Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 43 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

08.05.2007

Kategorie: Neuerscheinungen

Band 43 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg. 2007. XII, 705 Seiten. ISBN 978-3-515-09044-5. EUR 58,00 EUR.

 

Der vorliegende Katalog erschließt mit 814 Einträgen die Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften des Thüringischen Staatsarchivs Altenburg. 495 Verstorbene gehören dem Adel an, 215 dem Bürgertum. Die Wettiner dominieren mit 45 Verstorbenen erwartungsgemäß in der Gruppe des Hochadels. Den hohen Aufwand, der nach dem Dreißigjährigen Krieg auch von den ernestinischen Wettinern betrieben wurde, um mittels eines umfangreichen Gedenkwerkes nach dem Tod eines Herzogs im Konzert der deutschen Höfe mitspielen zu können und das Prestige der jeweiligen Kleindynastie zu erhöhen, belegen vor allem zwei Leichenpredigten. Diejenige mit der höchsten Seitenzahl in diesem Katalog, nämlich 890 Seiten, ist Friedrich Wilhelm III. Herzog von Sachsen-Altenburg (1603-1669) gewidmet. Sie ist jedoch nicht die am aufwendigsten gestaltete. Als solche kann die Leichenpredigt auf Ernst I., den Frommen, Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601-1675), im Groß-Folio-Format und mit mehreren Kupferstichtafeln illustriert, gelten. Das voluminöse Gedenkwerk wurde in der hohen Auflage von 3.000 Exemplaren verbreitet. Im Altenburger Staatsarchiv finden sich drei davon.

Die zahlreichen Leichenpredigten auf Angehörige des niederen Adels lassen die Lebensverhältnisse dieser sozialen Gruppe vor allem in der Altmark und im Herzogtum Magdeburg plastisch hervortreten. Eine dieser Leichenpredigten schildert ein besonders tragisches Schicksal aus dem Dreißigjährigen Krieg. Justus von Bismarck und drei seiner Kinder starben 1636 an der Pest. Seine Ehefrau Anna war kurz zuvor an einer Frühgeburt gestorben, die durch ein bei einer Plünderung erlittenes Trauma ausgelöst worden war.

Dass nicht ausschließlich Angehörige der Ober- und gehobenen Mittelschicht gedruckte Leichenpredigten erhielten, zeigen die Beispiele des Barbiergesellen Peter Federbusch, der 1668 in Elbing erstochen wurde, sowie des Schneidermeisters Andreas Gunterman (1626-1656) aus dem thüringischen Dorf Oberweimar, dessen Leichenpredigt auf Veranlassung seines Schwagers, eines Papiermachers und Kirchenvorstehers im selben Ort, im Druck herausgegeben wurde.

Auch Michael Neuber (1596-1648) aus Soldin in der Neumark erhielt eine Leichenpredigt. 1618 war er von etlichen Schustergesellen so "zerschlagen" worden, dass er eine geistige Behinderung davontrug. Eine Zeitlang zog er im Gefolge eines Generalwachtmeisters durch die Lande, bis er 1629 in die Obhut der verwitweten Herzogin Anna am Altenburger Hof kam, wo er schließlich starb.

Aus dem Inhalt:
Das Vorwort führt in die geschichtliche Entwicklung und die Zusammensetzung der Bestände ein und informiert über Grundsätzliches bei der Erarbeitung und für die Benutzung des Bandes. Im Katalogteil sind die Einträge nach der alphabetischen Reihenfolge der Namen der Verstorbenen geordnet. Eine differenzierte Nutzung des Kataloges ermöglicht der Registerteil, in dem gezielt nach Personennamen, Berufen, Orten und bildlichen Beigaben gesucht werden kann.

Interessenten:
Kultur-, Literatur-, Kirchen- und Medizinhistoriker, an Historischer Demographie, Historischer Familienforschung und Regionalgeschichte Interessierte, ferner Kunst- und Musikwissenschaftler, Institute, Bibliotheken, Archive und Museen.

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