Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 46 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

20.10.2008

Kategorie: Neuerscheinungen

Band 46 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in den Kirchenbibliotheken St. Nikolai und St. Thomas zu Leipzig.
2008, XIV, 216 Seiten. ISBN 978-3-515-09291-3. EUR 34,00.

 

Mit Band 46 der Reihe "Marburger Personalschriften-Forschungen" liegt der zweite Katalog vor, der Leichenpredigten aus Leipziger Bibliotheken und Archiven nachweist. In 434 Einträgen sind die Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften aus der Zeit zwischen 1566 und 1633 der Kirchenbibliotheken St. Nikolai und St. Thomas erfasst, die als Deposita in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt werden.

Außergewöhnlich ist eine Sammlung von Leichenpredigten von Siegfriedus Saccus, die er als Domprediger des Erzstifts Magdeburg in den Jahren von 1567 bis 1592 gehalten hat. In ihnen finden sich detaillierte Informationen über den Gang der Reformation und über Konversionen einzelner Domherren dieses Territoriums sowie eine Auflistung der ersten Domherren nach der Reformation.

Nicht zuletzt spiegeln die Quellen soziale Gepflogenheiten wider. Über eine eigenwillige Form der Geburtstagsfeier berichtet die Leichenpredigt auf den 1592 verstorbenen Sigismund von Forchtenau. Er beging das Gedächtnis seiner Geburt alljährlich am ersten Adventssonntag. Über die Kindheit des Fabianus Klee (1529-1585) wird berichtet, man hätte ihn "in die Schule gethan, da man den jungen Kindern Zucker, Feigen, Rosin und dergleichen zugeben pflag, damit man jnen lust zur Schulen machte".

Opfer von Gewalt und Kriminalität fehlen ebensowenig wie Schilderungen ungewöhnlicher Unfälle, darunter der des Kammerjunkers Hans Jörg von Brand, dessen Leben 1593 durch unbeabsichtigte Schusswaffeneinwirkung endigte. Ein besonders schweres Unglück ereignete sich 1609 in Erfurt, als bei einer Hochzeitsfeier 20 Menschen durch den Einsturz des Hauses ums Leben kamen.

Medizinhistorisch aufschlussreich ist der besonders detaillierte Obduktionsbericht in der Leichenpredigt auf den 1592 verstorbenen Johann Casimir Pfalzgraf bei Rhein. Nicht weniger bemerkenswert sind die Ausführungen von Ioannes Clodwig, Pfarrer in Falkenberg in Oberschlesien, der 1593 in einer Leichenpredigt auf Barbara von Braun eine Analyse der merklich gesunkenen Lebenserwartung in seinem Umfeld anstellte und als Ursachen dafür die Wohnverhältnisse sowie die Ess- und Trinkgewohnheiten seiner Zeitgenossen benannte.


Aus dem Inhalt:
Das Vorwort führt in die geschichtliche Entwicklung und die Zusammensetzung des Bestandes ein und informiert über Grundsätzliches bei der Erarbeitung und für die Benutzung des Bandes. Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.


Interessenten:
Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

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