Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 44 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

30.08.2007

Kategorie: Neuerscheinungen

Band 44 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Stadtarchiv Altenburg. 2007. XII, 448 Seiten. ISBN 978-3-515-09107-7. EUR 44,00 EUR.

 

Der in 440 Einträgen erschlossene Leichenpredigtenbestand des Stadtarchivs Altenburg setzt sich überwiegend aus Sammelbänden zusammen. In ihnen wurden zum Teil einzeln publizierte Leichenpredigten jeweils eines Verfassers zusammengebunden, so etwa Stücke von Martin Caselius (1608-1656), Jakob Freiesleben (1598-1657), Christoph Heinrich Löber (1634-1705) und Johann Michael Thomae (1677-1747).

Unter den Leichenpredigten auf Frauen zeichnet sich vor allem diejenige auf Anna Isabella von Heyssberg (1626-1702) durch einen außergewöhnlichen Lebenslauf aus. Die niederösterreichische Adlige geriet in ihrer Heimat wegen ihres offenen Bekenntnisses zum Luthertum in beträchtliche Schwierigkeiten. Nachdem sie zwei ihrer Neffen zur Flucht aus Österreich verholfen hatte, ließ sie kurz darauf zwei ihrer Nichten aus einem Nonnenkloster entführen, um sie außer Landes zu bringen. Vor Gericht wurde sie daraufhin zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach dem Tod ihres katholischen Ehemannes hielt sie sich erst einige Jahre in Ungarn auf, ehe sie 1683 zu Verwandten nach Altenburg reiste, wo sie ihre letzten Lebensjahre zubrachte.

Ungewöhnlich ist der Abdruck persönlicher Briefe an die Kranken bzw. an das Trauerhaus in der Leichenpredigt auf die Niebraer Pfarrersfrau Maria Dorothea Francke (1689-1715) und ihre zwei kleinen Kinder, die allesamt an der Ruhr starben. Dem Witwer wird in diesen Briefen unter anderem tatkräftige Hilfe bei der Versorgung des Viehs oder der Führung seiner Amtsgeschäfte angeboten.

Von den Auswirkungen brutaler Gewalt wissen zwei Lebensläufe aus dem Dreißigjährigen Krieg zu berichten. So hat die spätere Haushälterin Anna Margaretha Weber (1613-1671) im Jahr 1633 ihre Mutter, "welche von Soldaten, die Geld von ihr erpressen wollen, mit brennender Lunden sehr verletzet, und umb ihre Gesundheit gebracht worden, in einem Spraukorb, von einem Berge zum andern getragen, sie von den mörderischen Händen der Soldaten zu erretten". Der Orlamünder Diakon Johann Bonifacius Reuter (1624-1690) fiel als Schüler einer Kriegspartei in die Hände, welche ihn "auffs greulichste tractiret", um Informationen zu erpressen. Nur ein hinzukommender Offizier, der dem Treiben Einhalt gebot, rettete ihm das Leben. Nach dieser Erfahrung gab Reuter vorerst seinen Wunsch zu studieren auf und bettelte sich eine Zeitlang seinen Lebensunterhalt zusammen.


Aus dem Inhalt:

Das Vorwort führt in die geschichtliche Entwicklung und die Zusammensetzung des Bestandes ein und informiert über Grundsätzliches bei der Erarbeitung und für die Benutzung des Bandes. Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.

Interessenten:
Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

 

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