Forschungsstelle für Personalschriften Marburg

Band 31 der Marburger Personalschriften-Forschungen erschienen

20.12.2001

Kategorie: Neuerscheinungen

Band 31 der Marburger Personalschriften-Forschungen ist erschienen:

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Bibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul zu Görlitz. 2001. XI, 452 Seiten. ISBN 3-515-08165-8. EUR 50,00.

 

In Band 31 der Reihe "Marburger Personalschriften-Forschungen" sind die Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften der Bibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul zu Görlitz verzeichnet. Die Anfänge dieser heute als Kirchen- und "ruhende Traditionsbibliothek" unterhaltenen Büchersammlung, die sich noch immer an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort befindet, reichen wenigstens bis in das 15. Jahrhundert zurück, als der 1439 verstorbene Magister Johann Goschwitz, der als Geistlicher an St. Peter und Paul tätig gewesen war, der Kirche mehr als 70 Bücher hinterließ. 1565 erfolgte die Auflösung dieses Bibliotheksbestandes, der inzwischen auf 116 Bände angewachsen war und in einem Raum unter der Sakristei auf eigens geschaffenen Pulten an Ketten gesichert aufbewahrt wurde. Die nach der Reformation 1525 nicht mehr benötigten zahlreichen liturgischen Bücher aus katholischer Zeit wurden offensichtlich nicht im Bibliotheksraum der Kirche, sondern in deren Sakristei aufbewahrt und entgingen so der erwähnten Auflösung der Bibliothek. Einen Neuanfang erfuhr diese Kirchenbibliothek mit der Übernahme der Büchersammlung des ersten evangelischen Predigers dieses Gotteshauses, Magister Wolfgang Sustelius. Diese rund 45 Bände mit 71 Titeln befanden sich bis 1601 im 'Museum', einem Raum in der Unterkirche. Der Umfang der Bibliothek wuchs, als Lutherbibeln und Werke der Kirchenmusik und der Kirchenordnung beschafft werden mussten. Der Pastor primarius der Kirche, David Vechner (1594-1669), erweiterte die Büchersammlung um exegetische Werke, und Görlitzer Bürger trugen durch Legate und Stiftungen zu ihrem Ausbau bei. Bei dem großen Brand der Kirche im Jahre 1691 blieben die Bücher verschont, deren zahlenmäßiger Umfang 1762 rund 80 Bände betragen haben soll. Eine Vermehrung und Bereicherung um theologische, philosophische und philologische Werke sowie eine Sammlung von Leichenpredigten und Dissertationen erfuhr die Bibliothek 1763 durch die ihr übereignete Büchersammlung des Johann Georg Neumann (1670-1734), der ebenfalls Pastor primarius an dieser Kirche gewesen war.

Der Diakon Gottlieb Christian Giese (1721-1788) gliederte den Bestand in die "Bibliotheca antiqua" und in die "Bibliotheca Neumannia" und inventarisierte und katalogisierte ihn. Seine Arbeit diente schließlich als Grundlage für die 1799 gedruckte Geschichte der Bibliothek. Alfred Zobel (1902-1943), Pfarrer der Dreifaltigkeitsgemeinde in Görlitz, ordnete die Bibliothek neu und verfaßte eine sorgfältige Beschreibung ihrer Entwicklung. Ausgelagerte wertvolle Teile des Altbestandes gelten seit 1945 als verschollen.

Die Bearbeitung von Konvoluten mit Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften, Einzelstücke sind in der Bibliothek nicht enthalten, aber auch von Sammlungen bedeutender Prediger und Rhetoren des 17. Jahrhunderts führte zu 807 Katalogeinträgen. 393 Stücke beziehen sich auf weibliche, 414 wiederum auf männliche Adressaten, von denen 97 als Träger akademischer Grade hervortreten. Von allen Katalogisaten entfallen lediglich 36 auf Angehörige des niederen Adels, wohingegen Mitglieder des Hochadels mit 10 Stücken bedacht worden sind. Auffällig ist die große Anzahl von Leichenpredigten, die Angehörigen des Leipziger Bürgertums, vornehmlich Handwerkern und Handelsherren, gewidmet sind. Die Biographien dieser Verstorbenen gewähren durch ihre zeitliche und räumliche Dichte einen ungewöhnlich deutlichen Einblick in die Lebensvollzüge und in das urbane Selbstbewußtsein dieser Schicht.

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