Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 45 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

26.05.2008

Kategorie: Neuerscheinungen

Band 45 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt. 2008. XIII, 668 Seiten. ISBN 978-3-515-09206-7. EUR 54,00 EUR.

 

Mit diesem Katalog kann bereits der dritte Band des von der Forschungsstelle für Personalschriften bearbeiteten Thüringen-Projekts vorgelegt werden. Mit 1.401 Einträgen werden die Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt nachgewiesen.

Auch in diesem Bestand finden sich etliche ungewöhnliche Fälle, die in der Lage sind, ganz unterschiedliche Forschungsgebiete zu bereichern. Zur Geschichte der Kindheit etwa sind zwei Stücke hervorzuheben, die das besonders innige Verhältnis zwischen Eltern und Kind schildern: Zum einen die Leichenpredigt auf den hochbegabten Albert Anthonius Sommer, der mit vier Jahren bereits 200 lateinische Vokabeln beherrschte und zahlreiche Gebete und Sprüche vortragen konnte, und zum anderen die Leichenpredigt auf den bereits einjährig verstorbenen Ludwig Friedrich Funcke, der dennoch einen vierseitigen Lebenslauf erhielt, in dem eingehend vom Zahnen des Kindes, seiner Krankheit und seinem Tod berichtet wird. Ähnlich deutlich wird die Zuwendung der Eltern zu ihrem Kind im Falle des 1663 mit 25 Jahren verstorbenen Conrad Henning, der krankheitsbedingt 17 Jahre von seiner Familie gepflegt wurde.

Von ganz anderer, aber ebenso lebensbedrohlicher Art waren die schrecklichen Erlebnisse der Regina Kiesewetter, die im Dreißigjährigen Krieg beim Versuch, ihren Ehemann vor marodierenden Soldaten zu schützen, schwer verletzt wurde. Gefahren drohten auch in Friedenszeiten dem reisenden Adligen, wie es in den Personalia auf Hanns Rudolph von Thüna zu lesen ist. Auf seiner Kavalierstour wanderte er zunächst aufgrund ausbleibender Wechsel seiner Eltern zu Fuß durch Brabant und Flandern, um sich darauf nach Grönland zu begeben. Doch er kam nie dort an, denn er und seine Mitreisenden gerieten in ein schweres Unwetter, bei dem sie wohl gerettet wurden, ihr Schiff aber unterging. Nicht nur religionsgeschichtlich interessant dürfte der Fall des Michael Gramann sein, der aus Stadtilm stammte und von 1667-1678 Leibarzt des Zaren in Moskau war. Seine Rückreise nach Stadtilm trat er unter anderem mit zwei "erkaufften Tartarischen Heyden-Kindern aus Calmüken" an, die er in der christlichen Religion unterweisen und in Stadtilm taufen ließ.

Aus dem Inhalt:
Das Vorwort führt in die geschichtliche Entwicklung und die Zusammensetzung des Bestandes ein und informiert über Grundsätzliches bei der Erarbeitung und für die Benutzung des Bandes. Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.

Interessenten:
Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

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