag. 2009, XI, 125 Seiten. ISBN 978-3-515-09352-1. EUR 28,00.

 

Im Jahr 2007 erschien als Band 43 der Marburger Personalschriften-Forschungen der Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg. In der Zwischenzeit ermittelten die Mitarbeiter des Staatsarchives weitere Leichenpredigten und sonstige Trauerschriften, sodass ein Nachtragsband notwendig wurde, der 232 Einträge auf 216 Verstorbene enthält.

Die Mehrzahl der Verstorbenen entstammt dem Bürgertum. Rund 40 Prozent der durch Sterbe-, Beerdigungs- oder Druckort lokalisierbaren Katalogeinträge sind Altenburg und dem Osterland zuzuordnen, weitere 37 Prozent dem heutigen Bundesland Thüringen.

Die in diesem Katalog erfassten Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften sind zum Großteil in der umfangreichen Bibliothek der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes enthalten. Allein 83 Katalogeinträge verzeichnen deutsche Trauergedichte aus der 1701 veröffentlichten Epicediensammlung "Cypressen-Wald" des Altenburger Gymnasialdirek­tors Johann Christoph Wentzel (1659–1723). In zehn Einträgen ist außerdem eine 1691 erschienene Sammlung mit Abdankungen des späteren sachsen-eisenachischen Generalsuperintendenten Georg Götze (1633–1699) erfasst.

Zwei Leichenpredigten sind besonders bemerkenswert. Die Personalia der Predigt auf den Naumburger Archidiakon Andreas Günther (1634–1709) sind größtenteils autobiographisch. Günther war ursprünglich Pfarrer eines Ortes im damaligen Oberungarn, der heutigen Slowakei. Im Zuge der Rekatholisierung wurde er jedoch vertrieben. Wegen der Beschreibung einer Spukerscheinung ist dieser Text aber nicht nur für die Geschichte der Glaubensmigration, sondern auch für die Geschichte des Aberglaubens eine wichtige Quelle. In einer anderen Leichenpredigt wird das tragische Lebensende eines Müllers beschrieben, der 1689 von seiner Ehefrau und ihrem Geliebten, einem Müllergesellen, ermordet wurde. Da die Täter einen Selbstmord durch Erhängen vorgetäuscht hatten und der Ermordete deshalb ohne die üblichen Bestattungsriten beigesetzt worden war, mussten diese einschließlich der Leichenpredigt nachgeholt werden, als das Verbrechen an den Tag gebracht worden war.

 

Aus dem Inhalt:
Das Vorwort informiert über Grundsätzliches bei der Erarbeitung und für die Benutzung des Bandes. Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.


Interessenten:
Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

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